Goldexperte Ronald Stöferle: Gold funktioniert perfekt als Portfolio-Stabilisator
Anlässlich der Veröffentlichung der 13. Ausgabe des weltweit angesehenen Gold-Reports „In Gold we Trust“ führte pro aurum mit dem erfahrenen Goldexperten Ronald Stöferle von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG ein Interview über die Perspektiven des gelben Edelmetalls.
Hier können Sie sich auch das TV-Interview mit Goldexperte Ronald Stöferle anschauen:
Die US-Notenbank Fed hat im Juni eine Kehrtwende ihrer Geldpolitik in Aussicht gestellt und Zinssenkungen angekündigt. Denken Sie, dass der Goldpreis von diesem Meinungswechsel langfristig profitieren wird?
Ronald Stöferle: Definitiv, als Leitregel könnte man nämlich sagen: Je expansiver die Geldpolitik, desto besser das Umfeld für den Goldpreis. Sowohl die Fed als auch andere wichtige Notenbanken haben den monetären U-Turn vollzogen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die wichtigsten Notenbanken in den vergangenen zehn Jahren aus dem Nichts 18 Billionen Dollar geschöpft und dadurch ein Sicherheitsnetz geschaffen haben. Diese Freibiermentalität endete im vierten Quartal 2018, als den Finanzmärkten erstmals Liquidität entzogen wurde – was zu empfindlichen Verlusten in zahlreichen Anlageklassen geführt hatte. Und in diesem Umfeld hat Gold eindrucksvoll bewiesen, dass es als Portfolio-Stabilisator perfekt funktioniert. Als Goldanleger kann man den sich abzeichnenden Abwertungswettlauf von Fed & Co. daher relativ entspannt beobachten.
Ende Mai haben Sie der Öffentlichkeit die 13. Ausgabe der Kapitalmarktstudie „In Gold we Trust“ vorgestellt. Worin unterscheidet sich die aktuelle Publikation von den vorherigen?
Zunächst einmal im Umfang – mit über 300 Seiten haben wir nämlich ein neues Allzeithoch erreicht. Die Studie ist wie gewohnt in einer deutschen und englischen Version sowie erstmals auch in chinesischer Sprache erhältlich. Der Grund liegt auf der Hand, schließlich gilt China sowohl bei der Goldförderung als auch bei der Goldnachfrage weltweit als größter Markt. Uns war es zudem wichtig, ein vielfältiges Bild zu zeichnen. Neben klassischen Kapiteln wie dem Status quo von Gold oder der aktuellen Zinspolitik, die auch in den vorherigen Ausgaben stets zu finden waren, haben wir uns in diesem Jahr auch Spezialthemen wie Hyperinflation, Exter’s Pyramide oder einem neuen Plaza-Abkommen zur gezielten Abwertung des Dollars gewidmet. Außerdem gelang es uns, hochinteressante Interviews zu führen – unter anderem mit der Investorenlegende Jim Rogers sowie dem Blogger FOFOA. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist ein sehr ausführlicher und holistischer Blick auf den Goldmarkt und man sollte sich für das Studium der Studie schon ein bisschen Zeit nehmen.
Ihr Gold-Report trägt in diesem Jahr den Titel „Gold im Zeitalter der Vertrauenserosion“. Wie erklären Sie es sich, dass das Vertrauen in die wichtigsten Notenbanken der Welt weiterhin unerschütterlich zu sein scheint?
Das ist eine spannende Entwicklung, die wir im Moment sehen, schließlich schwindet gegenwärtig das Vertrauen in sämtlichen Bereichen des täglichen Lebens. Verglichen damit bewegt sich das Vertrauen in die US-Wirtschaft, den US-Dollar sowie die Geldpolitik der Fed auf relativ hohem Niveau. Man sollte aber nicht vergessen, dass wir in den USA derzeit die längste Aufschwungphase der Geschichte sehen. Seit einem Jahrzehnt haussieren fast sämtliche Anlageklassen. Das heißt: Wir befinden uns inmitten einer Everything Bubble. So lange diese Blase von den Notenbanken am Leben erhalten wird, dürfte das Vertrauen in deren Geldpolitik intakt bleiben. Sollten die Aktienmärkte aber – ähnlich wie im vierten Quartal – massiv einbrechen, dürfte auch das Vertrauen in Powell, Draghi & Co. zu leiden beginnen. Und die Frage lautet natürlich: Wie werden die Notenbanker auf die nächste Rezession oder den nächsten Einbruch an den Aktienmärkten reagieren? Meiner Meinung nach werden Zinssenkungen, neue quantitative Lockerungsmaßnahmen oder noch abstrusere Ideen wie Modern Monetary Theory oder Helicopter Money so sicher wie das Amen im Gebet sein. Die Geldpolitik dürfte also zunehmend expansiver werden und das sollte ein sehr gutes Umfeld für den Goldpreis gewährleisten.
Warum und in welcher Größenordnung gehört Gold ins Portfolio?
Meiner Meinung nach ist Gold die perfekte Versicherung gegen Inflation, Rezession und Einbrüche an den Aktienmärkten. In unserem diesjährigen Gold-Report haben wir diesem Thema viel Platz eingeräumt und zeigen dabei auf, wie sich Gold in der Vergangenheit bei Rezessionen und als Absicherung in Baissephasen an den Aktienmärkten bewährt hat. Für uns ist Gold die effizienteste Absicherung, die man haben kann. Wie hoch die Goldquote innerhalb eines Portfolios ausfallen sollte, hängt natürlich von dessen Risikostruktur ab. Zwischen fünf und 15 Prozent sollten es aber definitiv sein.
Großen Raum haben Sie in Ihrer Studie auch dem Thema Goldminen eingeräumt. Wie stufen Sie aktuell deren Perspektiven ein?
Was Goldminenaktien betrifft, befanden wir uns seit vielen Jahren ganz klar in einem Tal der Tränen. Dabei hat aber eine schöpferische Zerstörung stattgefunden, in der die Bilanzen gesäubert sowie Projekte abgeschrieben oder verkauft wurden. Außerdem haben die Firmen durch Kostenkontrolle die Förderkosten massiv reduziert und sich dadurch vor allem auf eines fokussiert: den Shareholder Value. Ich gehe davon aus, dass der Hebel auf einen steigenden Goldpreis noch nie so hoch war wie heute. Für mich sind die Minenaktien derzeit das größte Contrarian-Investment, das man tätigen kann. Im Grunde genommen ist aktuell niemand in dem Sektor investiert. Und zudem gibt es, was viele Investoren gar nicht wissen, im Minensektor zwei Trends, die für zusätzliche Fantasie sorgen: Technologie und Nachhaltigkeit. Und sollte sich die Goldhausse weiterhin fortsetzen, werden die Minenaktien eine fantastische Entwicklung zeigen.
Fakten zum kostenlosen Gold-Report
„IN GOLD WE TRUST“
Autoren: Ronald Stöferle und
Mark J. Valek
Sprachen: Deutsch, Englisch und Chinesisch (Mandarin)
Versionen: Komplettversion (327 Seiten), Kompaktversion (99 Seiten)
Internet: www.ingoldwetrust.Report
Bildrechte: ©pro aurum