Gold: Starkes Comeback der Risiken
An den Goldmärkten wurden vor allem die Nordkorea-Krise und das von Donald Trump angerichtete innenpolitische Chaos in den USA heiß diskutiert. Die wichtige Marke von 1.300 Dollar wurde Ende des Monats zeitweise signifikant überwunden.
Eindrucksvolles Comeback über 1.300 Dollar
Erinnern Sie sich noch an den 9. November 2016, den Tag nach dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps? Damals notierte das gelbe Edelmetall mit über 1.336 Dollar letztmals über der Marke von 1.300 Dollar. In der zweiten Augusthälfte war es wieder so weit – die Feinunze Gold kostete mehr als 1.300 Dollar. Angesichts des „Säbelrasselns“ zwischen Nordkorea und den USA sowie des politischen Chaos in Washington sollte dieses Comeback aber keine allzu große Überraschung darstellen. Besonders heftige Reaktionen waren an den Devisenmärkten zu beobachten, wo der Euro in der Spitze 1,207 Dollar gekostet hat und damit auf den höchsten Stand seit Anfang 2015 geklettert war. Regelrecht explodiert ist hingegen die Kryptowährung Bitcoin. Sie kostete zeitweise mehr als 4.642 Dollar bzw. 3.922 Euro und hat sich damit gegenüber ihrem Jahresultimo in der Spitze um 366 bzw. 323 Prozent verteuert.
Auf den Absatz der weltweit besonders populären American-Eagles-Goldmünzen hat sich der Cocktail diverser Krisenherde hingegen nicht positiv ausgewirkt. Während die US Mint im November 2016 via American Eagles 147.500 und im Januar 2017 immerhin 117.500 Feinunzen unters Anlegervolk gebracht hat, belief sich die von Februar bis August 2017 registrierte Verkaufsmenge auf insgesamt lediglich 103.000 Feinunzen. Auch beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares überwogen 2017 die Kapitalabflüsse. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich seit Ende Dezember von 822,17 Tonnen auf 816,43 Tonnen (Stand: 30. August 2017) reduziert. Von einer ausgeprägten Kapitalflucht in Gold kann zumindest in den USA (noch) nicht gesprochen werden.
Wir von pro aurum registrieren in den USA seit Längerem eine recht niedrige Nachfrage nach physischem Gold und Silber. Von ausgewählten Edelmetallhändlern aus den Vereinigten Staaten erwerben wir fast täglich gängige Goldmünzen älterer Jahrgänge. Für mich sieht es so aus, als ob sich US-Anleger in nicht unerheblichem Ausmaß von diesen Münzen trennen. Dies würde auch die vergleichsweise niedrigen Stückzahlen bei der Neuproduktion der Goldmünzen American Eagle und Buffalo erklären. Ich interpretiere dies so, dass der Sekundärmarkt in den USA aktuell einen Großteil der Nachfrage bedienen kann. Deshalb müssen weniger neue Münzen geprägt werden. Dabei stellt sich folgende Frage: Sind die Amerikaner jetzt zuversichtlich und optimistisch, was die Zukunft angeht, oder einfach nur sorglos? Die Beantwortung dieser Frage könnte bereits in den folgenden Monaten erfolgen. Ich denke, dass die Situation an den Aktienmärkten mittelfristig eher zu optimistisch gesehen wird. Das Geld der Kleinanleger, welches in den vergangenen Monaten vermehrt in die aus meiner Sicht recht reifen Aktienmärkte investiert wurde, fehlt natürlich an anderen Schauplätzen – zum Beispiel an den Edelmetallmärkten. Dies könnte sich bei entsprechenden Kursbewegungen aber sehr schnell wieder ändern.
Millionäre fliehen ins Ausland
Während US-Amerikaner derzeit offensichtlich eher in Aktien als in Gold fliehen, verlassen laut einer Studie der südafrikanischen Beratungsgesellschaft New World Wealth Millionäre scharenweise Deutschland. Nachdem 2015 ungefähr 1.000 Millionäre das Land der Dichter und Denker verlassen haben, schnellte die Zahl der betuchten Auswanderer 2016 auf rund 4.000 hoch. Das sollte jedem zu denken geben, schließlich sollte Deutschland zum Erhalt des eigenen Steueraufkommens am Verbleib von einkommensstarken und konsumfreudigen Millionären stark interessiert sein.
Gut zu wissen: Bei pro aurum werden seit drei bis vier Jahren auffällig viele Einzelaufträge im nicht unerheblichen sechsstelligen Bereich abgewickelt. Ab und zu dürfen wir uns sogar über Kauforders vermögender Privatkunden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich freuen. Diese Kundschaft sondiert den Markt und schaut sich genau an, mit welchem Anbieter solche Transaktionen getätigt werden. Meist erfolgt im Vorfeld ein persönlicher Besuch im „Goldhaus“ in München. Hier werden dann die Abläufe der Aufträge en détail abgefragt und der Geschäftspartner genau unter die Lupe genommen. Für mich ist diese Vorgehensweise völlig nachvollziehbar, schließlich lagert ein Großteil dieser Goldkäufe danach in unserem pro aurum Edelmetalldepot. Vermögende Privatkunden favorisieren große Goldbarren mit einem Gewicht von 500 oder 1.000 Gramm, da man hier als Käufer das niedrigste Aufgeld auf den reinen Goldwert zahlt und die Spannen zwischen An- und Verkaufskursen recht gering sind. In einigen Fällen werden zudem rund zehn Prozent der Gesamtinvestition durch gängige Goldmünzen im Gewicht von einer Unze wie zum Beispiel dem Krügerrand oder dem Philharmoniker ergänzt.
Jeder Anleger sollte davon überzeugt sein, dass der Besitz von Gold in guten wie in schlechten Zeiten Sinn macht. Als Land mit den weltweit zweitgrößten Goldreserven (3.378 Tonnen) vertraut schließlich auch die Bundesrepublik Deutschland auf den Krisenschutz. Im August meldete die Bundesbank, dass mit 1.710 Tonnen nunmehr 50,6 Prozent der nationalen Goldreserven in Frankfurt lagern. Bei der Federal Reserve Bank in New York liegen noch 1.236 Tonnen (36,6 Prozent) und bei der Bank of England in New York 432 Tonnen (12,8 Prozent). Damit wurde das 2013 von der Bundesbank auf öffentlichen Druck beschlossene Lagerstellenkonzept früher als geplant umgesetzt. Ursprünglich war ein Zeitraum bis 2020 vorgesehen.
Jackson Hole und Nordkorea sorgen für Kurssprung
Nach dem internationalen Notenbankertreffen in Jackson Hole (Wyoming), wo sich vom 24. bis 26. August die wichtigsten Geldpolitiker der Welt beraten haben, tendierte der Dollar nach unten und der Goldpreis nach oben. Konkrete Aussagen zur künftigen Geldpolitik blieben zwar aus, dies und die Kritik am aufkommenden Protektionismus generierten am Devisenmarkt aber erheblichen Verkaufsdruck bei der US-Währung. Ende des Monats hat sich die Kapitalflucht in den „sicheren Hafen Gold“ nochmals verstärkt, nachdem Nordkorea am Dienstag eine Rakete abgeschossen hat. Weil diese Nordjapan überquerte und danach ins Meer stürzte, erreichte der Konflikt zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt eine neue Eskalationsstufe und trieb den Goldpreis in der Spitze auf 1.338 Dollar. Signifikante charttechnische Hürden sind nun im Bereich von 1.340 bis 1.360 Dollar angesiedelt. Fazit: Damit scheint Gold in eine besonders spannende Marktphase eingetreten zu sein.