Gold-Update: Der Krisenschutz macht seinem Ruf als Inflationsschutz alle Ehre
Das Jahr 2022 lässt sich für Edelmetall-Anleger bislang mit einem Wort zusammenfassen: durchwachsen. Vor allem in der weltweit am meisten beachteten Dollar-Notierung kommt der Goldpreis nicht recht auf die Beine. Und es mehren sich erneut die Kommentare, in denen ein Abgesang auf Gold als Krisenwährung angestimmt wird.
Dabei gibt es bei nüchterner Betrachtung viele gute Gründe, die für Gold sprechen. Gerade in den letzten Tagen ist das Thema „Inflation“ wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Nachdem die Teuerungsrate in den letzten zwei Monaten leicht zurückgegangen war, hatten viele Marktbeobachter betont, dass es sich hierbei nur um einen kurzfristigen Effekt handele.
Die Experten sollten Recht behalten: Die Inflationsrate ist im August 2022 wieder angestiegen, sie liegt derzeit bei 7,9 Prozent. Und es steht zu befürchten, dass die Preise weiter steigen. Denn ab dem 1. September gibt es keinen Tankrabatt und auch kein Neun-Euro-Ticket mehr – die Menschen in Deutschland müssen also deutlich mehr für Mobilität ausgeben. Dazu kommen perspektivisch auch weiter steigende Kosten für Energie: Die Gaspreis-Umlage steht in den Startlöchern.
Über die weitere Entwicklung der Aktienmärkte und auch des Preises von Gold entscheidet am Ende des Tages jedoch die Politik der Notenbanken. Und die US-Notenbank Fed hat soeben erst klargestellt, dass sie gerade erst am Anfang der Zinswende ist. Fed- Präsident Jerome Powell hat deutlich gemacht, dass weitere und noch größere Zinsschritte bevorstehen. Die US-Notenbank will die Inflation also offenbar ernsthaft bekämpfen und schreckt dafür auch nicht vor deutlich höheren Leitzinsen zurück.
Maximale Zurückhaltung
In Europa zeigt sich ein anderes Bild. Zwar hat die Europäische Zentralbank auch einen ersten Zinsschritt gewagt, allerdings bleiben die Währungshüter bei ihrem bisherigen Kurs der maximalen Zurückhaltung. Sie können sich ein beherztes Eingreifen auch gar nicht erlauben, weil dies augenblicklich die südeuropäischen Schuldenstaaten weiter in Bedrängnis bringen würde. Länder wie Griechenland, Spanien oder Italien müssen bereits jetzt einen Risikoaufschlag auf ihre Staatsanleihen zahlen, wenn sie Geld auf dem Finanzmarkt leihen. Eine weitere Leitzins-Erhöhung würde dazu führen, dass auch die Schulden-Staaten in Europa mehr Geld für ihren Schuldendienst aufwenden müssen. Es würde sich ein Teufelskreis in Gang setzen, der eher früher als später im Staatsbankrott endete.
Aufgrund dieser Gemengelage gibt es bei Gold derzeit eine gegensätzliche Entwicklung: Während der Goldpreis in Euro immer weiter steigt und inzwischen deutlich im Plus liegt, hat Gold in US-Dollar bisher keine positive Bilanz erzielt. Für Euro-Anleger ist diese Entwicklung jedoch erfreulich, denn Gold hat in diesem Jahr die Inflation mehr als ausgeglichen und dementsprechend seinem Ruf als Inflationsschutz mal wieder alle Ehre gemacht.
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