Goldreport 11/19 – Goldpreis: Gewinnmitnahmen im November
Im November ging es mit dem Goldpreis in signifikant tiefere Regionen. Nachlassende Rezessionssorgen haben dazu geführt, dass sich die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen erst einmal in Luft aufgelöst haben.
Zinshoffnungen auf dem Rückzug
Besonders gut ablesen lässt sich diese Entwicklung am FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group. Ende des Monats war hier eine Wahrscheinlichkeit von null Prozent angezeigt worden, dass die nächste Zinsentscheidung (11. Dezember) eine Zinsreduktion beinhalten wird. Zur Erinnerung: Ein Monat zuvor war hier noch ein Wert von über 22 Prozent angezeigt worden. Ein Wert von über 50 Prozent wird gegenwärtig erst für die Sitzung im September 2020 angezeigt. Von Seiten der US-Notenbanker wurde in den vergangenen Wochen bereits mehrfach eine solche Zinspause angekündigt. Diverse Konjunkturindikatoren wichtiger Volkswirtschaften fielen zuletzt besser als erwartet aus und haben die Sichtweise von Fed-Chef Jerome Powell sicherlich begünstigt. Als wichtigster Belastungsfaktor für die Weltkonjunktur fungiert weiterhin der anhaltende Handelskonflikt zwischen China und den USA. Die immer wieder aufkommende Hoffnung, dass sich beide Länder auf ein Teilabkommen einigen könnten, wurden bislang stets enttäuscht. Sollten sich die globalen Rezessionssorgen allen Unkenrufen zum Trotz in Wohlgefallen auflösen, wäre dies tendenziell negativ für Gold. Eine „heile Welt“ würden Investoren aber auch dann nicht vorfinden, schließlich könnte sich Trump nach einer Einigung mit den Chinesen die Europäer „vorknöpfen“. Außerdem dürften der ungelöste Brexit und die zahlreichen geopolitischen Krisenherde zumindest eine anhaltende Verunsicherung der Investoren mit sich bringen.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum gibt mit Blick auf die Weltkonjunktur zu bedenken, dass die Berichtssaison der Unternehmen im dritten Quartal eher durchwachsen verlaufen war. Auch für die kommenden Quartale erwarten nicht wenige Analysten sinkende Erträge für viele Unternehmen. Ob sich daraus ein dauerhafter Trend entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Nach Ansicht von Hartmann wird das konjunkturelle Umfeld angesichts von Handelskriegen und Sanktionen sowie die Unsicherheit bezüglich des Brexits weiterhin spürbar belastet. Deutschland ist mit einem Anstieg des BIP von 0,1% im zweiten Quartal 2019 einer technischen Rezession nur knapp entkommen. Er sagt: „Eine dynamische Wirtschaft sieht sicherlich anders aus. Ich denke, dass die Notenbanken nach den Zinssenkungsrunden der vergangenen Monate erst einmal abwarten. Viel Luft nach unten haben sie eh nicht mehr – das meiste Pulver ist wohl verschossen.“
Interessante Daten vom World Gold Council
Anfang November veröffentlichte der World Gold Council seinen Marktbericht „Gold Demand Trends“ für das dritte Quartal – mit interessanten Erkenntnissen. So hat sich im dritten Quartal die globale Goldnachfrage von 1.079,0 auf 1,107,9 Tonnen (+2,7 Prozent) recht moderat nach oben entwickelt. Dies sollt aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in einigen Marktsegmenten erhebliche Verwerfungen zu beobachten gab. In den Monaten Juli bis September verspürten vor allem Notenbanken und ETF-Investoren einen starken Goldappetit. Letztere verursachten nämlich innerhalb dieses Zeitraums Kapitalzuflüsse im Volumen von über 258 Tonnen, nachdem im Vorjahresquartal Abflüsse von fast 104 Tonnen zu Buche schlugen. Bei den Notenbanken waren im dritten Quartal 2019 Nettokäufe von „lediglich“ 156,2 Tonnen (Q3 2018: plus 253,1 Tonnen) gemeldet worden. Die Neunmonatszahlen weisen hingegen ein Plus von über elf Prozent aus, so dass die Notenbanken in diesem Jahr möglicherweise erneut rekordhohe Käufe vermelden werden.
Neben Licht gab es in dem WGC-Quartalsbericht aber auch einiges an Schatten zu beobachten. So verzeichnete zum Beispiel das wichtigste Marktsegment „Schmuck“ ein dickes Minus. Weil der Goldappetit der Chinesen (-12 Prozent) und Inder (-32 Prozent) – bedingt durch eingetrübte wirtschaftliche Perspektiven sowie schwache Landeswährungen – stark nachgelassen hat, war gegenüber dem Vorjahresquartal ein massiver Rückgang von 546,2 auf 460,9 Tonnen (-15,6 Prozent) zu beklagen. Besonders negativ entwickelte sich im vergangenen Quartal jedoch der globale Absatz von Barren und Münzen. So hat sich 2019 in den Monaten Juli, August und September die Nachfrage gegenüber dem Vorjahreswert von 298,2 auf 150,3 Tonnen nahezu halbiert. Auch hier fielen vor allem die Chinesen (-51 Prozent) und Inder (-35 Prozent) negativ auf.
