Gold: Heißes Auf und Ab im Juli
Nach miserablem Start in den Juli fing sich das gelbe Edelmetall knapp über der 1.200-Dollar-Marke wieder und drehte nachfolgend recht dynamisch nach oben. Der massive Ausverkauf großer Terminspekulanten sollte nun überstanden sein und der Goldpreis könnte einen zumindest temporären Boden ausgebildet haben.
Massiver Verkaufsdruck an den Terminmärkten
Ich weise nicht zum ersten Mal darauf hin, dass die Preise für Gold seit Jahren nicht an den Kassamärkten, sondern an den Terminbörsen „gemacht“ werden. In den Monaten Juni und Juli haben an der Commodity Exchange, dem wichtigsten Terminmarkt für Gold, vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) massiv Futures auf Gold verkauft und dadurch den Rücksetzer des Goldpreises um in der Spitze sieben Prozent maßgeblich verursacht. So hat diese Gruppe von Marktakteuren seit dem 6. Juni ihr Long-Engagement von 312.200 auf 217.200 Kontrakte (-30,4 Prozent) zurückgefahren und zugleich die Zahl short positionierter Futures von 107.800 auf 157.100 Kontrakte (+45,7 Prozent) erhöht. Dadurch brach deren Netto-Long-Position, welche einen grundsätzlichen Optimismus zum Ausdruck bringt, regelrecht ein. Sie kollabierte im Berichtszeitraum um 70,6 Prozent von 204.500 auf aktuell 60.100 Futures (Stand: 18. Juli 2017). Vor diesem Hintergrund kann man die moderate Reaktion des Goldpreises fast schon als Anzeichen von relativer Stärke interpretieren. In den vergangenen Jahren folgten auf solch massive Verkaufswellen häufig kräftige technische Erholungsphasen bzw. starke Aufwärtstrends. Ob wir an den Terminmärkten das Schlimmste überstanden haben oder der Ausverkauf weiter anhält, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass die kommerziellen Händler (Commercials) in den vergangenen Wochen einen Großteil Ihrer Shortpositionen abgebaut haben. Auf Basis der Marktdaten vom 18. Juli hielten sie 73.635 Shortkontrakte à100 Unzen Gold, was einer Menge von rund knapp 7,4 Millionen Unzen oder umgerechnet rund 229 Tonnen Gold entspricht. Zur Erinnerung: Sechs Wochen zuvor war noch ein Wert von über 216.000 Futures ausgewiesen worden. Wichtig für Goldinvestoren: Das Verhältnis der Shortpositionen zu den Longpositionen der kommerziellen Händler erreichte mit 1,48 ein Niveau, bei dem es in der Vergangenheit oft zu signifikanten Aufwärtsbewegungen des Goldpreises kam.
Den Transaktionen der spekulativ getriebenen Marktteilnehmer, die im selben Zeitraum ihre Longpositionen markant und schnell abgebaut haben sehe ich relativ gelassen entgegen. Unterm Strich glaube ich nämlich nicht, dass hier in den nächsten vier Wochen noch großer Verkaufsdruck aufkommen wird. Vielmehr halte ich es für wahrscheinlicher, dass es zu Eindeckungen von Shortpositionen kommen wird, falls sich der Goldpreis auf Basis des Wochenschlusskurses über der charttechnisch wichtigen Marke von 1.265 Dollarstabilisieren sollte.
Gold kann von Dollarschwäche nicht profitieren
Normalerweise wird den beiden Anlageklassen Dollar und Gold eine negative Korrelation attestiert. Geht es mit der US-Währung bergab (bergauf), tendiert das gelbe Edelmetall stärker (schwächer). Doch diese Wechselwirkung hat in den vergangenen 12 Monaten eher nicht gegriffen. Während dieses Zeitraums hat sich nämlich der Dollar gegenüber dem Euro um fast sechs Prozent verbilligt. Davon konnte der Goldpreis hingegen nicht profitieren und verbuchte für diesen Zeitraum auf Dollarbasis ein Minus von acht Prozent. Offensichtlich nutzen Anleger die Schwäche des Greenback nicht zur Flucht in den Krisenschutz Gold, sondern investieren ihr Kapital lieber in Aktien.
Für mich ist ein Ende des starken US-Dollars aber noch keine ausgemachte Sache. Nachdem der Greenback zum Euro auf dem tiefsten Niveau seit Mitte 2015 abgerutscht ist, glaube ich nicht an eine Fortsetzung der Kursrally. Für meinen Geschmack ist die Luft für den Euro nach oben eher dünn. Mir scheint einiges im aktuellen Kursniveau eingepreist zu sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich der Euro zum Dollar noch längere Zeit seitwärts innerhalb einer Spanne von 1,10 und 1,20 Dollar bewegen wird.“
Börsianer werden immer sorgloser
Die im Juli markierten Allzeithochs beim Dow-Jones, S&P 500, Nasdaq 100 und Nasdaq Composite deuten darauf hin, dass die Anlageklasse „Aktien“ bei Anlegern weiterhin stark gefragt ist. Es sieht aber so aus, als ob Investoren vergessen hätten, dass Aktien auch fallen können. Diverse Volatilitätsindizes wie der VIX (S&P 500), aber auch der VDAX-NEW (DAX) oder der VSTOXX (Euro Stoxx 50) notierten im Juli zeitweise in der Nähe ihrer Mehrjahrestiefs.
Anleger sollten dieses Anzeichen extremer Sorglosigkeit jedoch als Warnzeichen sehen. Im April 2015 und im Dezember 2015, kurz bevor der DAX zu einem Kurssturz von jeweils mehr als 20 Prozent ansetzte, notierte der Volatilitätsindex VDAX-NEW ebenfalls auf extrem niedrigem Niveau. Offensichtlich entstehen heftige Korrekturen immer dann, wenn sich die Risikokennzahl Volatilität auf extrem niedrigem Niveau bewegt.
Ich ziehe daraus folgenden Schluss: Die Anleger scheinen extrem relaxt zu sein – aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe. Ich könnte mir vorstellen, dass es beim S&P 500 im Bereich zwischen 2.500 und 2.600 Zählern zur Ausbildung eines mittel- bis langfristig signifikanten Tops mit anschließender Talfahrt kommt – spätestens ab Mitte 2018.