Bargeldabschaffung in Italien: Bonus für den gläsernen Bürger
Die europaweite Abschaffung des 500-Euro-Scheines sowie die Abkehr von kleinen Cent-Münzen werden von kritischen Beobachtern als Schritte auf dem Weg zur Abschaffung des Bargeldes verstanden – und manche Länder beschreiten diesen Weg offenbar besonders energisch: Laut einem Bericht der „ARD“ will die Regierung von Italien nun ein Gesetz erlassen, mit dem Bargeld-Einkäufe erschwert und Kartenzahlungen gefördert werden, um die Steuerhinterziehung zu bekämpfen.
Wie die „ARD“ berichtet, sind Bargeldzahlungen in Italien bislang noch äußerst beliebt. Allerding soll durch Barzahlungen oft die Mehrwertsteuer umgangen werden, wie es in dem Bericht heißt – das italienische Statistikamt geht davon aus, dass dem Staat dadurch jährlich bis zu 200 Milliarden Euro durch die Lappen gehen – diese Zahl ist vor allem deshalb kurios, weil Italien hochverschuldet ist. Die Rechnung in Rom lautet daher offenbar: Mit mehr Steuerehrlichkeit könnte der gigantische Schuldenberg abgetragen werden.
Die Regierung um Premierminister Giuseppe Conte möchte nun ab 2021 einen “Superbonus” an Verbraucher ausschütten, welche elektronische Zahlungsmittel nutzen. Wenn Geschäft keine Kartenzahlung akzeptieren, sollen Bußgelder fällig werden. Rund 7,2 Milliarden Euro soll das Gesetzt, welches vom Ministerrat verabschiedet wurde, pro Jahr zusätzlich in die Staatskasse spülen.
Die neueste Gesetzesinitative dürfte nicht die letzte Maßnahme der italienischen Regierung zur Zurückdrängung des Bargeldes sein. Italien hat sich bereits von den kleinen Cent-Münzen verabschiedet. Und die Obergrenze für Barzahlungen in Italien soll in den nächsten zwei Jahren von bisher 3.000 auf 2.000 Euro gesenkt werden. Das langfristige Ziel: 1.000 Euro.
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