Goldreport 3/19 – Gold dürfte weiter von Fed-Politik profitieren
Wachsende Konjunktursorgen und nachlassende Zinsängste haben dem Goldpreis im März vorübergehend zu einer freundlichen Tendenz und zu einem Comeback über die Marke von 1.300 Dollar verholfen (Ende März ist er dann wieder unter diese Marke gefallen). Eine besonders wichtige Rolle spielte dabei die US-Notenbank Fed.
Skepsis der Fed infiziert Finanzmärkte
Die jüngste Fed-Sitzung im März kann man als „Vollbremsung plus Kehrtwende“ bezeichnen. Nur zur Erinnerung: Noch im Dezember stellten die US-Notenbanker für dieses Jahr zwei Zinserhöhungen in Aussicht. Drei Monate später wurden Zinsanhebungen für den Rest des Jahres de facto ausgeschlossen. Damit wurde im Vorfeld des Notenbankertreffens zwar gerechnet, dass aber im Herbst sämtliche Anleiheverkäufe (Quantitative Tightening) ausgesetzt wurden und somit die Bilanz nicht weiter verkürzt wurde, stellte für die meisten Marktteilnehmer eine große Überraschung dar. Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, ging es da nicht anders. Er sagte: „Es ist schon beeindruckend, mit welchem Tempo die US-Notenbank trotz der relativ guten Wirtschaftslage einen geldpolitischen Schwenk vollzieht. Für mich stellt sich die Frage: Was wissen die Mitglieder des Notenbankausschusses, was der Markt derzeit noch nicht weiß?“
Offiziell begründet wurden die Maßnahmen mit reduzierten Inflations- und Wachstumsaussichten. Nach Ansicht von Robert Hartmann kann das alleine aber nicht der Grund für die 180-Grad-Wende der amerikanischen Zentralbank gewesen sein. Er geht davon aus, dass regelrechte Rezessionsängste hinter dem Politikwechsel stehen. Mittlerweile bieten US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit weniger Rendite als Dreimonatsgeld. Diese sogenannte inverse Zinsstruktur war schon in der Vergangenheit ein guter Indikator für ein anstehendes Ende des Wirtschaftswachstums. Sinkende Erwartungen bei den Unternehmensgewinnen deuten ebenfalls auf Schwierigkeiten in den nächsten Monaten hin. Edelmetallprofi Hartmann mahnt deshalb zur Vorsicht und meint: „Nachdem die Börsen seit Dezember vergangenen Jahres sehr gut gelaufen sind, drängt sich ein Neuengagement im aktuellen Umfeld nicht auf. Die Anleihemärkte sind nach der Rally der vergangenen Tage und Wochen auch kein Schnäppchen mehr und der Immobilienmarkt in Deutschland befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Blase – das konstatiert sogar die Bundesbank.“
Robert Hartmann stellt fest, dass nach dem dramatischen Einbruch der Aktien im Dezember 2018 diese sich wieder sehr schnell erholt haben – für seinen Geschmack etwas zu schnell. Er geht davon aus, dass die Investoren nur aus einem Grund zugreifen: Weil sie Angst haben, kurzfristig etwas zu verpassen. Dieses Phänomen nennen die Profis FOMO (Fear of missing out). Er sieht in den fallenden Gewinnerwartungen der Unternehmen, den weltweit sinkenden Einkaufsmanager-Indizes sowie der inversen US-Zinskurven aber klare Signale für eine anstehende Korrektur an den Aktienmärkten und sagt: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es dieses Jahr erneut zu Abschlägen in einer Größenordnung von 20 Prozent und mehr an den amerikanischen Aktienmärkten kommt.“
Bei Gold & Co. stellt sich die Lage völlig anders dar. Niedrige Realzinsen und verunsicherte Aktienmärkte seien stets ein gutes fundamentales Umfeld für Edelmetalle. Robert Hartmann gibt sich daher zuversichtlich und meint: „Per saldo gehe ich von weiter steigenden Notierungen für Gold und Silber aus. Das werden allerdings keine Einbahnstraßen sein und die Kursanstiege erfolgen sicherlich unter größeren Schwankungen. Daher kaufe ich persönlich immer dann nach, wenn die Edelmetalle in den Korrekturmodus schalten und die Stimmung schlecht ist. Aktuell warte ich noch ab.
