DDR-Gedenkmünzen: Gesuchte Zeitdokumente der deutschen Geldgeschichte
Die Deutsche Demokratische Republik ist verschwunden, aber ihre Währung lebt in vielen Münzsammlungen in ganz Deutschland weiter – bei stabilen Marktpreisen.
Als am 1. Juli 1990 die D-Mark in die ehemalige DDR kam und die deutsche Wiedervereinigung im Portemonnaie aller Deutschen greifbar wurde, wollte niemand das „alte“ Geld behalten – die als „Aluminiumchips“ verteufelten Kleinstmünzen wurden säckeweise für westdeutsche Mark getauscht, und auf den großen Münzenbörsen in München und Berlin machten sich viele Sammler aus dem Osten daran, ihre DDR-Münzen schnellstmöglich in „blaue Kacheln“ umzuwandeln (so hießen die 100-Mark-Scheine volkstümlich) damals). Die Sammlergemeinde in Ost und West wuchs schnell zusammen, doch die DDR-Gedenkmünzen wurden in der Aufbruchsstimmung der frühen neunziger Jahre zum numismatischen Schrott.
Dreißig Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist das Interesse an der numismatischen Geschichte der DDR massiv gestiegen – viele Sammler, die zu DDR-Zeiten nicht die Möglichkeit hatten, die begehrten Gedenkmünzen zu erwerben, nutzen nun die Gelegenheit, ihre Sammlung mit lang ersehnten Stücken zu vervollständigen. Außerdem ist davon auszugehen, dass nur noch ein Bruchteil der ursprünglich geprägten Auflagen vorhanden ist. Viele Münzen wurden aus ihren ursprünglich versiegelten Kapseln entfernt.
Und auch für Sammler, die nicht in der DDR lebten, sind Sammlermünzen aus dem zweiten deutschen Staat attraktiv: Durch den Zusammenbruch der DDR ist das Sammelgebiet geschlossen und mit insgesamt 122 Gedenkmünzen recht überschaubar. Unter den Gedenkmünzen, die zwischen 1966 und 1990 geprägt wurden, gibt es Münzen für jedes Budget – so werden sowohl junge Sammler mit kleinem Geldbeutel als auch passionierte Numismatiker mit gehobenem Budget fündig. Während einzelne Stücke in Millionenhöhe für den Umlauf geprägt wurden, darunter ein Fünfmarkstück aus dem Jahr 1969 zum 20. Jahrestag der DDR, sind vor allem die Münzen in Polierter Platte begehrt. Diese Sammlereditionen wurden meist in einer Auflage von nur wenigen tausend Stück geprägt.
Die Gedenkmünzen der DDR sind nicht nur Sammlerstücke, sondern auch beeindruckende zeitgeschichtliche Dokumente – und viele Details der DDR-Geschichte lassen sich anhand einzelner Münzen veranschaulichen. So versuchte die Staatsführung Ende der 1960er Jahre, sich mit einer neuen Währungsbezeichnung vom kapitalistischen Westen abzugrenzen. Doch die „Mark der Notenbank“, kurz „MDN“, blieb eine historische Randnotiz und wurde nur auf drei Gedenkmünzen geprägt.
Das große Interesse an Gedenkmünzen aus der ehemaligen DDR lässt sich nur teilweise durch eine seit der Wiedervereinigung anhaltende allgemeine „Ostalgie“ erklären. Die geringen Auflagenzahlen, insbesondere der Silber-Gedenkmünzen, die im Ausland oder über Intershop-Märkte zum Devisenerwerb verkauft wurden, in Kombination mit dem Design der Münzen machen sie attraktiv.
Die nüchterne Gestaltung der Motive, die zu Gunsten der staatstragenden Symbolik auf allzu gewagte Experimente verzichtete, stellte die Graveure vor eine besondere Herausforderung: Sie mussten historische Ereignisse, zeitgenössische Persönlichkeiten und sozialistische Symbole möglichst originalgetreu auf die Münze übertragen und so sind zahlreiche Kunstwerke im Taschenformat entstanden.
Während die Bundesrepublik Deutschland bereits zu Beginn der fünfziger Jahre die ersten Gedenkmünzen herausgab und bis 1990 auf das Münzzeichen „A“ verzichten musste, kam der sozialistische Bruderstaat vergleichsweise „spät“: Die erste DDR-Gedenkmünze wurde erst 1966 ausgegeben, ehrte den Künstler Karl Friedrich Schinkel. Doch die Staatsführung wusste, dass mit „silbernen Ehrengedächtnissen“ nicht nur die heimische Sammlergemeinde, sondern auch die wohlhabende Öffentlichkeit im Ausland beglückt werden konnte. Fremdwährung und Werbung für den Sozialismus – diese beiden „Vorteile“ sorgten dafür, dass die Prägung von Gedenkmünzen in der DDR ab 1966 beträchtliche Ausmaße annahm.
Bei Motivwahl und Gestaltung waren keinerlei Experimente zu beobachten: Im Fokus standen vor allem historische Ereignisse und berühmte Persönlichkeiten der (ost-)deutschen Geschichte. Aber auch die Münzen, die in der Berliner Münzstätte hergestellt wurden, unterscheiden sich in einem Detail: Der Randsteg, der das Münzbild beim Stapeln vor Abrieb schützen sollte, wurde kurzerhand weggelassen. Die Reliefs mussten daher „abgesenkt“ werden, damit die Münze von der Seite betrachtet wie eine flache Form oder Schale aussieht.
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