Kryptowährung hin, Karten- und Handyzahlung her – für einen Abgesang auf das – insbesondere in Deutschland – sehr beliebte Bargeld scheint die Zeit keineswegs reif zu sein. Gute Gründe, an der Zahlungsmethode Bargeld festzuhalten, lieferten Mitte Februar die Deutsche Bundesbank sowie im April das britische Sicherheitsunternehmen G4S.
Bargeld genießt weltweit große Bedeutung
So hat zum Beispiel die Bundesbank im Februar eine Studie zum „Zahlungsverhalten in Deutschland 2017“ veröffentlicht und als Ergänzung ein fast zehnminütiges Video mit dem Titel „Der Bargeldkreislauf in Deutschland“ veröffentlicht, in dem sich unter anderem Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Vorstand Carl-Ludwig Thiele für den Erhalt von Bargeld aussprechen. Eine wichtige Erkenntnis: „Die überwiegende Mehrheit der Befragten (88 Prozent) möchte auch in Zukunft unverändert mit Bargeld bezahlen und lehnt eine Bargeldabschaffung oder -einschränkung ab.“
Dass auch für den Rest der Welt Bargeld extrem wichtig ist, hat die fast 200 Seiten starke Studie „Cash Report 2018“ der britischen Sicherheitsfirma G4S gezeigt. Untersucht wurden 47 Länder, die insgesamt einen Anteil von 75 Prozent der Weltbevölkerung und 90 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts repräsentieren. Dabei hat sich Bargeld in vielen Ländern als die mit Abstand am meisten verbreitete Form der Bezahlung erwiesen. Außerdem habe die globale Bargeldmenge im Betrachtungszeitraum von 2011 bis 2016 deutlich zugenommen. In diesen fünf Jahren hat sich der Anteil des Bargeldumlaufs von 8,1 Prozent (2011) auf 9,6 Prozent (2016) erhöht.
Starke regionale Unterschiede
Einen besonders hohen Stellenwert genießt Bargeld vor allem in Südamerika, wo der Bargeldumlauf auf eine Quote von 16 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung kommt. In Nordamerika sieht die Lage hingegen deutlich anders aus. Dort kommt Bargeld vor allem bei Transaktionen unter 25 Dollar (50 Prozent) bzw. 10 Dollar (60 Prozent) zum Einsatz. In Europa werden 79 Prozent der Vor-Ort-Verkäufe und 60 Prozent sämtlicher Kauf-Transaktionen in bar abgewickelt. Besonders interessant: In Schweden, wo 1661 die ersten Banknoten Europas eingeführt wurden, scheint das Interesse an Bargeld europaweit am geringsten zu sein. Der dortige Boom des Online-Handels hat die Bargeldquote auf 20 Prozent zurückfallen lassen. Unterboten wird dieser Wert von Südkorea, wo sich die Regierung eine Reduktion des Bargeldumlaufs zum Ziel gesetzt hat. Dort ist die Bargeldquote mittlerweile auf 14 Prozent gesunken. In zahlreichen Ländern Asiens und des Mittleren Ostens werden 75 Prozent der Online-Verkäufe per Nachnahme bezahlt, was die hohe Akzeptanz von Bargeld kaum beeinträchtigt hat. Da laut G4S weltweit zwei Milliarden Menschen kein Bankkonto haben, sind diese besonders stark auf die Zahlungsmethode Bargeld angewiesen.
Das sind die Vorzüge von Bargeld
Die Manager der globalen Sicherheitsfirma haben natürlich ein existenzielles Interesse daran, dass die Zahlungsmethode via Bargeld nicht eingeschränkt oder gar abgeschafft wird. Dennoch scheint deren Argumentation und Fürsprache sinnvoll, zutreffend und nachvollziehbar zu sein. Diese wurden in insgesamt sechs Kategorien zusammengefasst. So wurde bspw. angemerkt, dass für Konsumenten und zahlreiche Geschäftsmodelle nach wie vor die Barzahlung am kosteneffizientesten fungiert. Das Einbinden der Zahlungsmethode Cash eröffnet Geschäftstreibenden eine wichtige Zielgruppe, deren Ausschluss zu Umsatzeinbußen führen könnte. Außerdem sind bei Bargeschäften – außer dem Käufer und dem Verkäufer – keine Drittparteien involviert, was das Vertrauen in die Transaktion erhöht. Wer Bargeld besitzt, ist nicht auf die zuverlässige Funktion elektronischer Infrastruktur (Banken, Börsen, Kryptowährungen) angewiesen und bleibt somit auch bei Systemausfällen „liquide“. Bargeld in physischer Form ist sofort einsetzbar und es entstehen in der Regel keine zusätzlichen Gebühren bei der Nutzung. Ein großer Vorteil dürfte für viele Barzahler aber auch die Diskretion von Cash-Transaktionen darstellen, da keine persönlichen Daten preisgegeben werden müssen, was somit einen perfekten Datenschutz garantiert.
Als tägliches Zahlungsmittel genießt Bargeld zweifellos einen guten Ruf – ob es sich auf lange Sicht angesichts der globalen Schuldenexplosion in den Sektoren Staat, Unternehmen und Privathaushalte auch als Wertaufbewahrungsmittel eignet, sollte jeder Besitzer von Geld allerdings kritisch hinterfragen. Niemand sollte dabei vergessen, dass Geld lediglich aufwendig bedrucktes Papier mit geringem Materialwert repräsentiert. Gold unterscheidet sich unter orthografischen Aspekten lediglich durch einen Buchstaben von Geld, als Mittel zum Werterhalt liegen zwischen beiden Währungen jedoch Welten. Unter diesem Aspekt funktioniert und überzeugt Gold seit mehreren tausend Jahren.