Goldreport 8/19 – Goldpreis: Neuer Meilenstein überwunden
In der zweiten Junihälfte überwand der Goldpreis die Hürde von 1.400 Dollar und bereits im August wurde die Marke von 1.500 Dollar „geknackt“. Sollte sich diese Aufwärtsdynamik fortsetzen, könnte es bereits im nächsten Jahr einen Angriff auf das Allzeithoch von über 1.900 Dollar geben.
Wachsende Rezessionssorgen führen zu Kapitalflucht
Die Zahl der Konjunkturpessimisten bekommt immer mehr Zulauf. In den vergangenen Wochen haben sich diesbezüglich unter anderem die Analysten von Morgan Stanley und BlackRock negativ geäußert. Und immer mehr harte Fakten bekräftigen diese Stimmungstendenz. So schrumpfte zum Beispiel die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent. Als akutes Warnzeichen gilt auch das Vorliegen einer inversen Zinskurve in Großbritannien und den USA. Eine solche Sondersituation liegt immer dann vor, wenn Anleihen mit kürzeren Laufzeiten höhere Renditen bieten, als länger laufende Bonds. In den USA wurde Ende August für Dreimonatsgeld eine Rendite von 1,96 Prozent angezeigt, während zehnjährige Renditen auf lediglich 1,53 Prozent kamen. In der Vergangenheit folgten auf inverse Zinskurven mit einer zeitlichen Verzögerung meist Rezessionen. Angesichts der aktuellen Gemengelage sollte man sich darüber nicht zu sehr wundern, schließlich „bekriegen“ sich China und die USA weiterhin mit Sonderzöllen und auch der No-Deal-Brexit dürfte unter dem neuen britischen Premierminister Boris Johnson immer wahrscheinlicher werden.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, stuft die Entwicklung an den Anleihemärkten als historisch einmalige und noch nie dagewesene Fehlentwicklung ein. Und er ist sich sicher, dass es nicht gut ausgehen wird. Selbst Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren weisen derzeit negative Renditen aus. Dies bedeutet: Gläubiger bekommen am Ende der Laufzeit weniger Geld, als sie dem Staat geliehen haben. Vereinfacht ausgedrückt werden Sparer weiterhin bestraft und Schuldner belohnt. Falls es nun – wie von vielen Analysten erwartet zu einer Rezession kommen sollte – werden die Notenbanken versuchen, den Zins noch weiter in den Negativbereich zu drücken. Edelmetallexperte Hartmann sagt: „Spätestens dann werden die Banken beginnen, die Negativzinsen auch an die Sparer weiter zu geben. Ich rechne dann auch mit einer ‚Steuer‘ auf Bargeld.“ Er weist darauf hin, dass sich die Politiker verschiedener Parteien bereits heute mit Ideen übertreffen, wie sich Negativzinsen für Sparer bis zu einem Guthaben von 100.000 Euro vermeiden lassen. All dies sieht Hartmann als Beleg, wie krank das Finanzsystem inzwischen geworden ist. Langfristig betrachtet ist er sich sicher, dass sich hier etwas Neues entwickeln muss.
World Gold Council meldet starke Quartalsdaten
Bereits Anfang des Monats veröffentlichte der World Gold Council seinen Quartalsbericht „Gold Demand Trends“ und hob dabei vier Entwicklungen besonders hervor. Erstens: Die Nettokäufe der Notenbanken legten im zweiten Quartal auf 224,4 Tonnen zu, was einer Steigerung um acht Prozent p.a. entsprach. Auf Halbjahressicht war mit 374,1 Tonnen sogar der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung vor 19 Jahren gemeldet worden. Zweitens: Massive Zuflüsse in Höhe von 67,2 Tonnen gab es bei physisch hinterlegten Gold-ETFs zu beobachten, was deren gehaltene Goldmenge weltweit auf 2.548 Tonnen ansteigen ließ und zu einem neuen Sechsjahreshoch führte. Drittens: Ein leichtes Nachfrageplus gab es in dem mit Abstand wichtigsten Marktsegment zu beobachten, dem Schmucksektor. Weltweit stieg dort die Nachfrage um zwei Prozent p.a. von 520,8 Tonnen (Q2 2018) auf 531,7 Tonnen, was vor allem auf den Nachfrageboom in Indien (plus 12 Prozent p.a.) zurückzuführen war. Viertens: Barren und Münzen waren gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich weniger gefragt. Mit lediglich 218,6 Tonnen war ein Rückgang in Höhe von 12 Prozent p.a. zu beklagen.
Robert Hartmann geht davon aus, Kapital weiterhin vor allem in „Papiergold“ fließen wird und sagt: „Das ganz große Geld institutioneller Anleger, wird immer auf solche Vehikel setzen. Es ist nämlich unmöglich, Goldbarren in der Größenordnung von mehreren Milliarden Euro innerhalb von kurzer Zeit zu kaufen. Der Grund liegt auf der Hand: Gold ist nicht beliebig vermehrbar!“
Kaufrausch bei sogenanntem „Smart Money“
Mitte August veröffentlichte die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) einen Überblick über die Ende Juni maßgeblichen Beteiligungsverhältnisse beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares. Obwohl sich der Goldpreis von Ende März bis Ende Juni um neun Prozent gestiegen ist und sich die hinterlegte Goldmenge von 784,26 auf 794,04 Tonnen (plus 1,2 Prozent) erhöht hat, meldete die SEC eine rückläufige Investitionsquote institutioneller Anleger, die häufig auch als „smart money“ bezeichnet werden. Gegenüber dem Vorquartal kam es nämlich zu einem markanten Minus von 43,6 auf 37,1 Prozent. Unter den insgesamt 1.193 Finanzinstitutionen wurden in den Monaten April bis Juni 25,3 Millionen ETFs verkauft und lediglich 17,4 Millionen Anteile gekauft.
