Gold: Kaufargumente verpuffen ohne Wirkung
Trotz der politischen Unsicherheit in Europa und der wachsenden Gefahr eines globalen Handelskrieges hat die Schutzfunktion des gelben Edelmetalls im Juni nicht gegriffen. Mit 1.246 Dollar markierte der Goldpreis sogar ein neues Jahrestief.
Dollar als Fluchtwährung gefragter als Gold
Eigentlich hätte die Nachrichtenlage im Juni – zumindest unter Beachtung gängiger Kapitalmarkttheorien – eher für den Krisenschutz Gold sprechen müssen. In der ersten Monatshälfte sorgte zum Beispiel die Ankündigung der neuen italienischen Regierung, radikale Änderungen durchzuführen, zu einer erhöhten Sorge um den Euro. Steuersenkungen, staatliche Investitionen und die eurokritischen Töne diverser Regierungsvertreter haben zeitweise zu einer massiven Kapitalflucht ins Ausland geführt. Medienberichten zufolge soll es sich um Beträge in Höhe von einer Milliarde Euro pro Tag gehandelt haben. In der zweiten Monatshälfte sorgte dann der Streit in der Bundesregierung zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU über die künftige Asylpolitik und den gemeinsamen Eurozonen-Haushalt für zusätzliche Unsicherheit hinsichtlich des Fortbestands der Bundesregierung.
Und auch die Europäische Zentralbank lieferte nach ihrer Sitzung keinen Grund zum Verkauf von Gold, schließlich fiel die angekündigte Normalisierung der Geldpolitik weniger restriktiv als erwartet aus. Aktueller Stand: Bis September wird die EZB weiterhin für 30 Milliarden Euro Anleihen aufkaufen. Danach sollen die Käufe auf monatlich 15 Milliarden Euro halbiert und Ende Dezember komplett eingestellt werden. Außerdem soll es vor Sommer 2019 keine Zinsschritte nach oben geben. Die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen hätte dem gelben Edelmetall aufgrund der geringen Opportunitätskosten (Zinsverzicht) eigentlich in höhere Regionen verhelfen müssen. Zu guter Letzt verpuffte noch ein anderes potenzielles Kaufargument ohne Wirkung: der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China, wo chinesischen Waren im Gegenwert von insgesamt 450 Milliarden Dollar Strafzölle angedroht wurden.
Mir fällt auf, dass nicht nur die geopolitischen Krisenherde, sondern auch die historisch niedrigen Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflation) von den Investoren mehr oder weniger ignoriert werden. Im Grunde ist das fundamentale Umfeld unverändert positiv – nur hilft es aktuell kaum. Der wichtigste Grund hierfür ist die weltweit relativ schwache Nachfrage nach physischem Gold. In einem solchen Umfeld hat der Papiergoldmarkt die Dominanz bei der Preisfindung. Große Player können sowohl am Spotmarkt in London als auch an der Futuresbörse COMEX in New York problemlos Stopp-Loss-Verkäufe der Spekulanten auslösen und somit einfache Gewinne einfahren. Außerdem ist die charttechnische Ausgangslage brisant und die Stimmung unter den Akteuren sehr pessimistisch. Ich teile diesen Pessimismus nicht. Solch depressive Phasen waren in der Vergangenheit oftmals die besten Gelegenheiten, nahe einem Zwischentief zu kaufen.
Goldminen verzeichnen geringeren Verkaufsdruck
Relative Stärke haben im Juni Aktien aus dem Goldminensektor bewiesen. Normalerweise wird solchen Investments eine starke Hebelwirkung gegenüber Gold attestiert – nach oben, aber auch nach unten. In diesem Jahr scheint diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit allerdings nicht gegriffen zu haben. Der Blick auf die Risikokennzahl Volatilität zeigt jedoch weiterhin auf, dass ein indirektes Goldinvestment via Goldminen mit einem deutlich höheren Risiko verbunden ist als ein direktes Goldinvestment. So weist zum Beispiel der vom Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange konzipierte Volatilitätsindex auf Goldminen (Kürzel: VXGDX) mit 20,9 Prozent ein markant höheres Risiko auf als sein Pendant auf Gold (GVZ) auf, wo lediglich ein Wert von 10,8 Prozent angezeigt wird.
