Die einfache Gleichung lautet: Gold ist Geld
Laut Wirtschaftstheorie werden mit Geld drei Funktionen verknüpft. Es muss als Zahlungsmittel, als Recheneinheit zur Wertbemessung und als Wertspeicher geeignet sein. Weil Gold sämtliche Bedingungen grundsätzlich erfüllt, kann es getrost als weltweit akzeptiertes Geld betrachtet werden.
Als Zahlungsmittel funktioniert das gelbe Edelmetall bei Kleinbeträgen zugegebenermaßen weniger gut als Geld, schließlich kostet ein Gramm Gold aktuell über 45 Euro und ist somit – im Gegensatz zu Geld – unter praktischen Gesichtspunkten nicht beliebig und vor allem kosteneffizient teilbar. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht beliebig vermehrbar. Die Herstellung von Gold erfordert Kapital, Arbeit und Energie. Wie uns EZB und Fed in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvoll bewiesen haben, trifft dies auf sogenanntes Fiatgeld, also ungedeckte Euros und Dollars, eher nicht zu. Die unter Autofans bekannte lustige Herstellerabkürzung „Fehler in allen Teilen“ für einen italienischen Massenhersteller dürfte auf die heute kursierenden Währungen zwar nicht ganz zutreffen, anerkannte Geldexperten attestieren aber vor allem der europäischen Gemeinschaftswährung erhebliche Konstruktionsfehler. Grundsätzlich kann man die zahlreichen Stützungsmaßnahmen der internationalen Notenbanken aber durchaus als das größte geldpolitische Experiment der Geschichte bezeichnen.
Die drei Geldfunktionen auf Gold übertragen
Übergeordnet betrachtet, kann man Gold dank seiner großen Bekanntheit und Akzeptanz auf jeden Fall eine Zahlungsfunktion bescheinigen, denn schließlich lässt es sich fast überall auf der Welt relativ problemlos in die jeweilige Landeswährung eintauschen. Es gilt als hochliquide und ist seit Jahren sogar online handelbar, wodurch sich die Mobilität und Fungibilität von Gold massiv verbessert haben.
Grundsätzlich lässt sich der Wert von Gold in jeder beliebigen Währung anzeigen. Davon können Sie sich auf der Website goldprice.org überzeugen, wo Preise für das gelbe Edelmetall in über 150 Währungen abrufbar sind. Da zwischen Gold und all den anderen Währungen ein Wechselkurs existiert, kann man die älteste Währung der Welt auch als Recheneinheit nutzen. Die Macher der Goldpreisstudie „In Gold we Trust“ liefern hierfür mit ihrem Gold/Wiesnbier-Ratio den besten Beweis. Sie ermitteln regelmäßig, wie viel Maß Oktoberfestbier für eine Unze Gold erhältlich ist. In den vergangenen 50 Jahren schwankte diese „Recheneinheit“ zwischen 48 Maß (1971) und 227 Maß Bier (1980). Im Jahr 2019 erreichte sie einen Wert von 115 Maß.
Als besonders gutes Geld wird Gold von vielen Menschen angesehen, weil es die Kaufkraft über lange Zeit (über Generationen) erhalten kann. Verunsicherte Anleger haben diese Fähigkeit in den vergangenen Jahren als besonders starkes Kaufargument angesehen. Keine der in Umlauf befindlichen Papierwährungen verfügt auch nur ansatzweise über diese, insbesondere auf lange Sicht, bewährte Wertspeicherfunktion. Während diverse Währungen im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden sind und bei ihren Besitzern mitunter Totalverluste hinterlassen haben, gab es bei Gold noch niemals einen derartigen Totalverlust zu beklagen.
