Derzeit keine negative Korrelation zwischen Entwicklung der Aktien und der Edelmetalle
Von Robert Hartmann , Mitgründer von pro aurum
Der Monat März war gekennzeichnet von einer anhaltenden Seitwärtstendenz, wobei sich die Trading Range gegenüber dem Vormonat von 54 auf 50 Dollar etwas verkleinert hat. Vereinfacht ausgedrückt lässt sich folgendes Fazit ziehen: Zinsängste sorgten für Verkaufsdruck, Handelskriegsängste generierten Kaufinteresse.
Dirk Müller spricht in diesem Beitrag über die Aktienmärkte, Gold und die Politik der Notenbanken:
In der Eurozone dominierten in den vergangenen Wochen vor allem zwei Themenkomplexe die Diskussionen: auf der einen Seite die neue Bundesregierung und auf der anderen Seite der Wahlausgang in Italien, wo vor allem europafeindliche Kräfte stärker geworden sind. Nachdem sich die Mehrheit der SPD-Mitglieder für eine erneute Große Koalition entschieden haben, nahm die neue Regierungsmannschaft ihre Arbeit auf. Für deutsche Anleger und Steuerzahler dürfte dabei vor allem eine Personalie besonders kritisch beäugt worden sein. SPD-Mann Olaf Scholz übernimmt von CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble das Bundesfinanzministerium. In der Regierungserklärung von Olaf Scholz wurde zwar die Notwendigkeit einer soliden Finanzpolitik, die Ablehnung neuer Schulden und das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts (schwarze Null) bekräftigt, zugleich kündigte er aber auch Investitionen in die Infrastruktur, in Wissenschaft und Forschung sowie in den sozialen Wohnungsbau und die Förderung von Wohneigentum (Baukindergeld) an. Außerdem erklärte Scholz: „Wir sind uns aber darüber klar, dass Deutschland nach dem Brexit einen größeren Beitrag leisten muss als bisher.“ Anleger sollten hier besonders hellhörig geworden sein.
Außerdem ist zu befürchten, dass das deutsche Einlagensicherungssystem in den kommenden Jahren weiter aufgeweicht wird. Vermögende Privatkunden droht im Falle einer Bankpleite bereits heute Ungemach. Denn Einlagen sind pro Bankverbindung nur noch bis 100.000 Euro vor einer Zahlungsunfähigkeit des jeweiligen Instituts geschützt und Strafzinsen für hohe Privatvermögen sind mittlerweile auch keine Seltenheit. Als Nächstes droht durch die von der EU-Kommission angestrebte Bankenunion, dass Deutschland in Zukunft auch für Bankeinlagen im restlichen Europa wird haften müssen. Auch der Trend zur Vergemeinschaftung von Schulden dürfte weiter zunehmen, vorangetrieben durch die EU-Kommission und Frankreich. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass diverse Rettungsfonds, Anleihekaufprogramme sowie der EU-Haushalt usw. aufgrund der daraus resultierenden Haftungsrisiken bereits heute zu einer verdeckten Vergemeinschaftung geführt haben. Diese Entwicklung dürfte mit der neuen Bundesregierung eher forciert als zurückgedreht werden.
Aus charttechnischer Sicht steigt die Spannung
Ich traue den zuvor erwähnten politischen Entwicklungen dieser Dimension bestenfalls einen kurzfristigen Einfluss auf die Edelmetallpreise zu. Gemäß dem alten Händlersprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“ sollte man den Ereignissen in Italien und den Äußerungen des neuen deutschen Finanzministers mit Blick auf die eigenen Anlageentscheidungen keine große Bedeutung einräumen. Selbst der Brexit oder die Wahl Trumps haben nicht dafür gesorgt, dass die seit 2012 zu beobachtende Korrekturbewegung des Goldpreises beendet werden konnte, obwohl dies unter politischen Aspekten viel wichtigere Ereignisse waren. Ich gehe davon aus, dass die Notierungen von Gold und Silber erst dann wieder nachhaltig steigen werden, wenn sich das Sentiment der Investoren zum Positiven verändere und die globale Nachfrage nach physischen Edelmetallen wieder deutlich anziehe. Derzeit blicke Ich sehr genau auf die Preisbewegungen, denn aus charttechnischer Sicht ist die Situation äußerst interessant. Die Stimmung der Marktteilnehmer ist negativ und das gelbe Metall bewegt sich unweit der entscheidenden Widerstandslinien bei 1.375 Dollar pro Feinunze. Sollte hier ein Ausbruch nach oben gelingen, halte ich einen schnellen Anstieg in Richtung 1.500 Dollar für sehr wahrscheinlich.
