Goldkäufer in Wien halten Handelsmünzen aus Österreich die Treue
Als nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems Anfang der siebziger Jahre überall in Europa die Menschen das Edelmetall-Investment für sich entdeckten, war der Goldkauf noch ein vergleichsweise kompliziertes Unterfangen: Moderne Edelmetallhändler wie pro aurum waren noch nicht erfunden und die wenigen Investment-Produkte, die es zu dieser Zeit bereits gab, waren meist nur auf Bestellung bei der Hausbank zu bekommen. Und meist mussten Goldkäufer bei der Auswahl eines passenden Anlageproduktes den Taschenrechner zücken – denn neben den klassischen Goldbarren hatten die meisten Banken fast ausschließlich moderne Nachprägungen von historischen Goldmünzen aus Österreich im Sortiment.
Mit den goldenen Kronen und Dukaten wollte das damalige österreichische Hauptmünzamt, der Vorläufer der heutigen Münze Österreich, eine unkomplizierte und flexible Form schaffen, mit der Sparer ein bisschen Geld in Gold anlegen konnten. Durch die vielen verschiedenen Gewichte und Abmessungen sollte es für jedes Budget eine passende Goldmünze geben – von dem kleinen Dukaten (3,44 Gramm fein) bis zur wuchtigen 100 Kronen Goldmünze (30,48 Gramm fein). Das Besondere an diesem Münzen: Bei der ausgeprägten Jahreszahl handelt es sich nicht um das tatsächliche Prägedatum, sondern um eine fiktive Angabe. Denn tatsächlich wurden diese Münzen regelmäßig zu Anlagezwecken in unlimitierter Auflage nachgeprägt.
Historische Goldmünzen: Ein Zahlungsmittel, welches mehrere Währungen überlebt hat
Die Nachprägungen aus Österreich galten lange Zeit als das Maß aller Dinge im privaten Goldhandel und sind bis heute in der Niederlassung in Wien bei den Kunden in Österreich beliebt: Zu der hohen Akzeptanz trug der historische Hintergrund bei, denn alle Anlagemünzen aus Gold waren in früheren Zeiten auch tatsächlich als Zahlungsmittel im Umlauf. So konnten die Österreicher beispielsweise um die Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg mit den Goldmünzen zu 10,20 und 100 Kronen bezahlen. Die Dukaten blicken auf eine längere Geschichte zurück, sie wurden zwischen 1848 und 1915 geprägt.
Aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen Gewichte und Legierungen sowie krummen Feingehalts-Gewichtsangaben wurden die österreichischen Nachprägungen im Laufe der Siebziger und Achtziger Jahre von der Unze als Standardgewicht für Anlagemünzen abgelöst. Dennoch spielen die Dukaten und Kronen bis heute eine besondere Rolle für Anleger, denn trotz des vergleichsweise geringen Gewichtes werden sie mit einem niedrigen Aufgeld (Spread) verkauft und zählen deshalb zu den Münzen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis für Goldinvestoren. Die Kronen und Dukaten werden zudem zu dem beliebten Produktsegment der Kurantmünzen gezählt. Hierunter werden Goldmünzen verstanden, deren Nennwert ungefähr dem Edelmetallwert entspricht. Die Münzen sind also sozusagen mit Gold gedeckt.
Seltene Jahrgänge können ein Vielfaches des Goldpreises erreichen
Besonders spannend sind die Goldmünzen aus Österreich auch deshalb, weil neben den Jahrgängen, welche für die offiziellen Nachprägungen genutzt wurden (1912 für 10 Kronen, 1915 für 20 und 200 Kronen), auch einzelne historische Ausgaben existieren, die aufgrund ihrer niedrigen Auflage einen deutlich höheren Sammlerwert erzielen. Und einzelne Sammler haben sich darauf spezialisiert, diese Raritäten aus bankenüblicher Investmentware heraus zu fischen.
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