Goldreport 6/19 – Goldpreis: Sechsjahreshoch im Juni
Der Goldmarkt erwies sich im Juni als ausgesprochen „heißes Pflaster“. Mit dem Anstieg auf in der Spitze 1.438 Dollar erzielte das gelbe Edelmetall den höchsten Stand seit über sechs Jahren. Auch auf Eurobasis kletterte der Krisenschutz auf den höchsten Wert seit sechs Jahren.
Kaufargumente en masse bei Gold
Der Monat Juni erwies sich bislang als ausgesprochen gewinnträchtig. Mit plus 7,7 Prozent (Stand: 26. Juni) schickt sich das Edelmetall an, das höchste Monatsplus seit Juni 2016 (+8,8 Prozent) zu erzielen. Im Juni haben gleich mehrere Faktoren für massive Kauflaune gesorgt. Von fundamentaler Seite sind hier die wachsende Kriegsgefahr zwischen dem Iran und den USA zu nennen, wo nach Tankeranschlägen im Golf von Oman und dem Abschuss einer US-Drohne durch iranische Revolutionsgarden die Region am Rande eines Krieges stand. Gebannt scheint dieser geopolitische Risikofaktor aber noch nicht zu sein. Große Sorgen bereitet den Investoren jedoch vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Sollte es auf dem anstehenden G20-Treffen in Japan (28. und 29. Juni), wo sich US-Präsident Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi treffen möchte, nicht zu einer Entspannung kommen, könnte die Angst vor einer US-Rezession weiter zunehmen. Dies dürfte die Fed dann zu einer baldigen Zinssenkung veranlassen, was den Dollar schwächen und im Gegenzug den Goldpreis stärken sollte.
Niedrige Zinsen erhöhen aufgrund der geringeren Opportunitätskosten (Zinsverzicht) die Anziehungskraft von Gold. Ein schwächerer Dollar verbilligt einerseits den Goldkauf für Anleger außerhalb des Dollarraums und verunsichert andererseits aber auch US-Investoren. Beides könnte das Interesse an Gold und damit auch dessen Preis in neue Kurssphären hieven. Doch neben all diesen fundamentalen Kaufargumenten beflügelte auch das charttechnische Kaufsignal den Goldpreis, schließlich wurde nicht nur die im Bereich von 1.350 bis 1.370 Dollar angesiedelte massive Widerstandszone erfolgreich überwunden, sondern auch der Ausbruch aus dem seit mehr als fünf Jahren zu beobachtenden Seitwärtstrend sorgte für ein deutlich verbessertes Marktsentiment.
Für Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, stehen nun die Ampeln am Goldmarkt eindeutig auf „Grün“, weil die Widerstandszone bei hohem Handelsvolumen überschritten wurde. Er sagt: „Die Stärke des gelben Edelmetalls kommt von der 180-Grad-Wende der Notenbanken, die nun allesamt Zinssenkungen in den kommenden Monaten in Aussicht stellen.“ Dies führte an den weltweiten Anleihemärkten bereits zu einem rapiden Rückgang der Renditen. Hartmann weist darauf hin, dass die reale Rendite, also der Nominalzins abzüglich Inflation in fast allen wichtigen Ländern der Welt derzeit negativ ist. Der erfahrene Edelmetallprofi zieht deshalb folgendes Fazit und sagt: „Früher war das Totschlagargument gegen Gold, dass es keine Zinsen bringt. Heute kann man mit Fug und Recht behaupten: ‚Gold kostet keine Zinsen!‘ – verrückte Welt.“
Nachfrageboom bei Gold-ETFs und -Terminkontrakten
Wie gewohnt gab es bei physisch hinterlegtem Papiergold sowie bei Gold-Futures in den vergangenen Wochen besonders starke Verwerfungen zu beobachten. Beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares herrschte im Juni reges Kaufinteresse. Seit Ende Mai hat sich nämlich dessen gehaltene Goldmenge von 743,21 auf 799,61 Tonnen (plus 56,40 Tonnen) erhöht. Auf Basis des aktuellen Goldpreises entsprechen diese Zuflüsse einem Wert von über 2,2 Mrd. Euro. Damit wurde der zum Jahresultimo gemeldete Bestand in Höhe von 787,67 Tonnen signifikant übertroffen. Ein erheblich größeres Rad wurde an den Goldmärkten wieder einmal von den Terminmarktakteuren gedreht. Große Terminspekulanten (Non-Commercials) haben bekanntlich seit Ende Mai ihre Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 86.700 auf 204.300 Kontrakte (Stand: 18. Juni) nach oben gefahren. Dies stellt eine Steigerung um mehr als 135 Prozent dar und entspricht einer Mengenänderung in Höhe von 365 Tonnen Gold – natürlich nur auf dem Papier. Besonders interessant: In dem erwähnten Zeitraum haben Großspekulanten ihre Long-Seite um fast 80.200 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihre Short-Position um rund 37.500 Futures gekürzt.
Dies deutet auf einen besonders starken Stimmungsumschwung unter den Investmentprofis hin, deren Kapital in der Finanzwelt häufig als „smart money“ bezeichnet wird. Noch optimistischer war diese Gruppe von Marktakteuren letztmals im Januar 2018. Ein Rekordniveau von fast 369.000 Futures (netto long) war übrigens Ende Juli 2016 markiert worden. Verglichen mit den aktuellen Positionen beläuft sich die Differenz auf 164.700 Kontrakte, was eine Goldmenge von mehr als 512 Tonnen repräsentiert.
