Gold & Co.: Mehr als ein glänzendes Steuersparmodell
Dass zwischen einem Investment in Aktien und dem Kauf von physischen Edelmetallen mitunter Welten liegen, dürfte den meisten Anlegern bewusst sein. Ein großer Vorteil von Edelmetallinvestments – nämlich die Möglichkeit zum Erzielen steuerfreier Kursgewinne – wird allerdings häufig vergessen und kann sich vor allem bei der langfristigen Altersvorsorge sehr positiv auswirken.
Fiskalische Betrachtung eines Goldinvestments
Seit Januar 2009 – also seit einem Jahrzehnt – werden sämtliche Zins- und Dividendenerträge sowie Kursgewinne aus Wertpapiergeschäften – unabhängig von der jeweiligen Haltezeit mit einer pauschalen Abschlagsteuer in Höhe von 25 Prozent (zzgl. Soli und ggf. Kirchensteuer) besteuert, falls der Sparer-Pauschbetrag von 801 Euro (Ledige) bzw. 1.602 Euro (Verheiratete) übertroffen wird. Beim Kauf von Gold in Form von Barren und Münzen sieht die steuerliche Behandlung völlig anders aus.
Grundsätzlich behandeln die Finanzbehörden Gewinne aus dem Verkauf von physischem Gold als ein sogenanntes privates Veräußerungsgeschäft (§ 23 EstG). Innerhalb einer Haltefrist von einem Jahr fällt Einkommensteuer in Abhängigkeit vom persönlichen Steuersatz des Verkäufers an. Das heißt: Spitzenverdiener, die der „Reichensteuer“ in Höhe von 45 Prozent unterliegen, müssen fast die Hälfte Ihrer Gewinne an den Staat abgeben. Allerdings nur, wenn sämtliche Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften eines Kalenderjahres die Freigrenze von 600 Euro überschreiten sollten. Besonders interessant: Nach Ablauf der Haltefrist von einem Jahr ist der komplette Gewinn aus einem Edelmetallverkauf steuerfrei. Kleiner Nachteil dieser Vorgehensweise: Nach einem Jahr Haltedauer können etwaige Verluste nicht mehr steuerlich berücksichtigt oder mit etwaigen privaten Veräußerungsgewinnen verrechnet werden.
Altersvorsorge macht mehr denn je Sinn
Sowohl Aktieninvestments als auch der Kauf von Edelmetallen werden in der Vermögensverwaltung als sinnvolle Altersvorsorge betrachtet, schließlich steht in beiden Fällen ganz klar der Sachwertcharakter im Vordergrund. Aktienunternehmen wird stets eine Gewinnerzielungsabsicht unterstellt, um die Anteilseigner über Dividenden oder Wertsteigerungen der Aktie am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen und dadurch Vermögenszuwächse zu generieren. Bei einem Anlagehorizont über Jahrzehnte gilt unter Anlageexperten ein breit diversifiziertes Aktieninvestment als Vermögensanlage mit stetigem Wertzuwachs. Beim gelben Edelmetall wird ein anderer Aspekt großgeschrieben: der Vermögensschutz. Vor allem Gold überzeugt durch das fehlende Ausfallrisiko und seinen intrinsischen Wert, wobei es allerdings weder Zinsen noch Dividenden bietet. Während, aber Aktien, Anleihen sowie andere Wertpapiere und Papiergeld durchaus einen Totalverlust erleiden können, gilt dieses Risiko bei Edelmetallen in Form von Barren oder Münzen als ausgeschlossen.
Um Ihnen die steuerlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Besteuerungsarten zu veranschaulichen, haben wir ein 100.000 Euro-Investment in den DAX mit einem Goldkauf in identischer Höhe verglichen. Berücksichtigt wurden dabei vier unterschiedliche Haltezeiträume (ein, drei, fünf und zehn Jahre) und die während dieser Zeiträume erzielten Wertsteigerungen, wobei zur Vereinfachung Transaktionskosten und andere Gebühren unberücksichtigt blieben.
Gold & Co. besser als DAX & Co.?