Robert Hartmann macht sich um Gold keine Sorgen
Edelmetallprofi Robert Hartmann merkt an, dass insbesondere Exchange Traded Funds (ETFs) institutionellen Anlegern oftmals die einzige Möglichkeit bieten, große Summen in Gold zu investieren, welches dann in großen Tresoren sicher gelagert wird. Mittlerweile halten die ETFs weltweit rund 2.900 Tonnen Gold – so viel wie noch nie zuvor. Unter den Notenbanken übertreffen lediglich die Goldreserven der USA (8.133,5 Tonnen) und Deutschlands (3.366,8 Tonnen) diesen Wert. Hartmann sagt: „Es sieht danach aus, dass sich die Stimmung unter den Großinvestoren offensichtlich deutlich aufhellt, was die Prognose für den weiteren Goldpreisverlauf angeht.“
Robert Hartmann weist zudem darauf hin, dass der Goldpreis 2019 in mehr als 90 Währungen neue Allzeithochs erreicht hat. Er konstatiert: „Vor diesem Hintergrund sollte man sich nicht wundern, dass global betrachtet weniger Schmuck verkauft wird als sonst, da sich viele Menschen Goldschmuck schlichtweg nicht mehr leisten können und deshalb auf Platin- oder Silberschmuck ausweichen. Dies gilt insbesondere für die traditionell stärksten Schmuckkäufer in Indien und China.“ Nach Ansicht von Hartmann muss man auch den vom World Gold Council festgestellten Einbruch der Barren- und Münznachfrage relativieren. Er stellt klar: „Die WGC-Zahlen repräsentieren lediglich den Handel mit neu hergestellten Münzen und Barren. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang aber die Tatsache, dass sich der Sekundärmarkt von Juli bis September aufgrund der stark steigenden Goldpreise spürbar belebt hat.“ So hat zum Beispiel pro aurum in diesem Zeitraum von seinen Kunden physisches Gold im Gegenwert von mehr als 80 Millionen Euro angekauft. Diese Münzen und Barren mussten nicht wie sonst üblich bei den Produzenten gekauft werden, um die Nachfrage zu stillen, sondern konnten den kaufwilligen Interessenten gleich wieder angeboten werden.
Starke Handelsaktivitäten im November
Bei pro aurum fielen die Orderzahlen im November überdurchschnittlich hoch aus. So hat sich gegenüber den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres die Zahl der Aufträge fast verdoppelt. Im Zuge der jüngsten Korrektur des Goldpreises hat die Anzahl der Goldverkäufer allerdings spürbar nachgelassen. Von 20 Kunden sind aktuell 19 Käufer auszumachen.
Diese fragen vor allem Goldbarren in den Gewichtsklassen 100 Gramm und 250 Gramm stark nach. Bei den Goldmünzen wurden laut Robert Hartmann „Unmengen der Unzenmünzen Krügerrand und Maple Leaf verkauft“. Außerdem hat sich die Silbernachfrage gegen Ende des Monats mehr als verdreifacht. Umsatzspitzenreiter sind hier die Unzen-Silbermünzen kanadischer Maple Leaf und südafrikanischer Krügerrand.
Hinweis in eigener Sache: An folgenden Samstagen sind sämtliche deutschen pro aurum-Filialen geöffnet: am 14. sowie am 28. Dezember. Außerdem haben wir für Numismatik-Fans ein Special unter dem Thema „Deutsches Kaiserreich“ zusammengestellt. Hier der Link zu unserem Numismatik-Shop.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im November haben 1.074 Anleger an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum teilgenommen (Oktober: 1.286). Erneut hat das Kaufinteresse der Anleger gegenüber dem Vormonat leicht zugenommen. Diesmal war ein leichter Anstieg von 47,9 auf 48,3 Prozent registriert worden. Ebenfalls zugenommen hat die Quote derer, die weiterhin abwarten wollen. Hier stellte sich nämlich ein Plus von 45,8 auf 46,9 Prozent ein. Die Verkaufswilligen bleiben weiterhin ganz klar in der Unterzahl. Im November hat sich deren Anteil gegenüber dem Vormonatswert von 6,3 auf 4,8 Prozent erneut reduziert.
Deutliche Verwerfungen gab es jedoch bei der Frage nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise zu beobachten. Eine Unterbewertung sehen mittlerweile „lediglich“ 49,8 Prozent der Umfrageteilnehmer, nachdem im Oktober hier noch ein Wert von 66,2 Prozent gemeldet worden war. Als fair bewertet stufen gegenwärtig 35,0 Prozent (Vormonat: 26,0 Prozent) der Befragten die Edelmetallpreise ein. Dass sie aktuell als überbewertet anzusehen sind, glauben indes 15,2 Prozent der Anleger. Damit hat sich der im Oktober festgestellte Wert von 7,8 Prozent fast verdoppelt.
Mit Blick auf die Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal stellte sich im November erneut eine nachlassende Tendenz ein. Im November gab es bei der Prognose steigender Preise für Gold & Co. einen markanten Rückgang der Quote von 45,1 auf 35,2 Prozent zu beobachten. Bei der Prognose seitwärts tendierender Notierungen schlug gegenüber dem Vormonat ein leichter Zuwachs von 41,0 auf 43,5 Prozent zu Buche. Die Anhänger pessimistischer Preisprognosen blieben zwar in der Minderheit, gegenüber dem Oktoberwert gab es allerdings einen markanten Zuwachs von 13,9 auf 21,2 Prozent zu vermelden.
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