Gold: Markanter Verkaufsdruck im Wonnemonat Mai
Von Robert Hartmann, Gründer von pro aurum
„Bullen“ und „Bären“ zerren weiterhin am gelben Edelmetall – mit dem Ergebnis, dass man ihm weiterhin eine eher richtungslose Tendenz attestieren kann. Seit dem Jahreswechsel trat der Goldpreis auf Dollarbasis auf der Stelle, während in Euro gerechnet dank der Dollarstärke immerhin ein Plus von drei Prozent zu Buche schlug.
Gold: Marke von 1.300 Dollar bleibt heiß umkämpft
Derzeit kämpft der Goldpreis mit der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 Dollar. Mitte Mai wurde sie erstmals seit Dezember vergangenen Jahres wieder unterschritten. Dabei wurde zudem die langfristige 200-Tage-Linie verletzt, was in der Chartlehre als klares Verkaufssignal gilt. Das vorläufige Tief der aktuell laufenden Korrekturbewegung stellte sich am 21. Mai mit 1.282 Dollar ein. Seitdem hat sich der Goldpreis trotz eines stärkeren US-Dollars wieder leicht erholt. Besonders interessant: Auf Eurobasis hat sich das Gold im Mai markant verteuert. Zeitweise kletterte es sogar auf den höchsten Stand seit über acht Monaten.
World Gold Council wagt langfristigen Ausblick
Im Mai hat der World Gold Council WGC eine Studie veröffentlicht und darin eine Prognose zur Entwicklung des Goldmarktes für die kommenden 30 Jahre gewagt. Ein konkretes Kursziel findet man in der mehr als 50-seitigen Marktanalyse zwar nicht, die Interessenvertretung der Goldindustrie lässt aber zu diversen Marktsegmenten unabhängige Experten und Repräsentanten der WGC-Mitglieder zu Wort kommen. Als besonders interessant erwiesen sich die beiden Kapitel, in denen die Rolle Chinas und Indiens näher beleuchtet wird. Den beiden wichtigsten Goldkonsumenten traut die Organisation zu, in 30 Jahren zu den zwei wirtschaftsstärksten Nationen aufzusteigen. Auf diesem Weg gilt es aber einige Herausforderungen zu bewältigen.
In gleich drei Kapiteln werden die Perspektiven der Goldminenindustrie genauer untersucht. In den vergangenen 30 Jahren haben die traditionellen Goldförderländer Südafrika, USA, Kanada und Australien erheblich an Bedeutung verloren, während Russland und China mittlerweile zu den beiden größten Goldproduzenten aufgestiegen sind. Grundsätzlich geht der World Gold Council davon aus, dass das globale Minenangebot auf lange Sicht sinken wird. In der Studie werden vier Thesen aufgestellt. Erstens: Wirtschaftliches Wachstum ist gut für Gold. Zweitens: Der Technologiesektor wird an Bedeutung gewinnen. Drittens: Goldminen stehen vor großen Herausforderungen. Viertens: Innerhalb der Goldminenindustrie müssen die Produktionsmethoden und die Beziehungen zu Kapitalgebern weiterentwickelt werden.
Ich finde es extrem spannend, dass sich eine Institution wie der World Gold Council heute Gedanken darüber macht, wie der Goldmarkt im Jahr 2048, also in 30 Jahren aussehen könnte. Für mich stellt die Studie eine sehr spannende Reise in die Zukunft des Goldmarkts dar. Die folgenden Erkenntnisse stufe ich als besonders wichtig ein:
- Gold wird in Zeiten der Krise weiterhin ein Zufluchtsort für Menschen bleiben – so wie es immer war.
- Die Goldindustrie wird in den kommenden drei Jahrzehnten wohl nicht ähnliche Mengen an Gold produzieren können wie in den vergangenen dreißig Jahren!
- Die wachsende Mittelschicht in China und Indien, verbunden mit einem breiteren Wirtschaftswachstum, wird sich positiv auf die Goldnachfrage auswirken.
- Umwelt- und Sozialaspekte sowie politische-Fragen werden bei der Neugestaltung der Produktionsmethoden im Bergbau eine immer größere Rolle spielen.
- Mobile Apps für Goldanlagen, die es Einzelpersonen ermöglichen Gold zu kaufen oder zu verkaufen, werden sich in Indien und China rasch etablieren.
- Der Einsatz von Gold in den Bereichen Energie, Gesundheitswesen und Technologie verändert sich rasant. Die Position von Gold als wichtiger Werkstoff dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen und weiterentwickeln.
