Die USA zetteln einen Handelskrieg an, Europa und Russland versinken geradewegs in einem neuen „Kalten Krieg“ – schon lange hat auf der Weltbühne nicht mehr so viel Unsicherheit geherrscht wie derzeit. Eigentlich wäre ein „sicherer Hafen“ wie Gold also dringend nötig, doch das gelbe Metall bewegt sich seit Monaten kaum von der Stelle. Für den Finanzmarktexperten Dirk Müller alias „Mister Dax“ ist dies jedoch keinesfalls ein schlechtes Zeichen: „Es gibt momentan keinen Hype um Edelmetalle. Das kann man auch positiv bewerten, denn man sollte ja investieren, wenn nicht alle investieren.“ Müller bescheinigt Gold einen Ausbruch aus dem seit 2011 währenden Abwärtstrend mit neuen Zielen bei 1.350 US-Dollar und darüber.
Ein Crash an den Aktienmärkten wäre dann wahrscheinlicher
Im Gespräch mit dem Internetportal „finanzen.net“ spricht Dirk Müller eindringliche Warnungen aus: „Wenn der Handelskrieg Realität werden wird, also viele Länder mit Gegenmaßnahmen auf die protektionistischen Töne aus den USA reagieren werden, dann werden sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft deutlich eintrüben. Ein Crash an den Aktienmärkten würde dann wahrscheinlicher.“ Das noch größere Risiko sieht Müller jedoch in China, wo eine „unglaublich fragile Wirtschaftsstruktur“ stets vom Einsturz bedroht ist. Zahlungsschwierigkeiten der großen Konzerne in Verbindung mit steigenden Zinsen verschlimmern die Lage von Tag zu Tag.
Steigende Zinsen sind die größte Gefahr für die globale Finanzstabilität
Ohnehin sind nach Einschätzung von Dirk Müller viele Aktien, vor allem in den USA, sportlich bewertet. Müller warnt: „Steigende US-Zinsen werden am Ende der Auslöser für das große Beben sein. Die Aktienmärkte wurden seit 2009 durchgehend von der lockeren Geldpolitik der Notenbanken getrieben, die zunehmenden Geldmengen liefen parallel zu den Rekordständen der Indizes.“ In den USA sind nach Beobachtung von Dirk Müller die Studenten- und Automobilkredite auf Rekordniveau. „Das sind häufig Kredite mit sehr schwachen Schuldnern. Steigende Zinsen werden sofort zu einer steigenden Anzahl von Kreditausfällen führen“, erklärt Dirk Müller und unterstreicht: „Steigende Zinsen sind meines Erachtens die größte Gefahr für die globale Finanzstabilität.“
Auch für Europa sieht Dirk Müller noch keinen Grund zur Entwarnung, auch wenn der Euroraum inzwischen bei Anlegern an Beliebtheit gewinnt. „Das Thema Eurokrise ist für mein Dafürhalten nach wie vor vital“, stellt Müller klar und erklärt, dass die Spannungen aufgrund der Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten der EU noch weiter zunehmen. Er erwartet, dass die EZB die Zinsen auf absehbare Zeit gar nicht erhöhen kann. „Die Eurokrise ist nicht weg, sie wurde nur durch die Geldschwemme der Notenbanken unter der Decke gehalten“, kritisiert Müller. Unter EZB-Präsident Mario Draghi sei auch keine neue Politik zu erwarten, da er die italienischen Banken und Schuldner ohne Rücksicht auf die langfristigen Schäden in Schutz nimmt.