Edler Vermögensschutz feiert starkes Comeback
Ein Beitrag von Robert Hartmann, Mit-Gründer von pro aurum
Nach Jahren der Stagnation gelang dem Goldpreis im Jahr 2019 ein eindrucksvolles Comeback. Auf Dollarbasis brach er aus dem mehrjährigen Seitwärtstrend nach oben aus und in Euro gerechnet markierte er im September sogar ein neues Rekordhoch.
Kauflaune dank Kurswechsel der Fed
In den ersten fünf Monaten pendelte das gelbe Edelmetall noch relativ lustlos um die Marke von 1.300 Dollar. Danach fielen aber auch die Marken von 1.400 und 1.500 Dollar. Nachdem im Jahr zuvor die starke US-Wirtschaft das Interesse an dem edlen Vermögensschutz stark gedämpft hatte, galt deren nachlassende Wachstumsdynamik heuer als Ursache für die bis dato starke Performance des Goldpreises. Da der Handelskrieg zwischen den USA und China mittlerweile seit über einem Jahr anhält und Hoffnungen auf eine Lösung des Handelskonflikts stets enttäuscht wurden, belasten die Straf- und Vergeltungszölle mittlerweile nicht nur die Volkswirtschaften exportorientierter Nationen, sondern auch die US-Wirtschaft.
Die US-Notenbank Fed hat darauf reagiert und 2019 in der Geldpolitik eine komplette Kehrtwende vollzogen. Nach neun Zinserhöhungen in Folge bereitete Fed-Chef Jerome Powell die Finanzmärkte bereits im Frühjahr auf die bevorstehende Zinswende in den USA vor. Ende Juli war es dann soweit: Der US-Leitzins wurde um 25 Basispunkte nach unten geschraubt. Dies stellte die erste Zinssenkung seit über zehn Jahren dar. In Luft aufgelöst haben sich die Rezessionsängste dadurch allerdings nicht. Diverse Indikatoren trüben die Laune der Investoren nach wie vor. Als besonders starkes Warnsignal wurde an den Märkten vor allem das im Sommer erfolgte Auftreten einer inversen Zinsstruktur in Großbritannien und den USA wahrgenommen. Bieten kurzlaufende Anleihen höhere Renditen als Langläufer folgten in der Vergangenheit häufig mitunter kräftige Rezessionen.
Es gab aber noch weitere Konjunkturindikatoren, die für miese Laune sorgten. Mit Werten unter 50 deuteten zum Beispiel wichtige Einkaufsmanager diverser Länder auf eine wirtschaftliche Schwächephase hin. Der „sichere Hafen“ Gold profitierte von dieser insgesamt negativen Entwicklung und wurde deshalb von verunsicherten Investoren verstärkt angesteuert. Zum einen, weil andere Anlageklassen – allen voran Aktien – in Rezessionsphase nicht gerade als Must-have gelten. Und zum anderen, weil in Zeiten negativer Realzinsen (inflationsbereinigte Renditen) Gold erfahrungsgemäß stark nachgefragt wird. Kein Wunder, schließlich fällt Anlegern der Verzicht auf null bzw. negative Zinsen (Opportunitätskosten) in solchen Marktphasen besonders leicht.
Starkes Kaufinteresse im ETF-Sektor
So meldete zum Beispiel der World Gold Council für die ersten acht Monate einen Anstieg der weltweiten Nettozuflüsse in physisch hinterlegte Gold-ETFs in Höhe von 292 Tonnen auf 2.733 Tonnen. Damit beliefen sich deren Goldvermögen auf einen Wert von etwas mehr als 134 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Allein das deutsche Softwareunternehmen SAP repräsentierte im September mit mehr als 140 Milliarden Dollar einen markant höheren Marktwert. Dies macht deutlich, dass man Goldinvestments im Vergleich mit internationalen Staatsanleihen, Blue Chips und Immobilien gegenwärtig eher als Marktnische betrachten kann. Unter regionalen Aspekten wird der ETF-Markt ganz klar von Europa und Nordamerika dominiert. Mit gehaltenen Goldmengen in Höhe von 1.383 Tonnen (Nordamerika) bzw. 1.235 Tonnen (Europa) kommen sie zusammen auf einen Marktanteil von über 95 Prozent. Noch höher fällt die Dominanz dieser beiden Wirtschaftsregionen beim Blick auf die globalen ETF-Zuflüsse aus. So landeten von Januar bis August ungefähr 52 Prozent in nordamerikanischen Gold-ETFs und über 47 Prozent in europäischen Goldprodukten mit physischer Hinterlegung. Den marginalen Rest teilen sich Asien (0,3 Prozent) sowie der Rest der Welt (0,3 Prozent).
