Gold: Dynamischer Sprung über 1.300 Dollar
Im Januar tendierte das gelbe Edelmetall zunächst einmal seitwärts. In der zweiten Monatshälfte führte dann eine markante Dollarschwäche zu einem deutlichen Überwinden der Marke von 1.300 Dollar. Damit verteuerte sich Gold auf den höchsten Stand seit über acht Monaten.
Risikoaversion ist auf dem Vormarsch
Doch in den ersten Handelswochen des neuen Jahres hätte es für den Goldpreis auch deutlich besser laufen können, schließlich warf der längste Regierungsstillstand (Shutdown) der US-Geschichte kein gutes Licht auf das Land mit der größten Volkswirtschaft. Und auch der wahrscheinlicher gewordene ungeordnete Brexit vermochte das gelbe Edelmetall zunächst einmal nicht über die wichtige Hürde von 1.300 Dollar zu hieven. Erst die markante Dollarschwäche und die sich verschärfende Krise in Venezuela haben den Krisenschutz dann ins Gedächtnis der Investoren gerufen. Während im vergangenen Jahr der starke Dollar und gestiegene US-Renditen auf die Stimmung an den Goldmärkten gedrückt hatten, scheint 2019 eine gegenläufige Entwicklung höhere Goldpreise zu rechtfertigen. In wichtigen Industrieländern und vor allem China haben sich die Konjunkturperspektiven mittlerweile erheblich eingetrübt. Mit 6,4 Prozent p.a. weist die chinesische Wirtschaft das geringste Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren auf. Deutlich verlangsamtes Wachstum macht auch der deutschen Wirtschaft zu schaffen. So hat zum Beispiel die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2019 von bislang 1,8 Prozent auf nur noch ein Prozent p.a. nach unten revidiert.
Anlässlich des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos reduzierte der Internationale Währungsfonds erneut seine Wachstumsprognosen für 2019 und 2020. Für das laufende Jahr gab es eine Reduktion um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent zu vermelden und für das nächste Jahr wurde eine Kürzung von 3,7 auf 3,6 Prozent vorgenommen. Auf dem Treffen dominierten in diesem Jahr vor allem die pessimistischen Töne. In ihrem Risikobericht machten die Veranstalter gleich mehrere Gefahrenherde aus. Als größtes Risiko identifizierten sie den Klimawandel, gefolgt von Datenraub bzw. -betrug. Aber auch die geopolitischen und wirtschaftlichen Spannungen werden als potenzielle Risikofaktoren genannt.
Im Zuge der aktuellen Goldpreisrally fühle ich mich an eine alte Händlerweisheit erinnert. Sie besagt nämlich, dass „politische Börsen kurze Beine hätten“. Ereignisse wie der Brexit, die Venezuela-Krise oder der Shutdown der US-Regierung können den Goldpreis allenfalls kurzfristig beeinflussen – wenn überhaupt. Viel wichtiger für das gelbe Edelmetall sind meiner Meinung nach die Entwicklungen an den Zinsmärkten sowie das Sentiment der großen institutionellen Anleger. An der Zinsfront sehe wenig Potenzial für Überraschungen. Die Zinsen werden niedrig bleiben, weil sich Unternehmen und Staaten angesichts der horrenden Verschuldung gar keine substanziell höheren Zinsen leisten könnten – und das ist gut für Gold. Wann sich das immer noch negative Sentiment der großen Kapitalsammelstellen gegenüber Gold ändern wird, vermag aber auch ich nicht zu prognostizieren. Ich gehe davon aus, dass dies aber nicht mehr lange dauern wird. Spätestens im zweiten Halbjahr 2019 sollte bei diesen Akteuren ein Umdenken stattfinden.
Lawinenwarnung am globalen Schuldenberg
Dass sich die Welt seit Jahrzehnten in einem regelrechten Schuldenrausch befindet, ist hinlänglich bekannt. Das billige Geld der Notenbanken wirkt wie eine Droge. Privathaushalte, Unternehmen und Staaten haben sich daran gewöhnt, sind im Laufe der Jahre abhängig geworden und kommen davon mittlerweile kaum los. Das Institute of International Finance lieferte im Januar hierfür den besten Beweis. Ende September 2018 kletterte der globale Schuldenberg der drei erwähnten Sektoren auf 244 Billionen Dollar und repräsentiert damit 318 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass immer noch viele Marktteilnehmer an die Allmacht der Notenbanken glauben. Für mich ist das aber eher ein Irrglauben. Sollte es an den Finanzmärkten zu einer erneuten Krise kommen, werden die Zentralbanken wieder einmal als Feuerwehr auftreten. Doch in der Geschichte gibt es unzählige Beispiele anhand derer sich belegen lässt, dass die Notenbanken große Verwerfungen kurzfristig nicht erfolgreich bekämpfen konnten. Diesbezüglich möchte ich anmerken, dass sie die meisten Krisen mit ihren Kennzahlen und Methoden nicht einmal haben kommen sehen. Wären die Notenbanken allmächtig, würden sie schon im Vorfeld von Krisen handeln, um diese zu vermeiden. Das können sie aber nachweislich nicht. Allein diese Erkenntnis sollte Anleger und Sparer sehr zu denken geben.
