Absenkung der Bargeldgrenze: Die finanzpolitische Überraschung in Friesland
Diese Nachricht passt auf den ersten Blick in die gemütliche Urlaubsidylle auf der Nordseeinsel: Wangerooge will das Kleingeld abschaffen, hieß es im November 2019 in zahlreichen Medienberichten. Denn die örtliche Volksbank möchte künftig keine Münzen zu einem, zwei und fünf Cent auf die Inseln liefern. Das Ganze ist aus Sicht der Presse allerdings halb so wild: Die Preise beim Bäcker oder im Supermarkt sollen künftig keine krummen Beträge mehr umfassen. Zudem wird auf die unkomplizierte Alternative der Kartenzahlung verwiesen.
Die finanzpolitische Überraschung in Friesland macht bei genauerer Betrachtung gleich mehrere Phänomene deutlich: Die Banken und Sparkassen sind aufgrund der Nullzinsphase dazu gezwungen, Dienstleistungen einzustellen oder zusätzliche Gebühren zu verlangen. Freilich kann eine Volksbank nicht das Kleingeld abschaffen, diese Kompetenz liegt bei der Europäischen Zentralbank. Doch wenn der Geldtransporter aus Jever nicht mehr auf die Insel kommt, ist dies nichts anderes als die Abschaffung des Kleingeldes. Die Zeche zahlt der Verbraucher: Preise mit krummen Euro-Beträgen werden wohl kaum abgerundet – stattdessen erfolgt eine heimliche Preissteigerung auf den nächsten runden Euro-Betrag. Und dieser Effekt macht sich auf Dauer durchaus in der Geldbörse bemerkbar.
Aus der Lokalposse lässt sich noch ein weiterer Trend ablesen: Die Abschaffung des Bargeldes wird nicht auf offiziellem Weg und mit einem großen Knall kommen – es wird stattdessen viele kleine Schritte geben. Man denke nur an die Abschaffung des 500-Euro-Scheins: Eigentlich hat diese Entscheidung die meisten Deutschen nicht betroffen (Wer zahlt schon an der Supermarktkasse mit einem so großen Schein?), doch hier wurde ein erster Schritt getan. Wann folgt der 200-Euro-Schein? Oder die Banknote zu 100 Euro? In Großbritannien hat der größte Geldschein einen Gegenwert von nur 50 Pfund – und das Leben auf der Insel läuft auch ohne Noten zu 100, 200 und 500 Pfund reibungslos.
Amazon und Co. forcieren Bargeldabschaffung
Neben diesen vielen kleinen Initiativen von offizieller Seite wird auch die Unternehmenspolitik der Banken und Sparkassen sowie vom Handels- und Dienstleistungssektor die Abschaffung des Bargeldes befördern: In den USA ist es längst üblich, dass Kunden einen Nachlass bekommen, wenn sie mit digitalen Zahlungsdiensten wie “Apple Pay” zahlen. Amazon baut Supermärkte auf, in denen nur noch mit der hauseigenen App bezahlt werden kann. Münzen und Geldscheine müssen in der schönen neuen Welt offenbar draußen bleiben – und im Falle des Tante-Emma-Ladens aus dem Hause Amazon auch die Kunden, welche nicht über die nötige Ausstattung für eine Zahlung verfügen.
Auffällig ist bei den jüngsten Entwicklungen rund um die Abschaffung des Bargeldes, dass die Akteure hinter den Kulissen alles dafür tun, der Bevölkerung das Denken abzunehmen und Vorbehalte zu zerstreuen. Der 500-Euro-Schein? ein Zahlungsmittel für Kriminelle! Kleine Münzeinheiten? Dreckig! Teuer! Lästig! Es kann bei dieser Lesart schnell der Eindruck entstehen, dass die Abschaffung des Bargeldes der Bevölkerung zugutekommt. Tatsächlich werden dadurch aber fundamentale Freiheitsrechte eingeschränkt, die digitale Kluft wird vergrößert – und es entsteht der gläserne Bürger, der sein Geld ordentlich versteuert hat und trotzdem unter Generalverdacht gestellt wird.
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