Das Ergebnis fiel relativ eindeutig aus: Lediglich auf Sicht von zehn Jahren erwies sich ein Investment in den DAX als die rentablere Alternative (siehe Tabelle). Auf Sicht von zwölf Monate sowie drei und fünf Jahre entwickelte sich sowohl vor als auch nach Steuern stets Gold besser. Am stärksten fiel der Renditevorteil mit über 20.000 Euro übrigens auf kurze Sicht aus. Von Anfang 2018 bis Mitte Januar 2019 war beim DAX ein Vermögensverlust von über 15.700 Euro zu beklagen, während im selben Zeitraum das Goldinvestment eine Wertsteigerung um mehr als 4.500 Euro erfahren hatte.
Ob mit deutschen Blue Chips oder dem Krisenschutz in den nächsten Jahren nach Steuern höhere Gewinne erzielt werden, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Es spricht allerdings einiges dafür, dass das gelbe Edelmetall die „Nase vorn“ behalten dürfte. Da wären zum einen die in den vergangenen Monaten deutlich gestiegenen Marktrisiken (Brexit, Shutdown, Rezessionsgefahr, Europawahl, globale Staatsschuldenproblematik, u.v.m.) zu nennen. Angesichts dieser Gemengelage scheint das Rückschlagpotenzial bei Aktien ausgeprägter als bei Gold zu sein. Außerdem sollten auf Altersvorsorge bedachte Investoren eines stets im Hinterkopf behalten: Wer eine aktienbasierte Altersvorsorge als Rentner auflöst, muss ein Viertel der erzielten Kursgewinne an den Staat abtreten. Das heißt: die Altersvorsorge via Aktien muss sich wegen der 25%igen Abschlagsteuer deutlich besser entwickeln als die goldene Variante. Als interessanter Nebeneffekt könnte sich unter psychologischen Aspekten somit auch der Umstand erweisen, dass keine Steuer das für den Lebensabend angesparte Vermögen reduziert.
Goldene Sparpläne als Alternative
Wer nicht die Möglichkeit hat, auf einen Schlag größere Kapitalbeträge in Goldmünzen oder – barren zu tauschen, kann über den Abschluss von Sparplänen auf lange Sicht systematisch erhebliches Goldvermögen aufbauen. Seit Jahren bietet pro aurum mit dem VR-Goldsparplan der Volksbank Löbau-Zittau an, diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Und das Angebot wird reichlich in Anspruch genommen – selbstverständlich nicht nur wegen des damit verbundenen Steuervorteils.
Was nach Steuern aus 100.000 Euro wurde | ||
Gold | DAX | |
Kauf Anfang 2009: | 100.000,00 € | 100.000,00 € |
Verkauf Mitte Januar 2019: | 179.333,77 € | 223.807,61 € |
Kursgewinn / Verlust (vor Steuern): | 79.333,77 € | 123.807,61 € |
Steuer | 0,00 € | 30.951,90 € |
Kursgewinn / Verlust (nach Steuern): | 79.333,77 € | 92.855,71 € |
Kauf Anfang 2014: | 100.000,00 € | 100.000,00 € |
Verkauf Mitte Januar 2019: | 129.746,36 € | 113.249,81 € |
Kursgewinn / Verlust (vor Steuern): | 29.746,36 € | 13.249,81 € |
Steuer | 0,00 € | 3.312,45 € |
Kursgewinn / Verlust (nach Steuern): | 29.746,36 € | 9.937,36 € |
Kauf Anfang 2016: | 100.000,00 € | 100.000,00 € |
Verkauf Mitte Januar 2019: | 114.920,32 € | 103.663,90 € |
Kursgewinn / Verlust (vor Steuern): | 14.920,32 € | 3.663,90 € |
Steuer | 0,00 € | 915,98 € |
Kursgewinn / Verlust (nach Steuern): | 14.920,32 € | 2.747,93 € |
Kauf Anfang 2018: | 100.000,00 € | 100.000,00 € |
Verkauf Mitte Januar 2019: | 104.567,66 € | 84.278,66 € |
Kursgewinn / Verlust (vor Steuern): | 4.567,66 € | -15.721,34 € |
Steuer | 0,00 € | 0,00 € |
Kursgewinn / Verlust (nach Steuern): | 4.567,66 € | -15.721,34 € |
ohne Berücksichtigung von Depotgebühren, Transaktionskosten bzw. Geld/Brief-Spannen |