Emu in Palladium: Ein exotischer Riesenvogel wird in Edelmetall verewigt
Koala, Kookaburra und Känguru – dieses Dreigestirn fungiert seit vielen Jahren als numismatische Botschafter für Australien. Das Emu gehört auf den ersten Blick nicht zu dieser Reihe, obwohl es deutlich länger auf dem Edelmetallmarkt gehandelt wird als beispielsweise der beliebte Koala aus Silber, der erst 2007 eingeführt wurde. Doch weil Palladium bis vor ein paar Jahren nicht im Fokus der Anleger stand, hatte auch der Emu aus Australien einen Exotenstatus – inzwischen ist die Nachfrage nach der Palladiummünze allerdings massiv angestiegen, nachdem Palladium in den Jahren 2018 und 2019 sogar teurer als Gold war.
Die Perth Mint stellte den Emu erstmals im Jahr 1995 als Motiv für eine Edelmetallmünze vor und ergänzte damals ihre Produktpalette, welche aus dem Kookaburra in Silber, dem Känguru in Gold und dem Koala in Platin bestand, um eine Prägung aus Palladium. Diese Münze wurde allerdings mit einem Sammleraufpreis in geringer Auflage verkauft. Der darauf folgende Jahrgang 1996 gilt als erste klassische Palladium-Anlagemünze aus Australien. Das Gastspiel des Emu in Palladium war jedoch bereits im Jahr 1998 wieder vorbei. Die geringe Auflage von maximal 5.000 Stück pro Jahrgang und die verhaltene Nachfrage sorgten dafür, dass die Perth Mint sich offenbar die hohen Fixkosten für die Gestaltung neuer Motive nicht mehr leisten wollte. Die Produktpalette wurde ohnehin auf die Standardausführung zu einer Unze beschränkt. Der Nennwert wurde auf das kuriose Nominal von 40 australische Dollar festgelegt. Die Erstauflage des Emu für Sammler betrug lediglich 2.500 Stück, die Auslieferug erfolgte in einem edlen Holzetui sowie alternativ in einem Set mit den übrigen drei Edelmetall-Prägungen des Jahres. Auf der Münze war der Emu zu sehen, auf dem Boden liegen zwei Eier („Emu guarding a clutch of eggs“). Dieses Motiv wurde auch für den Investment-Jahrgang 1996 genutzt, während es parallel eine Sammler-Ausgabe mit einem neuen Motiv gab: Mit einer äußerst geringen Auflage von knapp über 1.000 Exemplaren erschien der Emu mit einem Motiv, auf dem der Emu mit zwei Küken ( „Emu with two newly hatched chicks“) abgebildet wurde.
Die Perth Mint führte die „zeitversetzte“ Nutzung der Motive auch im Jahr 1997 fort – so bekamen Anleger in diesem Jahr das Emu mit Küken zu Gesicht, während Sammler auf ihren Münzen zwei ausgewachsene Emus vorfanden („Two independent fledgling emus“). Das Ende der Palladium-Emus wurde im Jahr 1998 durch einen massiven Angebotsengpass für den Rohstoff eingeläutet, die Perth Mint strich daraufhin die Sammlerausführung des Emu mit sofortiger Wirkung aus ihrem Programm und prägte mit dem Restbestand eine Bullionmünze mit den zwei Emus.
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“Der australische Emu erschien erstmals 1995, allerdings nur in einer sich an Sammler richtenden Version mit erheblichem Aufpreis …”
Die Palladium-Münzen waren auch in Zeiten, in denen das Edelmetall nicht im Fokus der Anleger stand, bei Sammlern beliebt. Denn die offiziellen Maximal-Auflagen waren äußerst niedrig gewählt: Die Bullion-Münzen aus den Jahren 1996 bis 1998 hatten eine maximale Auflage von 5.000 Stück, tatsächlich wurden laut der Perth Mint allerdings nur 1.214 Exemplare vom Jahrgang 1996 verkauft, im Jahr 1997 waren es nur 1.392 Stück und im Jahr 1998 wurden wegen der hohen Nachfrage nach Palladium immerhin 2.750 Stück geprägt und verkauft. Zudem resultiert die hohe Auflage des Jahrgangs 1998 aus einer Nachprägung, welche offenbar um das Jahr 2006 herum vorgenommen wurde. Die Nachprägungen sind legal, weil die Perth Mint damals noch das Recht hatte, Münzen mit älterem Prägejahr nachzuproduzieren, solange die gesetzlich festgelegte Höchstmenge nicht ausgeschöpft wurde. Diese Praxis wird inzwischen wegen massiver Proteste aus der Numismatik nicht mehr fortgesetzt.
Nachdem der Emu als Palladium-Münze ab dem Jahr 1998 in der Versenkung verschwunden war, erfuhr das Tier im Jahr 2018 eine späte Würdigung: In Zusammenarbeit mit einem polnischen Edelmetallhändler legte die Perth Mint eine Silberanlagemünze in geringer Auflage unter dem Titel „Australian Emu“ neu auf. Damit wird nun erneut ein faszinierender Vertreter der australischen Fauna in den Mittelpunkt gerückt: Bei dem „Großen Emu“ handelt es sich um einen der größten Vogelarten der Welt. Mit einem Gewicht von bis zu 45 Kilo und einer Höhe von bis zu 190 Zentimeter kann der Emu nicht fliegen.
Die Anzahl der tatsächlich erhaltenen Palladium-Exemplare dürfte bis heute deutlich unter den offiziellen Werten liegen, weil insbesondere im Jahr 1998 einige Palladium-Emus eingeschmolzen wurden, um den Rohstoff für andere Münzen oder sonstige Palladium-Produkte zu gewinnen. Die Perth Mint gab die Palladium-Emus damals mit einem Aufschlag von etwa 10 Prozent auf den jeweils aktuellen Palladium-Preis aus.
Die Münzen in „Polierte Platte“ sind daran zu erkennen, dass der komplette Hintergrund der Münze glänzend geprägt wurde und die erhabenen Elemente des Motivs, also das Tier sowie die Randschrift, matt dargestellt werden. Die Investmentprägungen weisen einen matten Hintergrund auf, lediglich der Münzrand ist glänzend gestaltet.
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