Gold verbessert die Qualität eines Portfolios
Das diesjährige Comeback des Goldpreises ist vor allem auf die gestiegene Nachfrage von Notenbanken, Terminspekulanten und ETF-Investoren zurückzuführen. Diese sehen Gold wieder verstärkt als wichtige Anlageklasse und schätzen deren positiven Diversifikationseffekt.
Der World Gold Council (WGC) hat sich in einer 20 Seiten starken Studie mit den Vorzügen von Gold intensiv beschäftigt und kommt zu folgendem Schluss: Die Beimischung von Gold innerhalb eines Portfolios führt zu einer höheren Rendite und zu einem niedrigeren Gesamtrisiko, was durch eine geringere Kursschwankungsintensität zum Ausdruck kommt. Die Analyse trägt den etwas sperrigen Namen „Gold: Das effektivste Rohstoffinvestment – warum es in Rohstoffindizes unterrepräsentiert ist und sein Einfluss auf Ihr Portfolio“. Als Basis nutzten die WGC-Analysten einen typischen Pensionsfonds (nach Willis Towers Watson), der einen Aktienanteil von 60 Prozent und einen Anleiheanteil von 40 Prozent aufweist. Besonders interessant: Goldquoten zwischen zwei und zehn Prozent haben zu besseren risikobereinigte Renditen geführt als das Integrieren breit diversifizierter Rohstoffinvestments.
Gold ist in Rohstoffindizes untergewichtet
Über die Vorteile von Rohstoffinvestments sind sich die Anleger bereits seit Längerem bewusst. Besonders gut eignen sie sich zur Diversifikation und als Inflationsschutz. Des Weiteren zeichnen sie sich während der unterschiedlichen Konjunkturzyklen durch ihren Glättungseffekt aus. Die meisten Investoren bilden die Anlageklasse Rohstoffe meist über Rohstoffindizes ab, in denen Gold stets enthalten ist. Die WGC-Analysten bemängeln aber dessen geringe Gewichtung innerhalb der Indizes. Beim weltweit bedeutendsten Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) kommt Gold auf einen Anteil von etwas mehr als 3,7 Prozent, beim Bloomberg Commodity Index liegt die Goldquote bei immerhin 12 Prozent. Dadurch werde Gold seiner Rolle als strategische Portfoliokomponente jedoch nicht gerecht. Gold müsse nach Ansicht der WGC-Analysten als eigenständige Anlageklasse gesehen werden, weil es über sechs wichtige Eigenschaften verfügt:
- Auf lange Sicht liefert es bessere risikobereinigte Renditen als andere Rohstoffe
- Gold kann effektiver diversifizieren als andere Rohstoffe
- In Phasen niedriger Inflation erzielt es eine Outperformance gegenüber anderen Rohstoffen
- Es ist weniger volatil (schwankungsintensiv) als andere Rohstoffe
- Es hat sich als Wertaufbewahrungsmittel bewährt
- Gold verfügt über einen liquiden Handel
Rohstoffe eignen sich nach Ansicht der Experten vom World Gold Council zwar als taktische Anlage, eine strategische Goldkomponente könne aber aufgrund der breit gefächerten Vorteile einen marktbreiten Rohstoffanteil nicht nur verbessern, sondern sogar ersetzen.