Januar: Gestiegenes Verkaufsinteresse im Januar
Bei pro aurum hat das Interesse der Kunden in der zweiten Januarhälfte etwas nachgelassen. Als meistgehandelte Goldmünzen erwiesen sich die Unzenmünzen Krügerrand und Philharmoniker sowie die Goldbarren in den Gewichtseinheiten eine Unze und 100 Gramm. Bei Silber waren vor allem die Unzenmünzen Krügerrand und Känguru stark gefragt. Auffällig ist allerdings die steigende Anzahl an Verkaufsaufträgen. An manchen Tagen kamen drei bis vier Verkäufer auf zehn Käufer. In den vergangenen Jahren lag der Durchschnitt bei lediglich ein bis zwei Verkäufern. Es sieht so aus, als würden einige Anleger auf dem erhöhten Preisniveau Kasse machen – entweder um Profite zu realisieren oder Verluste zu vermeiden. Beide Motive sprechen dafür, dass immer mehr Kunden dem Gold in den nächsten Monaten bzw. Jahren keine bedeutenden Kursavancen zutrauen. Meiner Meinung nach könnte sich dies als großer Irrtum herausstellen.
Auf kurze Sicht bin ich sehr gespannt, ob ein Angriff auf die entscheidende Widerstandszone zwischen 1.350 und 1.370 Dollar erfolgreich sein wird. Mit Blick nach vorne bin ich kurzfristig etwas skeptisch und glaube, dass Gold nochmals in den Korrekturmodus wechseln wird, solange die Börsen einigermaßen stabil bleiben. Daraus könnte sich aber meines Erachtens auf Jahre gesehen die letzte Möglichkeit ergeben, Gold und Silber zu günstigen Preisen zu erwerben.
Hinweis in eigener Sache: Am 16. Februar findet im Münchner „Goldhaus“ von pro aurum eine Führung (10.00 Uhr) statt. Danach hält Jürgen Birner, der Filialleiter von pro aurum München, noch einen 90-minütigen Vortrag zum Thema „Vermögens(ver)sicherung mit GOLD und SILBER“ (11.00 Uhr). Beide Veranstaltungen sind kostenlos und erfordern keine Anmeldung.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im Januar haben sich an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum insgesamt 1.803 Anleger (Dezember: 1.770) beteiligt. Verglichen mit dem Vormonat hat sich der Anteil der Kaufwilligen mit 49,4 Prozent (Dezember: 49,3 Prozent) kaum verändert. Eine kleine Mehrheit tendiert mit 50,6 Prozent (Dezember: 50,7 Prozent) zu einer eher abwartenden Haltung.
Hinsichtlich der Bewertung des aktuellen Preisniveaus bei Edelmetallen hat sich das Marktsentiment ebenfalls kaum verändert. Eine große Mehrheit der Befragten betrachten Edelmetalle weiterhin als unterbewertet. Gegenüber dem Vormonat blieb die Quote mit 66, 2 Prozent unverändert. Bei Anlegern, die aktuell eine faire Bewertung sehen, kam es zu einem leichten Rückgang von 23,0 auf 22,8 Prozent. Leicht zugenommen hat die Ansicht, dass die Edelmetallpreise als überbewertet einzustufen seien. Hier war im Berichtszeitraum ein leichter Zuwachs von 10,8 auf 11,0 Prozent registriert worden.
Auch mit Blick auf die Einschätzung der Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal hat sich die Stimmung unter den Umfrageteilnehmern kaum verändert. Steigende Edelmetallpreise werden derzeit von 48,0 Prozent (Vormonat: 47,9 Prozent) erwartet, während weiterhin 39,5 Prozent einen Seitwärtstrend prognostizieren. Zugleich hat sich der Anteil der Pessimisten von 12,6 auf 12,5 Prozent leicht reduziert.