ARD-Doku: Bargeld-Abschaffung führt direkt in den Überwachungsstaat
Auch wenn sie ihn im Alltag wohl nur selten verwenden: Die Abschaffung des 500-Euro-Scheines hat viele Deutsche verärgert. Denn mit dem großen Euro-Geschein verschwindet auch ein Stück der Souveränität jedes einzelnen Bürgers – die Sorge vor dem „gläsernen“ Menschen ist allgegenwärtig. Die ARD geht dieser Sorge nun auf den Grund: In einer Reportage untersucht sie die „No-Cash“-Zukunft und berichtet über eine Allianz aus Ökonomen, Konzernen und Staaten, welche dem Bargeld auf internationaler Ebene den Kampf ansagt.
In der ARD-Dokumentation „Welt ohne Geld – wie die Abschaffung von Banknoten vorangetrieben wird“ wird eindrucksvoll die Zukunft der totalen Überwachung verdeutlicht. Firmen wie PayPal, paydirekt, Visa und Mastercard verdienen sich mit dem bargeldlosen und möglichst unkomplizierten Bezahlen eine goldene Nase, denn sie kassieren pro Transaktion einen kleinen Teil des Geldes. Die Internet-Riesen Google und Amazon sind ebenfalls auf dem Weg in den „No-Cash-Markt“. Länder wie Schweden machen vor, wie es auch eines Tages in Deutschland aussehen könnte: Sogar auf dem Flohmarkt wird bargeldlos gezahlt.
In der Dokumentation kommen viele Kritiker dieser Entwicklung zu Wort: „Bargeld hat keine Fürsprecher mehr“, sagt beispielsweise der ehemalige Investmentbanker und Autor Brett Scott. Dabei sei Bargeld gelebter Datenschutz, denn niemand wisse, wofür die Menschen ihr Geld ausgeben. Und genau hier setzen die Bargeld-Kritiker an. Sie werden nicht müde, von Schattenwirtschaft und Schwarzgeld zu berichten: „Große Banknoten werden für dunkle Geschäfte benutzt“, meint beispielsweise der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff.
Allerdings lassen sich wohl die meisten Menschen, die täglich mit Münzen und Barren bezahlen, nicht mit der organisierten Kriminalität in Verbindung bringen. Dennoch geben sie bereitwillig ihre Daten her und zahlen dafür sogar noch Gebühren. Die Folgen sind verheerend – es geht nicht weniger als ein „Raum der Freiheit“ verloren. Denn neben Unternehmen interessiert sich auch die Politik für das Kleingeld ihrer Bürger: „Wir werden in eine Art Überwachungssystem überführt, es ist eine neue Form der Kontrolle“, warnt Autor Brett Scott. Zwar ist, wie die Dokumentation deutlich macht, in Deutschland eine Abschaffung des Bargeldes wohl noch nicht umsetzbar, weil die Deutschen am liebsten mit Münzen und Banknoten bezahlen, doch die Richtung geht eindeutig hin zu einem Geldsystem, welches nicht mehr in den Geldbörsen der Menschen existiert.