Wichtige Vorteile von Gold gegenüber Geld
In der deutschen Sprache unterscheiden sich Geld und Gold lediglich durch einen kleinen Buchstaben. Anleger und Kapitalmarktexperten sehen zwischen beiden Funktionsträgern hingegen große Unterschiede. Diverse Merkmale und Eigenschaften lassen Gold allerdings in einem erheblich besseren Licht und somit auch als besseres Geld erscheinen. Da wäre zum Beispiel die unterschiedliche Substanz zu sehen. Hier punktet das gelbe Edelmetall in erster Linie dadurch, dass es – im Gegensatz zu Papiergeld – nicht so leicht zu zerstören ist. Gold schmilzt zwar ab 1.064,18 Grad Celsius, in Luft löst es sich allerdings erst ab Temperaturen von 2.856 Grad auf. Papiergeld gilt diesbezüglich als deutlich „empfindlicher“. Das Verbrennen von Geld können selbst Kleinkinder relativ problemlos bewerkstelligen und wird im großen Stil häufig auch von Politikern, Managern und Notenbankern praktiziert.
Doch neben diesen physikalischen Vorteilen spielen bei der Bewertung eines Goldinvestments in der Bevölkerung vor allem psychologische Aspekte eine wichtige Rolle. Laut einer Mitte November vom World Gold Council veröffentlichten Umfrage unter insgesamt 18.000 Menschen aus China, Indien, Deutschland, Russland, Kanada und in den USA herrscht derzeit ein starkes Misstrauen gegenüber den jeweiligen Heimatwährungen. In Indien vertrauen bspw. 75 Prozent der Befragten eher Gold als Währungen, während in China diesbezüglich ein Wert von 69 Prozent ermittelt wurde. Selbst im Heimatland der Weltleitwährung Dollar beläuft sich die Misstrauensquote auf immerhin 60 Prozent. Und in Deutschland vertrauen 57 Prozent der Umfrageteilnehmer der Krisenwährung Gold mehr als der Gemeinschaftswährung Euro.
Herkömmliches Geld erfordert von seinen Besitzern das uneingeschränkte Vertrauen, dass es sich auch in Zukunft in Waren oder Dienstleistungen eintauschen lässt. Wer langfristig denkt und dabei die zahllosen Finanzkrisen der Vergangenheit Revue passieren lässt, sollte sich deshalb diese Frage unbedingt stellen: Gibt es eigentlich eine Behörde, die für die Zahlungsversprechen einst mächtiger Herrscher, Könige oder Diktatoren vergangener Jahrhunderte aufkommt? Deren Schecks löst heute keine Bank mehr ein, ihr ehemaliger Goldbesitz dürfte sich aber höchstwahrscheinlich weiterhin im Umlauf befinden. Somit kann man Gold durchaus als Währung für die Ewigkeit bezeichnen.
Notenbanken „schwören“ auf Gold
Es gibt aber noch weitere Hinweise, warum man Gold als Geld betrachten sollte. Notenbanken zählen zum Beispiel ihre Goldbestände bilanztechnisch zu den Währungsreserven. Dadurch erhalten sie sozusagen Geldstatus. Die niederländische Notenbank (De Nederlandsche Bank) ergriff im Herbst vergangenen Jahres besonders stark Partei für Gold. Weil Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere nicht risikofrei seien, haben die Notenbanker das Edelmetall als „Anker des Vertrauens für das Finanzsystem“ und als „perfektes Sparschwein“ bezeichnet – und darin wird bekanntlich vor allem eines aufbewahrt: Geld. Insgesamt belaufen sich die Goldreserven sämtlicher Zentralbanken auf über 34.500 Tonnen.