Gold erzielt Outperformance gegenüber Rohstoffen
Unter Performanceaspekten kann das gelbe Edelmetall ebenfalls punkten. Analysiert wurden insgesamt drei Zeiträume: 10 Jahre, 20 Jahre und die Zeit nach dem Aufheben des Goldstandards im Jahr 1971. So erzielte Gold auf Zehnjahressicht eine signifikante Outperformance gegenüber Rohstoffen und gegenüber dem Dollar. Eine starke Underperformance musste innerhalb dieses Betrachtungszeitraums lediglich gegenüber US-Aktien hingenommen werden, während der Vermögensschutz mit US-Anleihen, Schwellenländer-Aktien und mit Dividendenwerten aus der EAFE-Region (Europa, Australien, und Ferner Osten) in etwa mithalten konnte. Auf Sicht von 20 Jahren musste sich Gold lediglich den Aktien aus Schwellenländern geschlagen geben. Die restlichen Mitbewerber erzielten schwächere Jahresrenditen als Gold, wobei die Underperformance bei Rohstoffen und beim Dollar besonders augenscheinlich war. Seit 1971 kann man Gold eine ähnlich starke Performance wie US-Aktien, EAFE-Aktien und Rohstoffen attestieren. Schlechter entwickelt haben sich in den vergangenen 48 Jahren lediglich US-Anleihen und der Dollar. Vor allem auf extrem lange Sicht kann das in den Mainstream-Medien eher vernachlässigte und wegen fehlender Zins- bzw. Dividendeneinnahmen oftmals gescholtene Gold mit den „arrivierten Anlageklassen“ durchaus mithalten und braucht keinen Vergleich zu scheuen.
Korrelationen sprechen ebenfalls für Gold
Ein großer Vorteil von Gold besteht darin, dass es geringe bzw. keine Korrelation zu anderen Anlageklassen (inklusive Rostoffen) aufweist, wenn sich die Finanzmärkte in Stressphasen befinden. In wirtschaftlichen Wachstumsphasen kann man indes – ähnlich wie bei Rostoffen – eine positive Korrelation zwischen Aktien und Gold ausmachen. Das heißt: Beide Anlageklassen tendieren im Gleichschritt bergauf. So wächst zum Beispiel bei freundlicher Konjunkturlage die Nachfrage bei technologischen Anwendungen und im Schmuckbereich.
Sobald aber die Risikoaversion zunimmt und sich die Investoren um die globalen Finanzsysteme verstärkt sorgen, erinnern sich Investoren an die wohltuenden Wirkungen von Gold. Dann dient die hochwertige und liquide Anlageklasse vor allem zwei Zielen: dem Schutz von Kapital sowie dem Begrenzen von Verlusten. Verglichen mit anderen Rohstoffen, die in Baissephasen ebenfalls zur Schwäche neigen, kann man diese Schutzfunktion von Gold als einzigartig bezeichnen.
Niedrige Volatilität bei Gold von Vorteil
Eine relativ niedrige Volatilität gilt als Indiz für ein relativ geringes Investmentrisiko. Bei Gold fällt diese finanzmathematische Kennzahl häufig niedriger aus als bei Aktien und Aktienindizes sowie einzelnen Rohstoffen bzw. breit diversifizierten Rohstoffindizes. Rohöl und Industriemetalle sowie Edelmetalle mit zyklischem Charakter (Silber, Platin und Palladium) sind mitunter deutlich volatiler und tendieren in schwachen Aktienmärkten häufig ebenfalls bergab. Dies hat zur Folge, dass Gold sowohl die absolute als auch die risiko-adjustierte Rendite eines Portfolios verbessert. Dabei gilt: Je höher (geringer) die Aktienquote ausfällt, desto höher (niedriger) sollte der Goldanteil bemessen sein. Bei einer Quote von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Bargeld und Bonds liegt die optimale Gold-Allokation bei fünf Prozent. Bei einem Anlagemix von 80/20 würde sich die optimale Goldquote auf etwas mehr als neun Prozent erhöhen. Dies würde dann auf Basis der WGC-Studie die höchsten risiko-adjustierten Renditen nach sich ziehen.
Nach Ansicht von Robert Hartmann, Gründer und Geschäftsführer von pro aurum, bietet sich auch die folgende Strategie zur Diversifikation des bereits erwirtschafteten Vermögens an. Er meint: „Wir empfehlen bereits seit 16 Jahren – je nach Risikoneigung – eine Edelmetallquote in einer Größenordnung von 5 und 25 Prozent im Portfolio. Diese sollte aus 80 Prozent Gold und 20 Prozent Silber bestehen. Wer damals diesem Rat gefolgt ist, dürfte heute relativ ruhig schlafen.“
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