Bei Verkäufern gab es zwei Auffälligkeiten zu beobachten. Zum einen trennte sich Paulson & Co. von über 4,3 Millionen ETFs und halbierte dadurch das Engagement beim SPDR Gold Shares. Mehr als 3,1 Millionen Anteile hat die US-Investmentbank Morgan Stanley verkauft und dadurch ihre ETF-Position um 34,5 Prozent reduziert. Drei Investmentfirmen verspürten in Q2 hingegen einen kräftigen Appetit auf Gold. Dabei handelte es sich um Bank of Nova Scotia (plus 1,04 Millionen Papiere), CI Investments (plus 1,2 Millionen ETFs) und Goldman Sachs (plus 2,05 Millionen Anteile). Vor allem die Käufe der „Goldmänner“ sorgten an den Goldmärkten für erhöhte Aufmerksamkeit, schließlich wird ihnen an den Rohstoffmärkten eine besonders starke Expertise nachgesagt.
Kaufinteresse bei Silber auf Mehrjahreshoch
In der ersten Augustwoche war bei pro aurum laut Edelmetallprofi Hartmann ein relativ ausgewogenes Geschäft registriert worden. An manchen Tagen hielt sich bei Münzen und Barren Angebot und Nachfrage in etwa die Waage. Bei Silber stellte sich die Lage hingegen völlig anders dar. Hier überwog nämlich eindeutig die Nachfrage. Ungefähr neun von zehn Kunden traten als Käufer von Silber auf. Zeitweise kletterte der Verkauf von Silbermünzen und -barren auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders interessant: Eine starke Barrennachfrage für die Verwahrung war in unserem Zollfreilager in Zürich zu beobachten. Kein Wunder, schließlich können dort Silberbarren mehrwertsteuerfrei erworben werden.
Seit der zweiten Augustwoche haben die Verkäufe unserer Kunden nachgelassen. Mittlerweile überwiegt somit wieder das Kaufinteresse. Bei Silber herrscht weiterhin eine hohe Nachfrage, wobei sich das Investoreninteresse vor allem auf die differenzbesteuerten Silberunzen Maple Leaf und Krügerrand konzentriert. Beim Gold waren im August die Goldbarren 50 Gramm, 100 Gramm und 250 Gramm – neben den Unzenmünzen Krügerrand und Philharmoniker – die meistgehandelten Gattungen.
Hinweis in eigener Sache: Im September ist die aktuelle Ausgabe des Kundenmagazins von pro aurum erhältlich,die Online-Version kann man bereits seit einer Woche im Internet herunterladen. Der nächste verkaufsoffene Samstag findet am 14. September in den Filialen Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Dresden, Stuttgart und München statt. Im Münchner „Goldhaus“ wird dieser um einen Vortrag sowie eine Goldhausführung (beide kostenlos) bereichert. Weitere Highlights in den Filialen sind u.a. das Erscheinen des ersten Motives der neuen LUNAR III Serie der Perth Mint und eine besondere Produkt-Aktion mit einem Rabatt von 30,00 Euro pro Stück auf 1 Unze Gold China Panda Münze.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der internet-basierten Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum beteiligten sich im August 966 Anleger (Juli: 1.227). Im Zuge des vierten Monatsgewinns in Folge bei Gold kühlte im August das Kaufinteresse von 49,4 auf 38,1 Prozent spürbar ab. Besonders interessant: Trotz der Edelmetallrally ging die Quote der Verkäufer auf 4,8 Prozent (Juli: 5,1 Prozent) leicht zurück. Mit einem Anstieg von 45,5 auf 57,1 Prozent nimmt mittlerweile eine große Mehrheit der Befragten eine abwartende Haltung ein.
Die gestiegenen Edelmetallpreise hinterließen auch bei der Frage hinsichtlich des aktuellen Preisniveaus ihre Spuren. Derzeit gehen lediglich 50,0 Prozent (Juli: 67,9 Prozent) der Umfrageteilnehmer davon aus, dass Edelmetalle unterbewertet sind. Deutlich gestiegen ist hingegen die Quote derer, die Edelmetalle als überbewertet betrachten. Verglichen mit dem Vormonat war hier ein kräftiger Anstieg von 6,9 auf 21,4 Prozent registriert worden. Lediglich leicht bergauf ging es mit der Einschätzung, dass Edelmetalle gegenwärtig fair bewertet seien. Hier war nämlich ein Zuwachs von 25,2 auf 28,6 Prozent zu beobachten.
Bei der Frage nach den Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal gab es im August signifikante Stimmungsveränderungen zu beobachten. Nachdem im Juli lediglich 9,2 Prozent der Umfrageteilnehmer fallende Notierungen prognostiziert hatten, kletterte diese Quote im August auf 21,4 Prozent. Zugleich kühlte der Optimismus der Anleger deutlich ab, schließlich prognostizieren derzeit lediglich 35,7 Prozent der Befragten steigende Edelmetallpreise (Vormonat: 61,3 Prozent). Eine Mehrheit von 42,9 Prozent rechnet nunmehr mit einem Seitwärtstrend der Edelmetallpreise, nachdem vor einem Monat diesbezüglich eine Quote von 29,4 Prozent zu Buche schlug.
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