USA hält Finanzmärkte in Atem
Jenseits des Atlantiks ist die Lage für Investoren ähnlich besorgniserregend. So kletterten zum Beispiel die US-Staatsschulden im März auf ein neues Rekordhoch. Eigentlich war US-Präsident Donald Trump angetreten, um die Verschuldung der USA zu reduzieren. Doch nach der Amtsübernahme im Januar 2017 wurde im September die Marke von 20 Billionen Dollar überschritten und nun der neue Rekord von über 21 Billionen Dollar erzielt. Doch damit nicht genug – weitere Unsicherheitsfaktoren in Form der geplanten US-Steuerreform und der eingeführten US-Strafzölle für Stahl und Aluminium belasten derzeit die Stimmung an den Finanzmärkten. Man darf daher gespannt sein, ob die US-Wirtschaft von der „America-First-Politik“ profitieren oder darunter leiden wird. Sollte es nicht bei den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium bleiben, dürfte ein Szenario besonders wahrscheinlich sein: eine beschleunigte Inflation. Denn sämtliche via Strafzölle „künstlich verteuerten“ Produkte erhöhen nicht nur deren Preise, sondern reduzieren möglicherweise den Lebenskomfort der US-Amerikaner. Der an die US-Amerikaner gerichtete Rat der Chinesen, zwecks Reduzierung des eigenen Handelsbilanzdefizits härter zu arbeiten, dürfte zum selben Ergebnis führen und den US-Amerikanern ebenfalls nicht gefallen.
Für mich ist offensichtlich, dass an den Aktienbörsen die zunehmende Gefahr eines weltweiten Handelskrieges zu einer deutlich höheren Schwankungsintensität der Kurse geführt hat. Ich bezweifle jedoch, dass derzeit eine negative Korrelation zwischen der Entwicklung bei Aktien und Edelmetallen existiert. Mit Blick auf den Kurverlauf beider Anlageklassen seit dem Jahr 2000 kann man nämlich feststellen, dass es lange Phasen gab, in denen sich Gold und Aktien parallel nach oben (2002 bis 2007 und 2015 bis heute) bzw. nach unten (2008 bis 2009) entwickelt hat. Deshalb halte ich es für gefährlich, die Bewegungen an den Weltbörsen zum Anlass zu nehmen, Gold und Silber zu kaufen bzw. zu verkaufen. Vielmehr betrachte ich die andauernde Lethargie bei den Edelmetallen als eine gute Chance, sich langfristig zu vernünftigen Kursen einzukaufen. Grundsätzlich rate ich zu regelmäßigen Käufen und einem Edelmetall-Portfolio in einer Größenordnung von insgesamt 10 bis 20 Prozent des Gesamtvermögens, welches aus ungefähr drei Viertel Gold und einem Viertel Silber bestehen sollte. Damit sollte man dann jede zukünftige Krise an den Finanzmärkten gut überstehen können.
Auch die US-Geldpolitik wird immer wieder als wichtiger Impulsgeber an den Edelmetallmärkten genannt. Wie erwartet hat die amerikanische Notenbank Fed am 21. März die Leitzinsen auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben. Wie schon bei den vorherigen Zinserhöhungen sind Gold und Silber unmittelbar nach der Entscheidung markant angestiegen. Für mich ist klar, dass dieses Ereignis bereits komplett eingepreist war und damit für die Marktteilnehmer keine Überraschung darstellte. Meiner Meinung nach ist es wichtiger, auf den realen Zins zu schauen, also auf den Nominalzins minus die Inflationsrate. Solange sich dieser nahe der Nulllinie oder sogar darunter bewegt, stellt dies ein ideales Umfeld für die weiterhin positive Entwicklung der Anlageklasse Edelmetalle dar.
Impulsarmer Edelmetallhandel im März
Im März verlief bei pro aurum der Handel von Barren und Münzen gegenüber dem Vormonat nur wenig verändert. Privatkunden agierten unverändert defensiv, was sich im Vergleich zu den Vorjahren in etwas geringeren Umsätzen niedergeschlagen hat. Besonders interessant: Die Nachfrage von institutionellen Kunden – vor allem aus dem europäischen Ausland – ist nach wie vor sehr respektabel. Umsatzspitzenreiter bei den Goldbarren waren die Gewichtseinheiten 100 Gramm und 1.000 Gramm. Bei den Münzen waren die Unzenstücke Maple Leaf und Krügerrand am stärksten gefragt. Den Blick auf Silber gerichtet, konzentrierte sich die Nachfrage vor allem auf die Unzenmünzen des kanadischen Maple Leaf und des australischen Känguru.
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