Bares ist Wahres: Kartenzahlungen in ganz Deutschland weiterhin gestört
Wer hätte gedacht, dass Millionen Menschen in Deutschland von einem Schlag auf den anderen zahlungsunfähig werden? Genau das ist in den letzten Tagen passiert: An der Supermarktkasse, beim Tanken oder beim Frisör – überall streikten die Kartenlesegeräte. Anstelle der Freigabe der Zahlungen kamen Fehlermeldungen – obwohl die Konten der Kunden gedeckt waren. Sie konnten also nicht auf ihr Geld zugreifen und mussten sich anderweitig behelfen. Es kam zu vielen unangenehmen und peinlichen Situationen – es sei denn, man hatte Bargeld dabei.
Das alte Sprichwort „Cash is king“ bekam in den letzten Tagen eine ganz neue Bedeutung in Deutschland – denn in der breiten Öffentlichkeit war eindrucksvoll zu beobachten, warum an eine Abschaffung des Bargeldes noch lange nicht zu denken ist. Ein Softwareproblem in einem weit verbreiteten Kartenlesegerät hat dazu geführt, dass bargeldlose Zahlungen in den meisten Annahmestellen in Deutschland nicht mehr möglich waren. Und Entwarnung gibt es noch nicht, zwar soll inzwischen ein Softwareupdate vorliegen, das jedoch erst getestet und dann an jedem Kartenleseterminal vor Ort eingespielt werden soll: „Die Version ist nicht stabil genug, um sie flächendeckend einzusetzen“, teilte der Frankfurter Dienstleister Payone am Wochenende dem Redaktionsnetzwerk Deutschland mit.
Für Kunden in ganz Deutschland haben die Softwareprobleme massive Auswirkungen – sie können Giro-, Kredit- und andere Bankkarten nicht zum Bezahlen einsetzen. Vielerorts werden sie auf Geldautomaten verwiesen und sollen Bargeld abheben. Dies ist weiterhin möglich, doch beim Einsatz der Geldkarte bei einer fremden Bank werden saftige Gebühren fällig – meist sind es mindestens fünf Euro pro Abhebung. Die Banken verdienen also an dem Totalausfall der Zahlungssysteme kräftig mit. Vor allem in Supermärkten ist die Problematik zu beobachten – es werden also vor allem diejenigen getroffen, die sowieso wenig Geld haben.
In der Tagespresse ist die Meinung zu dem Zwischenfall eindeutig – die Kommentatoren weisen einhellig und teils mit drastischen Worten darauf hin, dass an ein Ende des Bargeldes nicht zu denken sei: „EC-Karten-Ausfall: Bargeld ist das neue Klopapier, oder: Über Geld spricht man doch!“, heißt es beispielsweise in den Blättern des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages.
Die Deutschen profitieren nun allerdings davon, dass sie im Hinblick auf Geld gute Gewohnheiten pflegen, denn hierzulande ist Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel: Nach einer Erhebung der Onlineplattform „Statista“ gaben 72 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten an der Kasse mit Bargeld bezahlt zu haben. Weit dahinter liegt die EC-Karte mit 54 Prozent, gefolgt von der Kreditkarte mit 29 Prozent.
Allerdings haben die digitalen Bezahlmethoden in Zeiten der Corona-Pandemie stark zugenommen und die Regierungen sowie Notenbanken treiben die Abschaffung des Bargeldes immer weiter voran, zuletzt durch die erneute Absenkung der Bargeldgrenze oder der Abschaffung der 500-Euro-Banknote.
Creator: Christian Horz
File#: 1287874390
Bildquelle: istockphoto.com