Completer Coin: Krönender Abschluss für die königlichen Biester
Die Royal Mint aus Großbritannien gehört zu den traditionsreichsten Prägestätten der Welt, im Produktsegment der Edelmetall-Anlagemünzen fristeten die Briten allerdings lange ein Schattendasein. Mit der Britannia hatten sie eine Bullion-Münze im Programm, aufgrund der vergleichsweise niedrigen Auflagen spielte die britische Antwort auf den Krügerrand jedoch nur eine untergeordnete Rolle.
Im Jahr 2016 änderte sich das Image der Royal Mint jedoch schlagartig, als sie eine neue Anlagemünzenserie vorstellte. Unter dem Namen „Queen’s Beasts“ wurden zweimal jährlich in einer insgesamt zehnteiligen Serie neue Motive vorgestellt. Die Münzen zeigten Wappentiere aus der britischen Genealogie. Auf den ersten Blick mutete diese Themenwahl aus deutscher Sicht kurios an, doch Sammler und Anleger verliebten sich in die königlichen Biester.
Als vor wenigen Monaten die letzte der zehn Motive auf den Markt kam, war die Meinung in der numismatischen Gemeinde einhellig – es sollte nicht die letzte Münze mit den Biestern aus Großbritannien werden. Und im walisischen Llantrisant wurden die Wünsche offenbar erhört. So hat sich die Royal Mint kurzerhand entschieden, eine elfte Münze zu entwickeln – und hierbei handelt es sich um eine echte numismatische Innovation.
Bei der so genannten „Completer Coin“ handelt es sich streng genommen nicht um ein Einzelmotiv aus der zehnteiligen Serie, sondern um eine Zusammenfassung der gesamten Reihe. Auf dem Münzmotiv sind alle zehn Motive der „Queen’s Beasts“-Serie zwischen 2016 und 2021 ringförmig abgebildet. Die Münze markiert somit einen fulminanten Höhepunkt und komplettiert, wie der Name schon sagt, eine der beliebtesten Münzenserien der vergangenen Jahre.
Mit den Queen‘s Beasts ist der Royal Mint das Kunststück gelungen, eine Münzenserie zu etablieren, die für Sammler und Anleger gleichermaßen interessant ist. Zwar wurden die Münzen aus Gold, Silber und Platin in erster Linie als Investment konzipiert, allerdings halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach die Prägeauflage äußerst gering ist. Auch wenn die Briten keine offiziellen Zahlen bekannt geben, haben sich einzelne Motive zu gesuchten Raritäten entwickelt und der Sammlerwert liegt weit über dem eigentlichen Metallpreis.
Die Queen‘s Beasts gehen auf eine Skulpturenserie zurück, die im Jahr 1953 angefertigt wurde. Damals kam die junge Königin Elisabeth II. auf den britischen Thron und in der Westminster-Abtei sollten die vielfältigen verwandtschaftlichen Verbindungen der Königin in den britischen Adel verdeutlicht werden. So wurden zehn Wappentiere ausgewählt, die in Form von Statuen gestaltet wurden. Inzwischen sind die Figuren im kanadischen Geschichtsmuseum in Gatineau zu bewundern.
Die außergewöhnliche Nachfrage nach den bisherigen zehn Standard-Münzen aus der Queen’s-Beasts-Serie lässt erahnen, wie stark die Nachfrage nach der ersten „Completer Coin“ der Bullion-Welt ausfallen wird. Denn bislang hat es nie zuvor eine Sonderprägung gegeben, mit der eine Münzenserie zusammengefasst und abgeschlossen wird. Und wer weiß, vielleicht werden andere Prägestätten eines Tages diesem Beispiel folgen?
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