Erhebliches Nachholpotenzial bei Platin
Im August wurde eine Feinunze Platin zeitweise für weniger als 1.000 Dollar gehandelt. Angesichts der Tatsache, dass neben der Weltwirtschaft auch der Autosektor derzeit eine regelrechte Boomphase erlebt und in vielen Industriesektoren von Lieferengpässen berichtet wird, scheint sich der Platinpreis eher mit „angezogener Handbremse“ zu bewegen.
Platin: Stark abhängig vom Automobilsektor
Obwohl Platin als Edelmetall eingestuft wird, verfügt es aufgrund der großen Bedeutung innerhalb der Autoindustrie über einen stark zyklischen Charakter. Doch die in diesem Jahr bei Industriemetallen registrierte starke Performance sucht man bei edlem Platin vergeblich. Während nämlich bei Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zink und Zinn seit dem Jahreswechsel Wertsteigerungen zwischen 16 und mehr als 75 Prozent erzielt wurden, verbilligte sich der Platinpreis im selben Zeitraum um fast sieben Prozent.
Unter fundamentalen Aspekten gibt es laut World Platinum Investment Council (WPIC) beim Blick auf die künftige Nachfrage keinen Grund zur Klage, schließlich prognostizieren dessen Experten für das Gesamtjahr 2021 zum dritten Mal in Folge ein Angebotsdefizit, welches sich auf 158.000 Feinunzen (2020: 863.000 Unzen) belaufen soll. Auf Gesamtjahressicht soll die globale Platinnachfrage um fünf Prozent auf 8,041 Millionen Feinunzen ansteigen, was in erster Linie der Autobranche zu verdanken ist. Hier soll sich nämlich ein Nachfrageplus von 24 Prozent auf 2,925 Millionen Unzen einstellen. Noch stärkere Wachstumsraten werden für den Erdölsektor (+65 Prozent) und die Glasindustrie (+70 Prozent) prognostiziert. Im vergangenen Jahr waren diese Branchen aber lediglich für 1,4 bzw. 4,8 Prozent der weltweiten Nachfrage verantwortlich.
Als Belastungsfaktor kann man am weltweiten Platinmarkt derzeit vor allem zwei Aspekte ausmachen. Erstens: Im Investmentsektor, der sich in die beiden Segmente Barren & Münzen sowie in physisch hinterlegte Wertpapiere (ETFs bzw. ETCs) einteilen lässt, droht 2021 ein regelrechter Nachfrageeinbruch von 1,549 Millionen auf 726.000 Feinunzen (-53 Prozent). Hauptverantwortlich dürfte hierfür das corona-bedingt stark nachlassende Schutzbedürfnis besorgter Investoren sein. Zweitens: Stark bergauf dürfte es in diesem Jahr auch mit dem Angebot an Platin gehen. Gerechnet wird nämlich mit einem Zuwachs in Höhe von 16 Prozent auf 7,883 Millionen Feinunzen, was vor allem auf den Minensektor zurückzuführen ist, dem ein Anstieg von 21 Prozent auf 5,907 Millionen Unzen zugetraut wird.
Bezüglich der Kursentwicklung von Platin zeigte sich Paul Wilson, der Chef des WPIC, Mitte Mai ausgesprochen zuversichtlich. Neben den üppigen Konjunkturprogrammen stehen bei vielen Regierungen Klimaschutzprogramme ganz oben auf der Agenda. Grüne Technologien zeichnen sich häufig durch den Einsatz von Platin aus. Außerdem stimmt ihn der hohe Abschlag gegenüber Gold und Palladium positiv. Aktuell beläuft sich der Discount gegenüber Gold auf 44 Prozent und gegenüber Palladium sogar auf über 60 Prozent.
Rückenwind durch grüne Klimapolitik
Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks räumen der Klimapolitik – bislang in erster Linie verbal – einen deutlich höheren Stellenwert als vor wenigen Jahren ein. Im August passierte ein Infrastrukturpaket im Volumen von 1,2 Billionen Dollar den US-Senat. Dieses enthält auch Projekte zur Bewältigung der Klimakrise. Ähnlich ehrgeizige Pläne verfolgt die EU mit ihrem Klimaschutzplan, der das Erreichen der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zum Ziel hat. Selbst in China hat das dortige Regime angesichts von Überschwemmungen, Dürren und Smog mittlerweile erkannt, dass der Schutz der Umwelt und des Klimas eine hohe Priorität genießen sollte.
