In einem bewaldeten Gebiet, Hunderte von Kilometern von der pulsierenden Metropole London entfernt, liegt in einem kleinen walisischen Dorf eine unscheinbare Fabrik mit grauen Mauern, deren Produkte jeder Brite und Hunderte von Millionen weiterer Menschen in mindestens 60 Ländern der Welt verwenden – ohne sie jemals „gekauft“ zu haben. Stattdessen gibt es die kleinen Kunstwerke, die in Llantrisant hergestellt werden, bei Banken oder an der Supermarktkasse.
Die Rede ist von der Royal Mint, also der offiziellen Prägestätte des Vereinigten Königreichs, die sich einen exzellenten Ruf als weltweit führende Münzprägeanstalt erworben hat. Seit dem Jahr 886 stellt die „Mint“ die Versorgung der Briten mit Münzen sicher; sie hatte ihren Sitz fast 1.100 Jahre in London. Neben Münzen werden seit 1980 in Llantrisant in Wales auch Medaillen hergestellt – darunter auch die Trophäen für die Olympischen Spiele im Jahr 2012 in London.
Der „Sovereign“ erschien erstmals im Jahr 1489 als neue Goldwährung
Das älteste Investment-Produkt der Royal Mint entstand in einer Zeit, in der die Wertanlage mit Gold und Silber für alle Bevölkerungsschichten noch völlig undenkbar war: Der „Sovereign“ erschien erstmals im Jahr 1489 als neue Goldwährung des Tudor-Königs Henry VII. Die bis dahin größte Münze Englands erlebte daraufhin eine wechselhafte Geschichte mit mehreren Unterbrechungen, doch die Legende lebt bis heute.
Die „Sovereigns“ der Neuzeit erscheinen seit 1817 mit fast der Hälfte des Gewichts und Durchmessers der ursprünglichen Münzen. Seitdem ist auf der Rückseite nicht mehr das traditionelle Wappenbildnis zu sehen, sondern das legendäre Motiv des Heiligen Georgs im Kampf mit dem Drachen aus der Feder des italienischen Graveurs Benedetto Pistrucci. Mit dieser Gestaltung trat der Sovereign einen Siegeszug um die ganze Welt an und wurde zwischenzeitlich auch in Kanada, Australien, Indien und Südafrika geprägt.
Bis heute hat sich die Gestaltung der Rückseite (mit Ausnahme weniger Sonderprägungen zu besonderen Ereignissen) nicht geändert, auf der Vorderseite ist der jeweils regierende Monarch zu sehen – seit der ersten Neuprägung nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1957 ziert das Bildnis von Queen Elizabeth II. die Bildseite des Sovereign. Der Sovereign ist somit auch ein faszinierendes Zeugnis der britischen Monarchie der vergangenen Jahrhunderte.
Die „Britannia“ ist eine wichtige Botschafterin auf dem Markt für Anlagemünzen
Für viele Edelmetall-Anleger ist die jahrhundertelange Geschichte des Sovereign eine große Überraschung; sie kennen die Goldmünze vor allem als Investment-Alternative zu den klassischen Bullion-Goldunzen. Doch die Royal Mint hat für Anleger und Sammler noch viel mehr zu bieten: Die „Britannia“ ist seit 1987 in Gold und seit 1997 auch in Silber eine wichtige Botschafterin auf dem weltweiten Markt für Edelmetall-Anlagemünzen. Das weltberühmte Motiv sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert, zudem hat die Royal Mint in der Vergangenheit die Anleger und Sammler auch mit wechselnden Motiven erfreut.
Zum absoluten Bestseller hat sich neben der „Britannia“ die „Queen’s Beasts“-Kollektion entwickelt. Als die Serie im Jahr 2016 erstmals aufgelegt wurde, wagte die Royal Mint ein Experiment: Sie gab erstmals Silberanlagemünzen mit einem Gewicht von zwei Unzen anstelle des klassischen Gewichts von einer Unze heraus. Und der Mut der Royal Mint war von Erfolg gekrönt – die „Queen’s Beasts“ zählen inzwischen zu den beliebtesten Bullionprodukten in Silber und auch in Gold, nicht zuletzt wegen ihrer hochwertigen Gestaltung: Auf jeder Prägung ist eines der Wappentiere zu sehen, die bei der Krönung von Queen Elizabeth II. Wache standen. Jedes Tier symbolisiert eine der königlichen Erblinien von Queen Elizabeth; mit zwei geplanten Ausgaben pro Jahr endet die Serie im Jahr 2021.
Die Royal Mint beherrscht nicht nur die Verwandlung von Edelmetallen wie Gold und Silber in geprägte Kunstwerke, sie stellt auch hochwertige Umlaufmünzen her – nicht nur für die eigene Bevölkerung im Vereinigten Königreich, sondern auch für Dutzende anderer Staaten der Welt. Eine besondere numismatische Innovation brachte sie im März 2017 in Umlauf, welche in kürzester Zeit das Image als „sicherste Münze der Welt“ bekommen hat: Eine Bimetallmünze mit zwölf Ecken und einem Nennwert von einem Pfund ersetzte die kleinen und dicken Pfund-Münzen, welche jeder aus dem letzten Englandurlaub kennt und die besonders leicht zu fälschen waren. Mit der neuen Form und dem Einsatz von zwei Metallen will die Royal Mint den Fälschern nun das Leben schwer machen. Mit „Sicherheit auf Banknotenniveau“ hat die Royal Mint beim Schutz vor gefälschtem Umlaufgeld neue Maßstäbe gesetzt, unter anderem durch ein Latentbild sowie eine Mikroschrift. Auch die gefrästen Kantenrillen an jeder zweiten Eckseite rund um die geformte Münzkante sorgen dafür, dass eine massenhafte Produktion in Fälscherwerkstätten erschwert wird.