Ehrbare Kaufleute setzen auf Edelmetalle: Auf der Suche nach Gold in der Hamburger Stadtgeschichte
Auf Buchstaben, in Zeichnungen sowie als Teil von kunstvoll verschnörkelten Verzierungen: Überall im Stadtbild von Hamburg ist Gold zu finden, meist jedoch erst auf den zweiten oder dritten Blick: So thront beispielsweise auf der Turmspitze des Hamburger Rathauses ein vergoldeter Reichsadler und auch das Treppenhaus des historischen Rathauses ist mit Gold geschmückt. Die Hanseaten tragen ihren Reichtum allerdings traditionell nicht allzu offensichtlich zur Schau, an der Elbe regiert das Understatement.
Als Handelsmetropole mit einer Jahrtausende zurückreichenden Geschichte war Hamburg seit jeher eine Stadt des Wohlstandes und damit auch des Goldes. Bereits im vierten Jahrhundert vor Christus soll am Ort des heutigen Hamburgs das erste Mal gehandelt worden sein, im neunten Jahrhundert entstand ein Bistum. Im Jahr 1189 soll Hamburg von Kaiser Friedrich Barbarossa das Hafenrecht erhalten und die gesamte Unterelbe für den Handel freigegeben haben. Spätestens im 14. Jahrhundert war Hamburg einer der wichtigsten Handelsplätze der Welt und wurde deshalb als eine der ersten deutschen Städte in die so genannte „Hanse“ aufgenommen.
Bei der Hanse handelt es sich um einen Städtebund, welcher Mitte des zwölften Jahrhunderts gegründet wurde und bis zum 17. Jahrhundert bestand. In diesem Bund schlossen sich vor allem Kaufleute zusammen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu bündeln und den Seehandel zu optimieren. Zwischen den einzelnen Hansestädten bestand ein Freihandel und Transporte zwischen den Hansestädten wurden auf dem Wasserweg oft in Konvoifahrten organisiert, um die Sicherheit zu erhöhen. Im Laufe der Jahrhunderte gelangten die Hansestädte zu unermesslichem Reichtum und wurden so auch zu Umschlagplätzen von Gold und Silber. Denn im grenzüberschreitenden Handel wurde die Akzeptanz der unterschiedlichen Währungen in erster Linie durch den Edelmetallgehalt sichergestellt – und Gold wurde zu einem weltumspannenden Zahlungsmittel.
Zur Zeit der Städtehanse entwickelte sich Hamburg nicht nur zu einem wichtigen Umschlagplatz, sondern auch zu einem bedeutenden Finanzzentrum in den deutschen Landen. Die Hamburger Börse, welche 1558 eröffnet wurde, zählt zu den ersten dieser Art auf deutschem Boden. Die Börse war damals vor allem ein Ort, an dem Händler ihre Geschäfte abschließen und Neuigkeiten aus aller Welt austauschen konnten und es ist überliefert, dass rund um die Börse bereits damals Gold gehandelt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch der bis heute solide Ruf der Hamburger Kaufleute: Im Jahr 1517 wurde der Verein „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg“ gegründet – dieser Verbund kann durchaus als Vorreiter der Wirtschaftsethik bezeichnet werden.
Bereits in der frühen Neuzeit setzten die Hamburger auf Gold und Silber, um ihre Währung zu stabilisieren und zu einer verlässlichen Recheneinheit im zunehmenden europäischen Handel zu machen. So wurde im Jahr 1619 mit der „Mark Banco“ eine Rechenwährung entwickelt, mit der die Einzahlungen von Kaufleuten in Form von fremden Währungen sowie Edelmetallen in so genannte „Bancotaler“ umgerechnet und als Buchgeld geführt wurden. Die Hamburger Kaufleute wollten dadurch die anhaltende Münzentwertung bekämpfen, welche in den vorherigen Jahrzehnten um sich griff.
Während bereits in den vorherigen Jahrhunderten diverse ausländische Handelsmünzen in Gold in Hamburg im Umlauf waren, erhielt die hamburgische Münze im Jahr 1435 das Recht, eigene Goldmünzen in Gulden-Währung auszubrechen. Später wurden in Hamburg auch Thaler und Portugal Leser geprägt. Im Jahr 1842 wurde die Münz Prägestätte beim großen Hamburger Brand vollkommen zerstört. Mit der Einführung der Mark als Währung im gesamten Kaiserreich sollte auch Norddeutschland wieder die Münzprägung aufgenommen werden, sodass im Jahr 1875 die neue hamburgische Münze eröffnet werden konnte – sie trägt bis heute das Münzzeichen „J“ und prägt unter anderem einen Teil der deutschen Gedenkmünzen in Gold.