Folker Hellmeyer über Crashgefahren, Coronavirus und Gold
Die weltweiten Börsen sind nach einer katastrophalen Woche mit Rekordverlusten in den Monat März gestartet – und viele Beobachter befürchten, dass die Unsicherheit infolge der Corona-Epidemie in den kommenden Wochen das Marktgeschehen dominieren wird. Auch Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei „Solvecon Invest“, geht im Gespräch mit pro aurum TV fest davon aus, dass die Corona-Krise deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wird – zumindest kurzfristig. Bereits jetzt seien Lieferketten, Reisetätigkeiten und Messen eingeschränkt.
Hellmeyer prognostiziert im Gespräch mit pro aurum TV, dass der Corona-Virus die Weltwirtschaft etwa 0,1 bis 0,2 Prozent Wachstum kosten wird, allerdings sei immer noch ein Wachstum pro Jahr von etwa drei Prozent zu erwarten. „Wir werden ein geteiltes Jahr sehen“, erwartet Hellmeyer: In der zweiten Jahreshälfte werde ein Aufholeffekt die pessimistische Stimmung auflösen. Folker Hellmeyer geht davon aus, dass die Marktirritationen überschaubar sein werden.
Im Gespräch mit pro aurum TV wehrt sich Folker Hellmeyer gegen die Annahme, dass die Corona-Krise an den Finanzmärkten den Startschuss für eine längere Korrekturphase nach einem über zehnjährigen Bullenmarkt einläuten werde: „Man darf niemals nie sagen. Ich favorisiere diese Sichtweise aber nicht einmal ansatzweise. Die Weltwirtschaft hat eine große Kraft, der Corona-Virus ist ein externes Ereignis, welches nur kurzfristig belastet.“ Hellmeyer weist darauf hin, dass die Wirtschaftsdaten anhaltend positiv seien, der Konsum laufe, die Bevölkerung wachse, so dass in ökonomischer Hinsicht die derzeitigen Wachstumssorgen unangebracht sind.
Unterstützend für die Weltwirtschaft wird sich nach Einschätzung von Folker Hellmeyer vor allem die Politik der Notenbanken auswirken. Dieses Jahr werde es zahlreiche weitere Zinssenkungen geben, mindestens zwei in USA, und eine in Großbritannien. „Der Durchschnittszins wird weiter fallen. Der Anlagenotstand wird noch viel virulenter“, resümiert Folker Hellmeyer. Er ist sicher, dass insbesondere die US-Notenbank Fed in diesem Jahr eine Rolle rückwärts bei den Leitzinsen vollführt: „Die Fed hat viel Mühe, eine Zinspause im Markt zu verankern. Dies wird nicht funktionieren. Ich gehe von mindestens, zwei Zinssenkungen aus, wobei auch vier möglich sind“. Die USA bräuchten diese Zinssenkungen. In den USA herrsche nach Darstellung von Folker Hellmeyer die höchste Konsumverschuldung und die lockersten Kreditvergabestandards. „Um den Konsum zu erhalten, braucht es externe Effekte“, stellt Hellmeyer klar.
Im Hinblick auf den Anlagenotstand spricht Folker Hellmeyer im Interview mit pro aurum TV schonungslos Klartext: „Ich wünschte, dass die Deutschen endlich zu Investoren werden. Ich empfinde es als recht dreist, dass dauerhaft positive Zinsen erwartet werden. Es gibt kein Recht auf positive Zinsen. Die Fokussierung aufs Sparen ist demnach falsch.“ Hellmeyer rät zu alternativen Anlageklassen, beispielsweise zu Gold: „Mich überrascht im Hinblick auf den Goldpreis überhaupt nichts. Seit 2001 bin ich ein Advokat für das Gold-Investment“, unterstreicht Folker Hellmeyer. Es gäbe zwar Schwankungen, aber auch großes Potenzial. Die Welt wendet sich nach Beobachtung von Hellmeyer vom US-Dollar ab. Smarte Zentralbanken hätten Edelmetallreserven aufgebaut, weil Gold nicht sanktionierbar sei. „Gold ist die beste Währung“, resümiert Folker Hellmeyer. Zwar werde der Gold-Boom gelegentlich durch die Future-Märkte eingeschränkt, Rückschläge seien aber durchweg Chancen. „Ich folge den smarten Zentralbanken der Welt“, macht Folker Hellmeyer deutlich. Durch das Niedrigzinsniveau seien die Alternativkosten für Gold minimiert, sodass Gold bei professionellen Anlegern immer interessanter werde – denn diese wollten ihr Geld wohl kaum mit Negativzinsen dem deutschen Finanzminister geben.
Bildquelle: Folker Hellmeyer, Solvecon Invest