Platin spielt im Bereich der Umwelttechnologie eine extrem wichtige Rolle. Das Edelmetall kommt aber nicht nur in Katalysatoren von wenig umweltfreundlichen Diesel-Fahrzeugen zum Einsatz, auch Elektrofahrzeuge, deren Absatz sich derzeit besonders erfreulich entwickelt, benötigen das Edelmetall. Doch, was vielen Anleger gar nicht bewusst ist: Auch in Wasserstoff-Brennzellen wird Platin verarbeitet. Und selbst der Megatrend „Digitalisierung“ besitzt dank immer leistungsfähigerer Festplatten einen direkten Bezug zu Platin.
Ersatz von hochpreisigem Palladium durch Platin
Mitte August fiel die preisliche Differenz zwischen Platin und Palladium mit über 1.500 Dollar außerordentlich hoch aus. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft Palladium verstärkt durch Platin ersetzt werden könnte. Das Platin/Palladium-Ratio bringt derzeit vor allem eines zum Ausdruck: Verglichen mit Palladium ist Platin derzeit extrem preiswert. Die Kennzahl zeigt nämlich an, wie viele Feinunzen Palladium den Gegenwert von einer Feinunze Platin repräsentieren. In den vergangenen zehn Jahren brach dieser Indikator von über 2,5 auf lediglich 0,4 ein und bewegt sich damit nur noch knapp über seinem im März 2020 erzielten Allzeittief. Auf lange Sicht besteht somit erhebliches Nachholpotenzial.
An den Terminmärkten herrschte in den beiden vergangenen Jahren unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) ein enormer Verkaufsdruck. Laut aktuellem Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC brach deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) seit Ende Dezember von 25.800 auf 5.800 Kontrakte (-77,5 Prozent) ein. Zur Erinnerung: Verglichen mit Ende 2019, als Großspekulanten mit 62.200 Futures netto long waren, fiel der „Aderlass“ sogar noch heftiger aus. Allein in diesem Jahr haben die Terminmarktprofis ihre Short-Seite von 9.400 auf 25.750 Futures mehr als 170 Prozent aufgestockt. Damit wächst das Risiko eines sogenannten Short-Squeeze. Sollte nämlich der Platinpreis einen unerwarteten Kurssprung nach oben vollziehen, könnte es zwecks Verlustbegrenzung zu Short-Eindeckungen kommen, welche dann den Platinpreis noch stärker nach oben treiben könnten.
Laut Daten des World Platinum Investment Council für das Jahr 2020 wird Platin vorwiegend in den Minen folgender Länder abgebaut: Südafrika (66,4 Prozent), Simbabwe (9,0 Prozent) und Russland (14,2 Prozent). Dass sich mehr als 90 Prozent der globalen Minenproduktion auf lediglich drei Staaten konzentriert, die unter massiven wirtschaftlichen Problemen leiden, spricht nicht gerade für eine gesicherte Versorgungslage. Alles in allem überwiegen bei Platin derzeit eindeutig die Kaufargumente, insbesondere für Investoren mit langfristigem Anlagehorizont.
Wer die potenziellen Renditechancen eines Platininvestments erheblich verbessern möchte, kann dies über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum relativ leicht realisieren. Wichtig zu wissen: Weißmetalle wie Silber, Platin und Palladium unterliegen normalerweise – im Gegensatz zu Kapitalanlagegold – der Mehrwertsteuerpflicht. Wenn Platin über das Zollfreilager gekauft und dort verwahrt wird, fällt der Einstiegspreis entsprechend geringer und das Anlageergebnis somit deutlich besser aus. Ab einem Mindesteinlagerungswert von 10.000 Schweizer Franken kann dieser Service genutzt werden. Sämtliche Edelmetalle sind vollumfänglich versichert und genießen den rechtlichen Status von Sondervermögen. Dadurch sind sie vor einer Insolvenz des Verwahrdienstleisters geschützt. Derzeit erstreckt sich bei Platin das Produktangebot des Zollfreilagers über vier Barren in den Gewichtseinheiten eine Feinunze, 100 Gramm, 500 Gramm und 1.000 Gramm und fällt damit aus organisatorischen Gründen erheblich geringer als im Online-Shop von pro aurum. Dort beläuft sich die Platin-Produktpalette aktuell auf elf verschiedene Münzen und zehn Barren. Detaillierte Informationen über unser Schweizer Zollfreilager finden Sie auf www.proaurum.ch.
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