2018 folgte beim Goldpreis auf ein schwaches erstes ein starkes zweites Halbjahr. Für die Talfahrt waren vor allem steigende US-Renditen und ein starker Dollar ursächlich, während labile Aktienmärkte für die nachfolgende markante Erholung verantwortlich waren. Auch in diesem Jahr dürften diese drei Einflussfaktoren eine wichtige Rolle spielen.
Weltkonjunktur unbedingt auf dem Radar behalten
Ein besonders großer Unsicherheitsfaktor stellt gegenwärtig unter anderem die künftige Entwicklung der Weltkonjunktur dar, wo der drohende ungeordnete Brexit und die noch ungelösten Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA die weltweite Anlegerschar in den vergangenen Monaten stark verunsichert haben. Sollten sich diese beiden Risiken in Wohlgefallen auflösen, dürfte dies die globalen Konjunkturperspektiven spürbar aufhellen. Ein solch positives Szenario könnte dann zwei Konsequenzen haben: ein Comeback der Zinsängste und eine markante Dollarstärke. Beides würde das Interesse an einem Investment mit Krisenschutzfaktor höchstwahrscheinlich eher bremsen als fördern.
Seit dem Jahr 2000 hat Gold die Aktien klar geschlagen. Das dürfte sich unter Schwankungen auch weiter fortsetzen. Gold und Silber gehören also in jedes Portfolio.
Sollte sich das Weltwirtschaftswachstum – aus welchen Gründen auch immer – stärker abschwächen als erwartet, dürfte dies die Goldnachfrage indes erheblich stimulieren. Von Fed-Chef Jerome Powell waren zum Jahresstart hinsichtlich der Konjunkturperspektiven bereits relativ skeptische Töne zu hören. Im Falle eines markanten Vertrauensverlusts in den Anlageklassen Aktien, Anleihen oder Immobilien wird aller Voraussicht nach viel Kapital in die Goldmärkte fließen und den Goldpreis in deutlich höhere Regionen hieven. Besonders interessant: Während die Aktie mit dem weltweit höchsten Marktwert – nämlich Amazon – auf einen Börsenwert von fast 800 Milliarden Dollar kommt, beläuft sich die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs auf lediglich 33 Milliarden Dollar. Bei einer groß angelegten Flucht in Gold wäre ein starker Preisanstieg des gelben Edelmetalls praktisch vorprogrammiert.
Verunsicherung in Europa ist besonders groß
Aber auch die ungelösten Probleme in Europa könnten das Comeback von Gold begünstigen, schließlich fördern weder die italienische Haushaltspolitik noch die Proteste in Frankreich das Vertrauen in den Euro. Und sollte bei den im Mai stattfindenden Wahlen zum Europäischen Parlament europafeindliche Parteien an Einfluss gewinnen, dürfte das Interesse an Gold eher zu- als abnehmen. Diese Tendenz war bereits 2018 im ETF-Sektor zu beobachten. Während sich diesseits des Atlantiks die gehaltene Goldmenge von ETFs innerhalb eines Jahres laut Daten des World Gold Council um 96,8 auf 1.097,0 Tonnen (+9,7 Prozent) erhöht hat, gab es im nordamerikanischen ETF-Markt Abflüsse in Höhe von 13,4 auf 1.230,4 Tonnen (‑1,1 Prozent) zu beklagen. Doch mittlerweile scheinen auch US-Investoren umzudenken. Für den Monat Dezember gab es in den beiden wichtigsten ETF-Märkten der Welt plus 39,5 Tonnen (Europa) bzw. plus 36,3 Tonnen (Nordamerika) zu vermelden.
Enorme Schuldenberge lasten auf Dollar & Co.
Grundsätzlich fällt bei sämtlichen wichtigen Reservewährungen wie Dollar, Euro und Yen auf, dass die Staatsschulden dieser Wirtschaftsregionen nach der Finanzkrise 2008 regelrecht explodiert sind. In den USA entsprachen sie Ende 2017 bereits 105,4 Prozent des Bruttosozialprodukts, während diese Quote in Europa bei 86,7 Prozent lag; doch das ist nichts im Vergleich zu Japan. Weil dort der Krisenmodus bereits 1989 begann, kletterte die Verschuldungsquote Japans innerhalb von fast drei Jahrzehnten auf bislang 253 Prozent der Wirtschaftsleistung – und ein Ende des „Schuldenwahnsinns“ ist in keinem Land in Sicht.
Der Anreiz, den Schuldenberg zurückzufahren, fällt angesichts der extrem mageren Renditen deutscher Bundesanleihen hierzulande besonders gering aus. Bis zu einer Laufzeit von sieben Jahren sind diese nämlich negativ und erst ab zehn Jahren Laufzeit marginal positiv. Und selbst bei einer Laufzeit von 30 Jahren wird die deutsche Anleiherendite von aktuell 0,87 Prozent p. a. von der aktuellen Inflationsrate (Dezember: 1,6 Prozent p. a.) deutlich übertroffen. Das heißt: Mit deutschen Staatsanleihen wird weiterhin systematisch Vermögen vernichtet.
Das niedrige Zinsniveau wirft aber auch eine völlig andere Frage auf: Was soll man eigentlich von der Qualität einer Währung halten, deren Überlassen nicht durch angemessene Zinsen honoriert wird bzw. deren Kreditaufnahme historisch niedrige Kosten verursacht? Mit Blick auf die Funktion der Wertaufbewahrung kann Gold – trotz seiner zweifellos vorhandenen Preisschwankungen – vor allem auf lange Sicht punkten. Deutsche Anleger scheinen angesichts der diversen Währungsreformen der vergangenen 100 Jahre in diesem Punkt um einiges sensibilisierter zu sein als Investoren aus dem angloamerikanischen Wirtschaftsraum.
Charttechnische Trendwechselchance als Zugabe
Neben den zahlreichen fundamentalen Argumenten eröffnet sich beim gelben Edelmetall aber auch eine charttechnische Chance. Mit dem im Dezember erfolgten Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie entstand nämlich ein klares Kaufsignal. Sollte die Durchschnittslinie in den kommenden Wochen nach oben drehen, entstünde zudem ein Trendwechselsignal. Gemessen am Allzeithoch bei 1.900 Dollar besteht erhebliches Nachholpotenzial.
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