Besonders starke Goldmengenzuwächse verzeichneten im Berichtszeitraum die beiden US-Wertpapiere SPDR Gold Shares (plus 54,9 Tonnen) sowie iShares Gold Trust (plus 18,4 Tonnen). Verglichen damit kann man die Zuflüsse bei Xetra-Gold, dem größten Gold-Vehikel Europas, mit 2,1 Tonnen fast schon als verschwindend gering bezeichnen. Überzeugen konnte das mit einem Lieferrecht ausgestattete Papier dennoch, schließlich erzielte es im September ein neues Allzeithoch und weist mit über 196 Tonnen die höchsten Goldbestände seit der Emission vor fast 12 Jahren aus. Fazit: Sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks wird Gold – trotz der im vergangenen Jahrzehnt zu beobachtenden Underperformance gegenüber Aktien, Immobilien und Kryptowährungen – keineswegs als Auslaufmodell gesehen.
Kaufwelle unter Terminmarktprofis
Besonders heftige Verwerfungen gab es in diesem Jahr aber vor allem an den Terminmärkten zu beobachten. Einmal pro Woche erfahren die Investoren von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wie sich die Stimmung unter den verschiedenen Marktakteuren entwickelt hat. Von besonderem Interesse sind dabei stets die Transaktionen großer Terminspekulanten (Non-Commercials), die als renditeorientiert und hochspekulativ gelten. Bis April wetteten sie verstärkt auf einen fallenden Goldpreis. Am 23. April fiel deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) mit 37.400 Futures auf den niedrigsten Stand des Jahres. Danach gab es unter den Großspekulanten aber einen regelrechten Kaufrausch zu verzeichnen, in dessen Verlauf die Netto-Long-Position per Saldo in der Spitze aufgestockt worden war. Da ein Gold-Future – zumindest auf dem Papier – den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt, hätte dies einer Goldmenge von über 800 Tonnen entsprochen. Allein auf diese mehr als vier Monate andauernde Kaufwelle reagierte der Goldpreis mit einer Performance von mehr als 20 Prozent. Bislang haben diese Terminmarktprofis noch keine massiven Gewinnmitnahmen getätigt . Sollte ein solches Szenario eintreten – aus welchen Gründen auch immer – dürfte das gelbe Edelmetall vom Rallymodus zumindest in den Korrekturmodus wechseln. Eines sollte man mit Blick auf die Terminmärkte aber stets im Hinterkopf behalten. Hier wird lediglich Papiergold gehandelt – und das auch noch auf Pump. Mit handfestem Gold in Form von Barren oder Münzen hat dies relativ wenig zu tun. Die Aktivitäten an den Terminmärkten sollten Anleger daher lediglich als einen von vielen Einflussfaktoren bei der Analyse des vielschichtigen Goldmarktes berücksichtigen. Mit handfestem, echtem Gold in Form von Barren und Münzen kann es unter stark verunsicherten Investoren eher nicht konkurrieren.
Notenbanken generieren Rückenwind
Die Zinserhöhungsrunde in den USA dauerte dreieinhalb Jahre und erwies sich damit als relativ kurzes Intermezzo. Wenn die Renditen von Staatsanleihen von der Inflation aufgefressen werden oder Bundesanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit markant negative Renditen aufweisen, wirft das kein gutes Licht auf die Werthaltigkeit der zugrunde liegenden Währungen. Dieselbe Argumentation lässt sich übrigens auch auf die historisch niedrigen Kreditkosten übertragen. Getreu dem Aphorismus „Was nichts kostet, ist nichts wert“, könnte man diese Weisheit problemlos auf den Euro projizieren. Zusammen mit der explodierenden Geldmenge und der exorbitant gestiegenen Schulden rund um den Globus liefern die weltweiten Notenbanken weiterhin eifrig Kaufargumente für Gold. Während die Notenbanken der westlichen Industrienationen für diese Entwicklung hauptverantwortlich sind, fallen die Zentralbanken diverser Schwellenländer in erster Linie durch das Aufstocken ihrer Goldreserven auf.
