Besuch auf der Münzenmesse in Peking
Viele Jahre war China der wichtigste Abnehmer für Gold auf dem Weltmarkt, doch zuletzt war Indien der Volksrepublik dicht auf den Fersen. Beide Länder liefern sich ein Wettrennen um die Vorherrschaft auf dem Goldmarkt – und wer sich zuletzt auf der “Beijing International Coin Expo” in Peking umsah, stellte fest, dass Edelmetalle eine goldene Zukunft in dem sozialistischen Land haben. Die Messe ist der zentrale Anlaufpunkt für Sammler und Anleger im asiatischen Raum – und die Reporter des pro aurum Newsrooms hatten die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Rundgang.
Obwohl es sich bei der “BICE”-Show eigentlich um eine klassische Münzenmesse handelte, dominierte ein großes Thema die Messe: Das Edelmetall-Investment steht bei den Chinesen ganz groß im Kurs. Und damit sind nicht nur die klassischen Bullionprägungen gemeint. Nur ein Beispiel: Haben Sie schon mal einen 50 Zentimeter großen Teekrug aus purem Silber gesehen? Wenn nicht, werden Sie in Peking fündig – denn die “Beijing International Coin Expo” ist mehr als eine reine Münzenbörse. Die erstarkende Mittelschicht in China sucht nach Wegen abseits von Aktien und Anleihen, um ihr Geld zu sichern und zu vermehren. Oft werden dafür historische Symbole aus dem chinesischen Mondkalender in alle erdenklichen Formen aus Gold und Silber gegossen. Manches wirkt aus deutscher Sicht kitschig, doch immer mehr Chinesen leisten sich offenbar gern solche Extravaganzen.
Unangefochtener Superstar: Der China-Panda
Neben allerlei exotischen Preziosen aus Gold und Silber gab es jedoch einen unangefochtenen Superstar auf der Messe: Der “China Panda” als Investment-Münze aus Gold und Silber. Die neuen Ausgaben des Jahrgangs 2018 waren an fast jedem Stand zu bekommen. Dies hat auch einen besonderen Grund: In China bleibt der Vertrieb der Edelmetallmünzen insbesondere den Banken vorbehalten. Und so entsteht beim Rundgang über die Messe leicht der Eindruck, dass die “Beijing International Coin Expo” tatsächlich eine Bankenmesse ist – die vielen Geschäftsbanken haben mindestens ein Drittel der gesamten Ausstellungsfläche besetzt. An private Edelmetallhändler wie pro aurum ist in China nicht zu denken – es gibt zwar Edelmetallhandelshäuser, doch diese sind enge Partner der “China Gold Coin Incorporation” und haben den Status eines “offiziellen Vertriebspartners”.
Welche Rolle die China Panda Münzen beim wirtschaftlichen Siegeszug der Volksrepublik China spielen, wurde bei der offiziellen Produktpräsentation der neuen Panda Münzen deutlich: Mit einem aufwändigen Imagefilm wurden die internationalen Gäste auf die Neugestaltung eingestimmt, mit dramatischer Musik und herzergreifenden Szenen die Verankerung des Münzensammelns und Edelmetall-Investments in der chinesischen Gesellschaft dargestellt. Der China Panda, so die offizielle Darstellung im Werbefilm, ist ein generationsübergreifendes Zeichen von Stabilität – passionierte Sammler mit jahrzehntelanger Erfahrung teilen ihre Leidenschaft mit dem numismatischen Nachwuchs. Wenn in dem Film beispielsweise die dynamische Enkelin ihrem erwartungsvollen Großvater die neuesten Panda-Münzen von der Bank mitbringt und alle gemeinsam die Münzensammlung bestaunen, wird die politische Dimension der Numismatik deutlich – Münzensammeln wird als jahrtausende alte Tradition und das Edelmetall-Investment als oberste Bürgerpflicht präsentiert.
Präsenz der wichtigsten Produzenten
Die Nachfrage nach Gold und Silber dürfte in China also wohl auch in Zukunft noch lange anhalten – dafür sorgte auch die starke Präsenz der wichtigsten Produzenten von modernen Anlagemünzen in Peking. Die Perth Mint, die britische Royal Mint, die Royal Canadian Mint sowie die Münze Österreich waren mit prächtigen Messeständen vertreten. Die Bedienung der Kundschaft wurde mithilfe von örtlichen Partnern sichergestellt – so ergaben sich ganz besondere Momente der Völkerverständigung, wenn beispielsweise ein Chinese im Auftrag der Münze Österreich in der Kulisse einer zünftigen Almhütte die Prägungen aus Wien schmackhaft macht. Und europäische Produkte stehen bei den chinesischen Sammlern besonders hoch im Kurs.
Ein Besuch auf der “Beijing International Coin Expo” ist abgesehen von der starken Präsenz der Edelmetallprodukte auch ein willkommener Anlass für einen Blick in die Zukunft – denn viele Trends, die in Deutschland noch in den Kinderschuhen stecken, sind dort bereits alltäglich. Nur ein Beispiel: Die Chinesen haben offenbar ein inniges Verhältnis zu ihren eigenen Scheinen und Geldstücken – doch im Alltag nutzen sie die bunten Scheine mit dem ewigen Vorsitzenden Mao und die Yuan-Münzen kaum. Stattdessen ist das Smartphone immer griffbereit: Dienste wie “Alipay”, entwickelt von dem Erfinder der Handelsplattform “Alibaba”, machen das Bezahlen kinderleicht, auch auf der Messe. Sogar Hobby-Händler akzeptieren an ihren kleinen Messeständen die Zahlung per Handy-App und Internetzugang.