Hier kann man den kompletten Bericht des World Gold Council herunterladen.
Buffett wettert wieder einmal gegen Gold
Investmentlegende Warren Buffett, Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, ließ bei dem jährlichen Aktionärstreffen mit Kultcharakter in Omaha (Nebraska) seiner Aversion gegen Gold wieder einmal freien Lauf. Seine Argumente gegen Gold basieren bereits seit Längerem im Wesentlichen auf dem Vorwurf, dass das gelbe Edelmetall unproduktiv sei und mit der Performance von Aktien seit Jahrzehnten nicht mithalten könne. Zugegeben, die Outperformance seiner Aktieninvestments gegenüber dem marktbreiten S&P-500-Index ist schon beeindruckend. Dabei sollte aber auf keinen Fall vergessen werden, dass ohne die ultraexpansive Geldpolitik der Notenbanken die Vermögensexplosion der Anlageklassen „Aktien“, „Immobilien“, „Staatsanleihen“ sowie „Kryptowährungen“ sicherlich nicht möglich gewesen wäre.
Da Gold in der Finanzwelt vor allem als alternative Währung oder Krisenwährung wahrgenommen wird, sollte man das gelbe Edelmetall vor allem mit Blick auf dessen Kaufkraft mit Währungen wie dem Dollar bzw. dem Euro vergleichen. Und hier ist das gelbe Edelmetall seit Jahrhunderten seiner Funktion als Inflations- bzw. Vermögensschutz vollauf gerecht geworden. Die Tatsache, dass sich Gold nicht von irgendwelchen Zentralbanken entwerten lässt, dürfte dabei nur einer von vielen Kaufgründen sein. Gold in Form von Barren oder Münzen hat absolut kein Zahlungsausfall- bzw. Kontrahentenrisiko. Während Bankeinlagen oder Anleihen durch Pleiten oder Schuldenschnitte einen Totalverlust erleiden können, ist dieses Risiko bei Gold ausgeschlossen. Letztendlich heißt das: Das gelbe Edelmetall kann nicht auf null fallen. Und auch rein physikalisch betrachtet ist Gold um ein Vielfaches robuster als Wertpapiere, schließlich schmilzt es erst bei Temperaturen von über 1.064 Grad Celsius und in Luft auflösen – also Verdampfen – kann es erst beim Überschreiten des Siedepunkts in Höhe von 2.970 Grad Celsius. Andere Vermögensklassen können sich deutlich schneller in Luft auflösen.
Goldhandel bei pro aurum: Sell in May and …?
Nach wie vor ist das Geschäftsaufkommen mit Privatkunden in Deutschland deutlich schwächer als in den Vorjahren. Dabei nutzen immer mehr Kunden die in Euro gestiegenen Goldpreise zum Ausstieg. Zum einen aus Frustration über die nunmehr seit sechs Jahren anhaltende Korrekturphase und zum anderen aus Liquiditätsgründen. Durchschnittlich kamen im Mai drei bis vier Verkäufer auf zehn Käufer. An einigen Handelstagen gab es sogar ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Käufern und Verkäufern von Goldbarren bzw. -münzen. Ein solch hohes Verkaufsinteresse haben wir bei pro aurum seit Beginn des Jahres 2015 nicht mehr gesehen. Damals sprang der Goldpreis gegen Euro sprunghaft an, nachdem die Schweizer Nationalbank völlig überraschend angekündigt hatte, die Untergrenze des Franken zum Euro bei 1,20 nicht mehr zu verteidigen.
Bei pro aurum ist der Goldhandel mit Blick auf vermögende Kunden angesichts der unsicheren Ausgangslage weiterhin von einer abwartenden Tendenz gekennzeichnet. Obwohl uns immer wieder Kauforders mit niedrigen siebenstelligen Eurobeträgen erreichen, war die vermögende Privatkundschaft in den vergangenen Jahren deutlich aktiver. Angesichts des seit Jahren vorherrschenden Anlagenotstandes ohne die Möglichkeit reale Zinsen risikofrei zu erwirtschaften, stehen viele dieser Anleger „Gewehr bei Fuß“, im Falle von größeren Preisrückgängen einzusteigen. Angesichts der deutlich gestiegenen Goldpreise gegen Euro spürt man die Nervosität dieser Anlegergruppe aktuell deutlich. Viele fragen bei uns nach, ob Sie den Zug schon verpasst haben und erkundigen sich nach unserer kurzfristigen Einschätzung des weiteren Goldpreisverlaufs.