Laut World Gold Council sind die weltweiten Goldreserven sämtlicher Notenbanken im Jahresverlauf auf mehr 34.400 Tonnen angestiegen. Massive Goldkäufe tätigte vor allem die russische Zentralbank. Sie hat eindeutig am konsequentesten auf einen Aufbau seiner Goldreserven gesetzt. Während die Russen aufgrund diverser Konflikte mit den USA ihre US-Staatsanleihen nahezu komplett verkauft haben, stockten sie ihre Goldbestände seit der Pleite von Lehman Brothers um 379 Prozent auf 2.219 Tonnen auf. Damit verfügen die Russen mittlerweile über mehr Gold als die Europäische Zentralbank, Indien, Japan, Schweiz und China.
Besonders auffällig: Mit dem Kauf von 100 Tonnen Gold hat Polen im zweiten Quartal sogar Russland von Platz Eins der goldhungrigsten Nationen verdrängt. Das Interesse der Notenbanker an Gold ist aber auch in anderen Ländern stark ausgeprägt. Für das erste Halbjahr meldete der World Gold Council zum Beispiel, dass neun Zentralbanken ihre Goldreserven um mindestens eine Tonne erhöht haben. Insgesamt beliefen sich die Nettokäufe aller Notenbanken auf 374,1 Tonnen. Dies stellt den höchsten Wert seit der Aufnahme der Datenermittlung im Jahr 2010 dar. Wenn selbst Notenbanker, deren Expertise in Sachen Geld unbestritten sein sollte, massiv auf Gold setzen, sollten ganz normale Anleger ihrem Beispiel folgen und via Gold ihr Vermögen diversifizieren und absichern.
Handel im August auf Rekordniveau
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Dabei stellt sich natürlich eine Frage: Papiergold oder echtes, handfestes Gold in Form von Barren oder Münzen? Wer das gelbe Edelmetall als ultimativen Vermögens-, Inflations- und Krisenschutz nutzen möchte, sollte sich unbedingt für den Besitz von physischem Gold entscheiden. Bislang kann man wohl eher von Umschichtungen und nicht von einer großangelegten Kapitalflucht in Gold sprechen. In der ersten Jahreshälfte nutzten sogar viele Privatanleger das gestiegene Preisniveau um sich von ihren Goldbeständen zu trennen. Während der Kaufwelle im August standen jedoch ungefähr 90 Prozent der Kunden wieder auf der Käuferseite. Außerdem gab es in sämtlichen Niederlassungen von pro aurum so viele Neukunden wie seit sechs Jahren nicht mehr. Damit entwickelte sich der August zu einem absoluten Rekordmonat. Als Bestseller erwiesen sich die Unzen-Goldmünze Krügerrand und der Philharmoniker sowie Goldbarren in den Gewichtseinheiten eine Unze, 100 Gramm und 250 Gramm. Im Zuge des Nachfragebooms bei Silber waren vor allem die differenzbesteuerten Unzenmünzen Maple Leaf, Känguru und Krügerrand gesucht. Größere Investoren kauften über unser Zollfreilager in Zürich eher Silberbarren zu fünf Kilogramm und 15 Kilogramm, da dort das weiße Edelmetall gänzlich ohne Mehrwertsteuer erworben werden kann.
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Gold erhöht die Rendite und vermindert das Risiko
Meiner Meinung nach sollten Anleger Gold weniger als potenziellen Renditebringer, sondern vielmehr als notwendigen Vermögensschutz in unsicheren Zeiten betrachten. Das tägliche Marktrauschen sollte dabei keine Rolle spielen. Nach Wertsteigerungen von über 20 Prozent sollten technische Korrekturen auf keinen Fall als Problem, sondern eher als gesunde Entwicklung betrachtet werden. Der World Gold Council weist auf einer 20 Seiten starken Studie darauf hin, dass Gold die risiko-adjustierte Rendite eines typischen Pensionsfonds verbessern kann. Das heißt: Die Beimischung von Gold erhöht die Rendite und reduziert zugleich das Risiko (Volatilität) – was will man mehr? Besonders interessant: Bei einer von fünf auf zehn Prozent Goldquote würde sich die Rendite von 5,4 auf 5,5 Prozent p.a. erhöhen und zudem zu einem Rückgang der Volatilität von 9,0 auf 8,8 Prozent p.a. führen. Ohne Gold würden sich dagegen eine Rendite von 5,3 Prozent p.a. bei einer deutlich erhöhten Volatilität von 9,6 Prozent p.a. ergeben. Bei pro aurum raten wir seit Jahren zu einem Goldanteil von 10 bis 15 Prozent und liegen damit offensichtlich goldrichtig.
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