Ich gehe davon aus, dass Goldminen gegenwärtig dabei sind, ihre Bodenbildung abzuschließen. Sollte die relative Stärke der Minenwerte anhalten, könnte dies ein Vorbote des nächsten Preisaufschwungs sein. Mich verwundert dieser Trendwechsel nicht, schließlich haben viele der großen Goldförderer aus den Fehlern der Boom-Zeit gelernt und ihre Bilanzen konsolidiert. Der Abbau von Schulden hat dazu geführt, dass die großen Minen derzeit profitabel arbeiten und positive Cashflows generierten. Ein steigender Goldpreis würde für viele Goldminen einen positiven Hebel nach sich ziehen. Beispiel: Angenommen, eine Mine produziert ihr Gold mit 1.100 Dollar, so hat sie beim aktuellen Goldpreis (1.250 Dollar) einen Ertrag von 150 Dollar pro Feinunze. Steigt der Goldpreis nun um zwölf Prozent auf 1.400 Dollar würde sich die Ertragsmarke und somit die Gewinne dieser Mine um 150 Dollar oder umgerechnet 100 Prozent erhöhen. Für die meisten Privatanleger dürfte es aber schwierig sein, die besten Werte dieser Anlageklasse zu identifizieren. Daher rate ich unseren Kunden generell, eher in einem auf Goldminen spezialisierten Fonds zu investieren, weil man hier das Einzelwertrisiko ausschließen und von einer guten Entwicklung des Sektors profitieren kann.
Übrigens: pro aurum ist selbst Initiator eines Mischfonds, der aktuell auf Gold- und Silberminen setzt. Der pro aurum ValueFlex kann über die Börse oder direkt über pro aurum erworben werden.
Obwohl im vergangenen Jahr die geförderte Goldmenge erstmals seit neun Jahren rückläufig war, halte ich die aufkommende Diskussionen um Peak Gold (Fördermaximum) für Unsinn. Man kann bestenfalls von einem Peak Gold für ein bestimmtes Preisniveau sprechen. Der Markt funktioniert ganz einfach: Bei steigenden Goldpreisen wird sich der Goldabbau in einigen Regionen lohnen, bei denen es zu heutigen Kursen keinen Sinn macht. Allein der Preis diktiert, welche Gebiete und Formen des Goldabbaus lohnend sind oder nicht. Als bestes Beispiel eignet sich hier der Ölmarkt: Zigmal wurde in den letzten Jahrzehnten vom Peak Oil berichtet; nur um dann zu erleben, wie neue Fördermethoden wie beispielsweise das Fracking auf einmal, bedingt durch die höheren Ölpreise, profitabel wurden. Dies hat dazu geführt, dass wir statt eines Peak Oil eine massive Ausweitung der Ölproduktion gesehen haben. 2017 hatte dies eine regelrechte „Ölschwemme“ zur Folge.
Oberhalb von 1.100 Euro kommt Verkaufsdruck auf
Nach wie vor kann man die Nachfrage bei pro aurum eher als verhalten bezeichnen. Bei Kursen über 1.100 Euro pro Feinunze nimmt unter unseren Kunden die Zahl der Verkaufsaufträge zu. Allerdings erreichen uns weiterhin Einzelaufträge im unteren bis mittleren siebenstelligen Bereich. Auch von unserer Tochtergesellschaft in der Schweiz ist zu hören, dass sich vermögende Privatkunden und Family Offices nach dem physischen Golderwerb erkundigen und vermehrt Edelmetalle nachfragen. Diese Anlegerschicht ist in der Regel gut informiert und kauft sich mit einem langfristigen Anlagehorizont in die Anlageklasse ein.
Da sich während der Sommermonate die Sorgen um die dauerhafte Werthaltigkeit von Geldvermögen – Urlaub hin, Urlaub her – nicht in Wohlgefallen auflösen werden, können Anleger auch im Juli ihren diesbezüglichen „Informationsdurst“ stillen. Geplant sind diverse Veranstaltungen in Düsseldorf und München. In Düsseldorf können am 4. Juli gleich zwei Vorträge besucht werden, der eine hat das Thema „Cyberkriminalität“ zum Inhalt und wird von Stefan Zöllner vom Polizeipräsidium Düsseldorf gehalten. Danach werden Sie von unserem Münchner Filialleiter Jürgen Birner über die „Vermögens(ver)sicherung mit Gold und Silber“ aufgeklärt. Die Teilnahme ist kostenlos, erfordert allerdings eine Anmeldung. Am 14. Juli (Samstag) können Goldinteressierte um 11.00 Uhr den Vortrag von Jürgen Birner im Münchner „Goldhaus“ besuchen. Wer mag, kann zudem um 10.00 Uhr an einer Führung durch die Münchner Zentrale von pro aurum teilnehmen. Beides ist kostenfrei und erfordert keine Anmeldung.