Einige Notenbanken großer Industriestaaten achten auf einen besonders hohen Goldanteil ihrer Währungsreserven. Unter den Währungshütern mit den zehn gewichtigsten Goldbeständen belaufen sich die höchsten Goldquoten auf 77,0 Prozent (USA), 73,2 Prozent (Deutschland), 68,4 Prozent (Italien), 68,3 Prozent (Niederlande) und 62,8 Prozent (Frankreich). Deren Zentralbanken halten übrigens seit Jahrzehnten an ihren Goldreserven fest. Dem Staat dienen sie vereinfacht ausgedrückt als „Notgroschen“ – also als Geld für Notfälle. Doch es gibt auch Notenbanken, die seit Jahren im großen Stil Goldkäufe tätigen. In diesem Zusammenhang sind vor allem Russland, die Türkei und China zu nennen. Mit 2,8 Prozent (China), 19,6 Prozent (Russland) und 19,9 Prozent (Türkei) fällt deren Anteil an den Währungsreserven gegenwärtig relativ gering aus. Das heißt: In diesen Ländern existiert offensichtlich weiterhin erheblicher Nachholbedarf.
Vor 1971 war Gold ein Teil des globalen Währungssystems
Diverse weitere Fakten deuten ebenfalls darauf hin, dass Gold als eine Form von Geld anzusehen ist. Zum einen findet Gold in der Bevölkerung vor allem in Form von Münzen reißenden Absatz. Schon allein dieses Erscheinungsbild legt den Schluss nahe, dass Goldmünzen als eine alternative Form von herkömmlichem Geld anzusehen sind. Zum anderen ist auf vielen Goldmünzen in Abhängigkeit vom Gewicht ein bestimmter Nennwert eingeprägt. Beim weltweit beliebtesten Exemplar, dem „Krügerrand“, ist dies zwar nicht der Fall, bei Unzenmünzen des „Wiener Philharmoniker“ (100 Euro), „American Eagle“ (50 US-Dollar), „Maple Leaf“ (50 Kanada-Dollar), „Känguru“ (100 Austral-Dollar) und „Britannia“ (100 Pfund) ist der direkte Geldbezug hingegen besonders offensichtlich.
Einen weiteren Berührungspunkt zu Geld gibt übrigens der Gesetzgeber „höchstpersönlich“ vor. Für mehrwertsteuerbefreites Kapitalanlagegold lautet nämlich eine von vier Bedingungen: Goldmünzen müssen nach dem Jahr 1800 geprägt worden sein und in ihrem jeweiligen Ursprungsland gesetzliches Zahlungsmittel sein bzw. gewesen sein. Außerdem wird Gold ähnlich gehütet wie Geld. So finden sich in vielen Tresoren nicht nur hohe Geldsummen, sondern auch Gold in Form von Münzen, Barren oder Schmuck. Einige Länder lassen ihrem Goldbesitz sogar einen besonders hohen Schutz zukommen und lagern ihn auf militärisch gesicherten Stützpunkten wie zum Beispiel Fort Knox. Unter diesem Aspekt kann man dem Edelmetall von staatlicher Seite sogar eine höhere Wertschätzung als der eigenen Währung attestieren, schließlich wird Geld eher selten von Armeen bewacht.
Mit Blick auf die Substanz von Gold kann man das gelbe Edelmetall als besonders gutes Geld bezeichnen, weil man es nicht wie bedrucktes Papier einfach fälschen kann. Falsche Goldbarren – oder -münzen aus Wolfram oder Blei lassen sich deutlich einfacher identifizieren als eine von Profis gefälschte Banknote. Und last, but not least: Gold war jahrhundertelang ein integraler Bestandteil des globalen Währungssystems. Vor der Aufhebung des Gold-Devisen-Standards im Jahr 1971 galt Gold ganz offiziell als Geld. Das gelbe Edelmetall wurde damals zwar demonetarisiert, wodurch die natürliche Geldfunktion aus politischen Gründen ausgehebelt wurde; de facto hat sie jedoch nie geendet.
Angesichts all dieser Fakten müsste man fast schon die Überschrift dieses Artikels in „Gold ist gleich Geld – nur besser und schöner!“ umändern. Bitte sehen Sie uns nach, dass wir uns für die objektivere Variante entschieden haben.
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