100. Geburtstag von Goldpreis-Fixing – und Manipulations-Gerüchten
Ein ausgewählter und eingeschworener Kreis arrivierter Herren in feinen Anzügen, welche in einem holzvertäfelten Raum um einen Tisch sitzen und Miniaturflaggen heben oder senken – auf den ersten Blick könnte die Szene, welche sich am 12. September 1919 erstmals zutrug, aus einem Hollywood-Film stammen. Tatsächlich handelt es sich bei der Zusammenkunft jedoch nicht um ein Treffen von Mafiosi, sondern um die Geburtsstunde der systematischen Preisfindung für Gold.
In dieser Woche jährte sich zum 100. Mal das erste Goldpreisfixing, welches am 12. September 1919 in London stattfand. Damals trug sich erstmals eine Zeremonie zu, welche jahrzehntelang nicht nur den Goldpreis bewegte, sondern auch Anlass bot für so manche Verschwörungstheorie: Vertreter renommierter Banken fanden sich im Londoner Bankhaus Rothschild zusammen, um im Rahmen einer Auktion den aktuellen Goldpreis zu ermitteln. Während das Fixing ursprünglich mithilfe von kleinen Flaggen erfolgte, wird der Spot-Kurs inzwischen per Telefon und Internet bestimmt. Der Zeitpunkt des Fixings (10:30 Uhr Ortszeit) wurde jedoch beibehalten, inzwischen gibt es zudem eine zweite Fixing-Runde um 15 Uhr Ortszeit.
Fixing als Richtgröße für den Goldhandel des Tages
Das eigentliche Verfahren hat sich, wie die Tagesschau anlässlich des 100. Geburtstags des Goldpreis-Fixings erklärt, nicht geändert: zu Beginn der Sitzung wird ein Preis ausgerufen und es wird geprüft, ob mehr Marktteilnehmer verkaufen oder kaufen wollen. Je nachdem, ob Bullen oder Bären die Oberhand haben, wird der Preis nach oben oder nach unten korrigiert, bis ein gemeinsamer Nenner gefunden ist. Zwar ist dieser Fixingskurs nur eine Momentaufnahme, doch nach Darstellung der Tagesschau gilt er als Richtgröße für den gesamten Goldhandel des Tages.
Nicht zuletzt wegen der anhaltenden Kritik an dem Procedere und dem Verdacht, dass es beim Fixing zu Preisabsprachen kommen könnte, bemühen sich die beteiligten Geldhäuser um Transparenz: Inzwischen wird das Goldpreisfixing von einem Kontrollgremium überwacht, welche der britischen Finanzaufsichtsbehörde untersteht. Zudem sollte durch die Umstellung auf ein internetbasiertes Bieterverfahren die Goldpreisbestimmung noch besser dokumentiert werden. Die Kritiker können diese Veränderungen jedoch nicht zufriedenstellen – die Möglichkeit der Manipulation des Goldpreises bleibt eines der umstrittensten Themen für Edelmetallanleger.
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