Robert Hartmann geht trotz der jüngsten Kursrally davon aus, dass es bei Edelmetallen zu Korrekturen und Rückschlägen kommen wird. Sein Tenor: „Der Kursverlauf der nächsten Jahre wird keine Einbahnstraße sein. Gefahren lauern praktisch überall.“ So erinnert sich Edelmetallexperte Hartmann noch gut an das Jahr 2008. Damals mussten viele Hedgefonds-Manager ihre Goldpositionen liquidieren, weil sie starke Verluste an den Aktienmärkten erlitten hatten. Damals wurde praktisch jede Anlageklasse verkauft, nur um Liquidität zu schaffen. Hartmann meint daher: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir an den Aktienbörsen auch in diesem Sommer einen merklichen Rückschlag erleiden, was sich dann kurzfristig – unter bestimmten Umständen – auch negativ auf die Edelmetallpreise auswirken könnte. Außerdem könnte jeder Tweet des amerikanischen Präsidenten in Bezug auf ein mögliches Ende des Handelsstreits mit China Druck auf die Edelmetallnotierungen ausüben. Solange die Marke von 1.350 Dollar aber hält, sehe ich in den nächsten Jahren enormes Potenzial für den Goldpreis.“
Derzeit tendieren Edelmetalle und Aktien im Gleichschritt nach oben. Solche Phasen, in denen die negative Korrelation zwischen beiden Anlageklassen nicht gegriffen haben, gab es in den vergangenen 15 Jahren schon öfters zu sehen. Zwischen 2003 und 2007 haben sowohl der Dow Jones als auch der Goldpreis signifikant zugelegt. In der Finanzkrise ab 2008 mussten dann beide Anlageklassen herbe Verluste einstecken, wenngleich Gold sich davon etwas früher erholen konnte als Aktien. Robert Hartmann erklärt: „Erst seit 2013 entwickeln sich Aktien und Edelmetalle eher auseinander, da sich Gold seitdem in einer lang anhaltenden Korrekturphase befindet, während die Aktien weltweit haussierten. Das ändert sich aber meiner Meinung nach. Der Ausbruch des Goldpreises über die Marke von 1.350 Dollar pro Feinunze ist ein klares Indiz dafür.“
Reger Handel im Juni
Der Handel von Goldbarren stand im Juni ganz im Zeichen runder Marken. 1.000 Gramm kosten mittlerweile über 40.000 Euro, 500 Gramm sind für 20.000 Euro zu haben und für die 250-Gramm-Variante müssen aktuell mehr als 10.000 Euro bezahlt werden. Bei pro aurum verlief das Geschäft im Juni sehr rege – weniger auf der Nachfrageseite als vielmehr bei den Ankäufen von unseren Kunden. Viele Anleger machen nach dem starken Goldpreisanstieg nämlich Kasse. An manchen Handelstagen wickelten wir mehr Ankaufsaufträge als Verkäufe an Kunden ab, was normalerweise eher selten vorkommt. Unsere Kunden verkauften überwiegend große Stückelungen wie Goldbarren mit einem Gewicht von 500 bzw. 1.000 Gramm. Bei den Münzen wurden uns vor allem die Unzenmünzen Krügerrand und Philharmoniker angeboten.
Hinweis in eigener Sache: Am 20. Juli findet in allen deutschen pro aurum-Filialen sowie im Münchner „Goldhaus“ ein verkaufsoffener Samstag statt. In München können Interessierte zudem an einem Rundgang durch die Firmenzentrale sowie einem Expertenvortrag teilnehmen. Ebenfalls interessant: In Hamburg erhalten die ersten 100 Käufer der Goldmünze Wiener Philharmoniker (eine Unze) die Gratis-CD „Sommernachtskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker“. Detaillierte Informationen zu sämtlichen Veranstaltungen finden Sie hier.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der von pro aurum durchgeführten internetbasierten Edelmetall-Stimmungsumfrage haben sich im Juni 1.584 Anleger (Mai: 800) beteiligt. Zum vierten Mal in Folge hat das Kaufinteresse der Anleger nachgelassen. Gegenüber dem Vormonat sank die Quote der Kaufwilligen von 43,8 auf 41,7 Prozent. Eine abwartende Haltung war im Juni unter 58,3 Prozent der Umfrageteilnehmer (Mai: 56,2 Prozent) registriert worden.
Hinsichtlich der Frage nach der Bewertung des aktuellen Preisniveaus gab es im Berichtszeitraum ein interessantes Ergebnis zu vermelden. Obwohl sich in den vergangenen Wochen vor allem Gold kräftig verteuert hat, verstärkte sich unter den Befragten die Ansicht, dass Edelmetalle gegenwärtig unterbewertet sind. Hier legte die Quote nämlich von 64,3 auf 67,0 Prozent zu. Deutlich reduziert hat sich überraschenderweise der Anteil derer, die bei Edelmetallpreisen derzeit eine Überbewertung sehen. Mit aktuell 9,6 Prozent (Vormonat: 13,1 Prozent) kam es hier zu einem signifikanten Rückgang. Kaum verändert hat sich hingegen die Anlegermeinung, dass Edelmetalle aktuell „fair“ bewertet sind. Auf Monatssicht kam es hier zu einem leichten Anstieg von 22,6 auf 23,4 Prozent.
Befragt nach den Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal gab es im Juni massive Stimmungsveränderungen zu beobachten. Mittlerweile erwartet eine große Mehrheit von 63,0 Prozent der Befragten steigende Edelmetallpreise (Vormonat: 34,9 Prozent). Kräftig nachgelassen hat hingegen die Ansicht, dass wir bei Edelmetallen einen Seitwärtstrend sehen werden. Im Juni hat sich die Quote für dieses Szenario von 45,1 auf 26,3 Prozent deutlich reduziert. Von 20,0 auf 10,7 Prozent sank der Anteil derer, die fallende Edelmetallpreise erwarten. Fazit: Trotz Goldpreisrally kann der Krisenschutz bei der Umfrage weiterhin überzeugen.
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