Die Geschichte des Geldes: Von Gold und Silber zum Papier – Teil II
Die sechs Eigenschaften von gutem Geld
In der Vergangenheit als auch in der Zukunft wird solides Geld stets durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet sein:
– Das Allerwichtigste ist, dass es sich um ein reelles und physisches Gut handeln muss, welches von breiten Teilen der Marktteilnehmer als wertvoll betrachtet wird bevor es überhaupt zu Geld wird.
– Weiterhin muss es durch die Natur kreiert werden, da es sonst auf ewig der Willkür von Menschen ausgeliefert ist.
– Bei den sechs Eigenschaften handelt es sich um Knappheit, Teilbarkeit, Haltbarkeit, Fungibilität, Wettbewerb und Wertspeicher.
Zunächst gehen wir auf die Knappheit ein. Wenn ein Gut nicht durch die Natur in seinem Auftreten eingeschränkt wird, oder es künstlich produziert oder gefälscht werden kann, so eignet sich dieses Gut nicht für echtes Geld, da es nicht als Wertspeicher zu gebrauchen ist. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass es über die Zeit stets an Wert verlieren würde. Natürlich ist uns bewusst, dass ein Wert subjektiv sein kann. Dennoch führt die Knappheit, also die limitierte und endliche Erwerbbarkeit eines jeden Gutes oder Ressource dazu, dass Menschen über längere Zeit sicher sein können, dass ihr Gut an Kaufkraft gewinnt und nicht verliert. Dies sichert über die Zeit die Rolle des Gutes als Wertspeicher, so wie es sich bei Gold bestätigt hat, als die reinste Form des Geldes seit tausenden von Jahren.
Die zweite Kerneigenschaft ist die Teilbarkeit des realen Gutes. Besonders in der Vergangenheit war die Teilbarkeit ein zentraler Faktor für gutes Geld. Es musste ohne Wertverlust in größere und kleinere Portionen umwandelbar sein, um Transaktionen jeder Größe zu ermöglichen. Auch wenn dies in der heutigen, durch Technologie geprägten Welt, ein weniger zwingender Punkt ist, so spielt die Teilbarkeit dennoch weiterhin eine Rolle für physische „offline“ Transaktionen, die insbesondere in Zeiten systematischer Krisen ein zentraler Punkt sind.
Echtes Geld musste stets den Test der Zeit sowie harte Umstände überstehen. Da dies auch in der Zukunft so bleiben wird, ist Haltbarkeit die dritte der sechs Eigenschaften. Denn wer möchte schon mit Geld bezahlt werden, welches zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst, kaputt oder abgenutzt ist. In die Haltbarkeit wird zum Beispiel bei der Rücklage von Ersparnissen vertraut oder wenn man sein Vermögen an seine Nachkommen weiterreichen möchte. Hierfür braucht es Geld, welches man auf unbegrenzte Zeit und wo immer man möchte physisch speichern kann.
Eine weitere Eigenschaft ist die Fungibilität, welche die Austauschbarkeit eines Gutes oder Vermögenswertes mit anderen individuellen Gütern oder Vermögenswerten derselben Art beschreibt. Ein aktuelles Beispiel für die heutige Fungibilität wäre eine Goldmünze wie der weltbekannte Krügerrand, bei dem jede Münze als gleichwertig angesehen wird. Vermögenswerte mit dieser Eigenschaft erleichtern den Austausch und die Handelsprozesse, da durch die Austauschbarkeit angenommen wird, dass jeder den Wert aller Güter dieser Klasse als den gleichen erachtet.
Es ist unausweichlich, dass Marktteilnehmer in der Lage sein müssen, eigenständig zu wählen, was als Geld akzeptiert wird. Nur so kann echtes Geld entstehen. Daher ist Wettbewerb eine notwendige Eigenschaft. Im Gegensatz dazu führten Systeme mit gesetzlichen Zahlungsmitteln historisch stets zu Missbrauch. Dies rührt daher, dass eine Regierung bestimmt, welche Wertmarke oder welches Stück Papier als Geld anzusehen und zu benutzen ist. Oftmals ging dies sogar so weit, dass eine Regierung auf die ausschließliche Verwendung des von ihr bestimmten „Geldes“ bestand. Der Missbrauch dieses Privilegs führte dazu, dass diese Währungen ihre Kaufkraft im Laufe der Zeit verloren und den Menschen ihre Möglichkeit des sparen nahmen. Im 20. Jahrhundert hatten wir über 50 Hyperinflationen mit der vollständigen Zerstörung staatlicher Währungen.
Schlussendlich muss solides Geld einen verlässlichen Wertspeicher darstellen. Die Kaufkraft des Geldes muss beständig sein und sollte Sparen mit dem Wissen ermöglichen, dass diese Ersparnisse zu einem späteren Zeitpunkt die gleiche Qualität und Quantität kaufen werden wie heute.
Durch das Durcharbeiten dieser essentiellen Eigenschaften und Funktionen von solidem Geld wird klar, dass insbesondere Gold und Silber alle diese Kriterien erfüllen, wogegen sich das heutige Fiat Geld nicht einmal als eine schlechte Alternative qualifizieren kann. Dieser starke Kontrast erinnert an die Worte von Norm Franz: „Gold ist das Geld der Könige, Silber ist das Geld der Gentleman, Tausch ist das Geld des Bauern, und Schulden sind das Geld der Sklaven.“
Abschluss
Dieser kurze Blick in die Geschichte des Geldes sollte Anlass geben sich zu überlegen, warum wir heute da sind, wo wir sind: Wir befinden uns vor einem riesigen Berg an Staatsverschuldung, welchen man so in der Geschichte der Menschheit noch nie zuvor gesehen hat.
Darüber hinaus führen Inflation und die damit verbundene Enteignung mittels Umverteilung zur Verarmung, insbesondere der produktiven Mittelschicht. Dies geschieht nahezu unentdeckt, mittels der heimlichen, schädlichen „Steuer“ – Inflation!
Trotz alledem haben Regierungen im Jahrzentelangen Kampf gegen solides Geld noch nicht final gesiegt. Auch wenn seine Handlungen nicht dem entsprechen, zeigen die Worte von Alan Greenspan aus seinem Aufsatz „Gold und wirtschaftliche Freiheit“ aus dem Jahr 1966, dass ein klares Verständnis für das System und seine Verwundbarkeit besteht:
„Dies ist das schäbige Geheimnis, das hinter der Verteufelung des Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die “versteckte” Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind.“
© Claudio Grass, Hünenberg, Schweiz
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