In den Minensektor kommt Bewegung
Ausgesprochen erfreulich entwickelten sich seit dem Jahreswechsel auch Goldminen. Übernahmen, Fusionen und Kooperationen sorgten hier für heiße Diskussionen und ein starkes Investoreninteresse. In einem Interview mit pro aurum strotzte Fondsmanager Uwe Bergold mit Blick auf Minenwerte geradezu vor Optimismus und meinte: „Wir sind in einer Bodenbildungsphase, welche die Korrektur seit 2011 bis 2015 komplementiert. Früher oder später werden die Minenwerte also nach meiner Einschätzung extrem nach oben ausbrechen.“ Grundsätzlich nimmt Bergold folgende Differenzierung vor: Streng genommen ist Gold für ihn gar kein Investment, sondern nichts anderes als inflationsgeschütztes Geld – und das seit über 3.000 Jahren. Ein Investment in Goldminen stellt für ihn nichts anderes als ein Investment in Gold dar, welches noch ungefördert im Boden liegt. Somit sind Minenwerte das eigentliche Investment auf die Entwicklung des Goldpreises, allerdings mit einem gewissen Hebel. Man müsse bei Goldminen allerdings bereit sein, andere Risiken wie beispielsweise das Unternehmensrisiko oder das Länderrisiko zu akzeptieren. Im Gegenzug erhält man als Ausgleich deutlich höhere Renditechancen. Für den erfahrenen Fondsmanager steht in der aktuellen Finanzmarktlage eines außer Frage. Er sagt: „Inflation zwingt zur Spekulation. Wenn ich Volatilität meide, wird mein Geld durch die negative Realverzinsung entwertet. Ich muss in der heutigen Zeit also ein gewisses Risiko in Kauf nehmen.“
In der Finanzwelt wird neben Goldminenaktien auch dem Silberpreis eine Hebelwirkung gegenüber Gold attestiert. Für Edelmetallexperte Hartmann gibt es bei der Frage nach dem geeigneteren Hebel keine pauschale Antwort. Dies käme vor allem auf die Risikotragfähigkeit und den zeitlichen Fokus des jeweiligen Anlegers an. Hartmann meint: „Grundsätzlich würde ich hier nicht zu einem Entweder-oder, sondern zu einem Sowohl-als-auch raten. Historisch betrachtet hat sich der Kauf von Silber immer dann gelohnt, wenn das Gold-Silber-Ratio bei Werten über 80 notiert hat.“ Derzeit errechnet sich ein Wert von 85, wobei das langfristige Mittel bei rund 53 verläuft. Nähert sich das Ratio in den nächsten Jahren wieder dem langfristigen Mittelwert an, so wird Silber gegenüber dem gelben Edelmetall eine klare Outperformance erzielen.
Hinsichtlich eines Engagements in Goldminenaktien rät Robert Hartmann Privatanlegern dazu, Einzelwertrisiken aus dem Weg zu gehen. Dieses Ziel lässt sich einerseits durch einen Investmentfonds wie den pro aurum ValueFlex erreichen, der in eine Vielzahl von Titeln investiert. Andererseits eignen sich aber auch ETFs, die bestimmte Minen-Indizes abbilden und somit für Investoren interessant sind. Für beide Anlageformen sollte der zeitliche Horizont aber mindestens fünf Jahre betragen.
März: pro aurum-Kunden warten auf Korrektur
In den vergangenen sechs Monaten hat der Goldpreis in Euro um 15 Prozent zugelegt. Bei pro aurum hatte dies vor allem zwei Auswirkungen: Zum einen stagniert die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr, denn viele Interessenten hoffen darauf, dass sich Gold und Silber wieder verbilligen werden. Zum anderen haben sich die Aktivitäten auf der Verkaufsseite deutlich belebt. Ungefähr drei von zehn Kunden verkauften uns im März ihre Münzen und Barren. Man wolle angesichts des rasanten Kursanstiegs erst einmal Kasse machen, so der Tenor bei unseren Kundengesprächen. Die meisten dieser Kunden hoffen auf eine Korrektur, um dann wieder günstig einsteigen zu können.
Hinweis in eigener Sache: In unserer Dresdner Filiale können Sie am 3. April den oben erwähnten Fondsmanager Uwe Bergold treffen. Er hält um 18.00 Uhr (Einlass 17.30 Uhr) einen Vortrag zum Thema „Gold als ultimative Vermögensversicherung“. Im Münchner „Goldhaus“ von pro aurum findet am 6. April (verkaufsoffener Samstag) um 10.00 Uhr eine Führung durch das Goldhaus statt. Danach hält Jürgen Birner, der Filialleiter von pro aurum München, noch einen 90-minütigen Vortrag zum Thema „Vermögens(ver)sicherung mit GOLD und SILBER“ (11.00 Uhr). Beide Veranstaltungen sind kostenlos und erfordern keine Anmeldung. Ebenfalls interessant: Im April sind drei Sonderaktionen geplant, welche den Silber Krügerrand (1 Oz), Gold Britannia (1/10 Oz) und die älteren Jahrgänge des Gold Nugget/Känguru (1 Oz) betreffen werden.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im März haben nahezu 3.000 Anleger (Februar: 1.000) an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum teilgenommen. Gegenüber dem Vormonat hat sich der Anteil der Kaufwilligen von 52,1 auf 49,0 Prozent reduziert. Im Gegenzug haben 51,0 Prozent der Anleger (Vormonat: 47,9 Prozent) eine abwartende Haltung eingenommen.
Bei der Frage nach der Bewertung des aktuellen Preisniveaus gab es zwei nennenswerte Stimmungsveränderungen zu beobachten. Nach wie vor stuft eine große Mehrheit der Befragten Edelmetalle weiterhin als unterbewertet ein, wobei sich die Quote im Berichtszeitraum von 65,6 auf 76,1 Prozent deutlich erhöht hat. Stark gelitten hat hingegen die Ansicht, dass das aktuelle Preisniveau als „fair“ einzustufen ist. Hier kam es zu einem kräftigen Rückgang von 22,0 auf 13,0 Prozent. Dass die Edelmetallpreise derzeit überbewertet seien, meinten im März 10,9 Prozent der Befragten. Vor einem Monat lag die Quote noch bei 12,4 Prozent.
Befragt nach der Einschätzung der Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal konnte ein zunehmender Optimismus festgestellt werden. Nachdem im Monat zuvor ein Wert von 49,8 Prozent registriert worden war, rechnen mittlerweile 53,0 Prozent der Umfrageteilnehmer mit steigenden Edelmetallpreise. Bei den Prognosen für einen Seitwärtstrend kam es zu einem leichten Rückgang von 35,8 auf 34,1 Prozent, während sich der Anteil der Pessimisten, die fallende Edelmetallpreise erwarten, von 14,4 auf 12,9 Prozent reduziert hat.