Gold ist der beste Inflationsschutz
Gold gilt seit Jahrtausenden als sicherer Hafen und Inflationsschutz – dies verdeutlicht das altbekannte und bis heute aktuelle Beispiel eines Maßanzuges: Wer im Römischen Reich vor gut 2.000 Jahren eine neue Toga plus Schuhe erwerben wollte, musste hierfür umgerechnet etwa eine Unze Gold auf den Tisch legen. In den 1920er-Jahren kostete ein maßgeschneiderter Anzug plus Schuhe ebenfalls umgerechnet etwa eine Unze Gold. Und heute? Ein maßgeschneiderter Anzug plus Schuhe kostet knapp 1.100 Euro – noch immer so viel wie eine Unze Gold. Zwischenzeitlich geriet der Charakter von Gold als Inflationsschutz jedoch in Vergessenheit, denn die Teuerungsrate lag auf einem Rekordtief und die Notenbanken pumpten unvorstellbare Summen in die Märkte.
Exklusivinterview auf der Edelmetallmesse 2018 mit Dirk Müller, Ronald Stöferle, Folker Hellmeyer und anderen:
Inzwischen hat die Inflation (vor allem wegen der Rohölpreise) stark angezogen, doch die Leitzinsen bleiben auf einem Rekordtief. Die Folge: Das Vermögen von Sparern verliert derzeit etwa 2,5 Prozent pro Jahr an Kaufkraft. Und nun schlägt die Stunde von Gold als Inflationsschutz – oder besser gesagt: Schutz gegen die so genannte “Negative Realverzinsung”: “Die Mehrheit unserer Kunden investiert sicherlich einen Teil des Vermögens in Gold, da sie das Edelmetall als das bessere Geld betrachten, das Jahrtausende überdauert hat. Wenn in der Vergangenheit die Inflationsraten deutlich gestiegen sind, war meistens auch physisches Gold gefragt bei den Anlegern”, erklärt Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum.
Dieser Effekt ist auch in diesem Jahr wieder zu beobachten. Seit Mitte des Jahres verzeichnet pro aurum eine sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Gold, die sich auch im letzten Quartal des Jahres fortsetzt. Robert Hartmann von pro aurum sieht eine ganze Reihe an Gründen, die aktuell für Gold sprechen: Neben den Rücksetzern an den Aktienmärkten spielt insbesondere die weiterhin negative Realverzinsung den Gold-Freunden in die Karten, auch das kritische geopolitische Umfeld und die deutlich ansteigende Inflation sorgen für Unsicherheit. Die Folge: Inzwischen sind wieder neun von zehn Kunden von pro aurum auf der Käuferseite. Oder anders gesagt: Kaum jemand will derzeit sein Gold verkaufen. Auffällig ist zudem: Die Zahl der Orders im höheren fünfstelligen Bereich hat zuletzt deutlich zugenommen – inzwischen zählen Ein-Kilogramm-Goldbarren zu den Verkaufsrennern.
Für den kleinen Run auf Gold sorgt nicht zuletzt der vergleichsweise niedrige Preis für das gelbe Metall: “Der Goldpreis spiegelt dieses gestiegene Interesse an der physischen Ware Gold noch nicht in ausreichendem Maße wieder”, unterstreicht Hartmann. Vor allem der starke Dollar bremse die Goldpreisentwicklung. Robert Hartmann weist jedoch darauf hin, dass es nicht in erster Linie an den physischen Märkten liege, dass der Goldmarkt nicht anspringt. “Der Preisgeber ist die New York Commodities Exchange, also einige wenige Banken, die die Futuresmärkte bestimmen. Dort werden die Anomalien an den Märkten schlussendlich erzeugt.“
Die Marktbeobachter bei pro aurum erwarten, dass sich die negative Realverzinsung noch weiter verschärfen könnte. Der Trend bei der Teuerungsrate zeigt eindeutig nach oben, während die Leitzinsen wohl noch auf lange Sicht niedrig bleiben. Eine weitere Verschärfung der geopolitischen Krisenherde, insbesondere um Saudi-Arabien und den Mord an dem regimekritischen Journalisten Khashoggi, könnte für eine plötzliche Explosion der Ölpreise sorgen – und dieser Posten bestimmte zuletzt maßgeblich die offizielle Teuerungsrate. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass insbesondere die Waren des täglichen Bedarfs teurer geworden sind, die Zeche für die Notenbankpolitik und das größte fiskalpolitische Experiment der Menschheitsgeschichte zahlen also die treuen Sparer – und genau sie sollten jetzt darüber nachdenken, ihr Vermögen krisenfest zu machen.
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