Goldreport 03/21: Gold gelingt erfolgreiche Bodenbildung
Im März rutschte der Goldpreis zeitweise unter die Marke von 1.700 Dollar ab. Der in diesem Bereich verlaufende charttechnische Boden wurde aber nicht verletzt und dem gelben Edelmetall gelang nachfolgend ein signifikanter Rebound.
Cocktail negativer Daten belastet
Obwohl Bundesbankpräsident Jens Weidmann in einem Interview bis zum Jahresende eine Inflation von drei Prozent prognostiziert hat, war der altbewährte Inflationsschutz Gold im März kaum gefragt. Hierfür gab es mehrere Gründe. Erstens: Die deutlich gestiegenen US-Anleiherenditen haben zu erhöhten Opportunitätskosten (-> Zinsverzicht) geführt. Zweitens: Überwiegend freundliche Aktienindizes profitierten vor allem von den sich aufhellenden Konjunkturperspektiven in China und den USA und sorgten für eine nachlassende Risikoaversität. Drittens: Dollar und Bitcoin haben dem Vermögensschutz Gold Konkurrenz als sicherer Hafen gemacht und waren im März eindeutig gefragter als das gelbe Edelmetall.
Das rückläufige Interesse war vor allem im Marktsegment ETFs auszumachen. Laut Daten des World Gold Council gab es nämlich von Ende Dezember bis Mitte März signifikante Goldabflüsse zu beobachten. Zur Erinnerung: Im Jahr 2020 verzeichnete dieser Sektor noch Rekordzuflüsse in Höhe von 877,1 Tonnen. In diesem Jahr stellt sich die Lage völlig anders dar. Seit dem Jahreswechsel sind bereits 155,2 Tonnen (Stand: 19. März) aus Gold-ETFs abgeflossen. Übrigens: Nettoabflüsse gab es mit 129,3 Tonnen letztmals im Jahr 2015 zu vermelden.
Einen regelrechten Nachfrageboom verzeichneten seit dem Jahreswechsel hingegen ETF-ähnliche Wertpapiere auf die Kryptowährung Bitcoin. Laut Daten des Internetportals Bitcoin Treasuries haben sich deren Bestände von Ende Dezember bis zum 27. März von 734.200 auf 880.800 Bitcoins (+20,0 Prozent) erhöht. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz zeigte sich von der bedeutendsten Kryptowährung allerdings wenig beeindruckt. Er meinte, dass sich Bitcoin und Gold hinsichtlich innerer Wert, Sicherheit und Liquidität nicht seriös vergleichen lassen. Außerdem bezweifelte er, dass die Bundesbank als zweitgrößter Goldeigentümer der Welt jemals Bitcoins als Reservewährung nutzen werde.
Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, attestiert den Goldmärkten eine aktuell schlechte Stimmung und sagt: „Die Anleger wissen genau, dass sie sich der Unterstützung der Notenbanken sicher sein können. Deshalb befinden sich die Finanzmärkte derzeit ganz klar im Risk-On-Modus, was mit einem nachlassenden Interesse an Goldinvestment und einer technischen Korrektur des Goldpreises einhergeht.“ Negative News dominieren derzeit eindeutig das Marktgeschehen. Und gerade deshalb ist der erfahrene Edelmetallexperte überzeugt, dass wir bald eine erfolgreiche Bodenbildung beim Goldpreis sehen werden. Er meint: „Das mittel- bis langfristige sehr gute fundamentale Umfeld für weiterhin steigende Goldpreise ist vollkommen intakt. Solange es real am Zinsmarkt nichts zu verdienen gibt, verkaufe ich kein Gramm meiner Edelmetalle.“ Ohne niedrigste Zinsen seien die immensen Defizite der Staaten und Unternehmen nicht zu finanzieren. Und eines sollte man nie vergessen: Gold ist völlig frei von Schulden.
US-Rettungspaket treibt Aktien und Kryptos nach oben
Im März war es endlich so weit. US-Präsident Joe Biden hat das 1,9 Billionen-Dollar-Rettungspaket in Kraft gesetzt. Nur zum Vergleich: Diese Summe repräsentiert fast neun Prozent des US-Bruttosozialprodukts bzw. die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung. Eigentlich sollten damit vor allem Bedürftige unterstützt und dem Konsum Impulse verliehen werden, doch die Tatsache, dass jeder US-Bürger mit einem Jahreseinkommen von unter 75.000 Dollar einen Scheck von 1.400 Dollar zzgl. Kindergeld erhalten wird, hat viel Geld in die Finanzmärkte fließen lassen. Dies könnte bei einigen Aktien und Kryptowährungen zu einer neuen liquiditätsgetriebenen Hausse führen.
Gold dürfte – wie in den Wochen zuvor – eher vernachlässigt werden, schließlich interessieren sich die Scheckempfänger weniger für einen Vermögensschutz mit relativ geringen Kursschwankungen, sondern in erster Linie für Nebenwerte oder Kryptowährungen mit wilden Kurssprüngen und hohen Gewinnchancen. Eine gesunde und nachhaltige Marktentwicklung sieht sicherlich anders aus. Darauf deutet auch der Umstand hin, dass sich das nächste Billionen-Dollar-Hilfspaket bereits in Planung befindet. Und wie gewohnt, fällt das Volumen mit drei Billionen Dollar erneut höher als das vorherige Paket aus. Das viele Geld soll diesmal in Infrastruktur und Bildung fließen. Dabei sollte jedem klar sein, dass der aufgetürmte Schuldenberg niemals abgetragen wird. Wir alle dürfen uns glücklich schätzen, wenn es gelingt, fällig werdende Schulden durch neue Schulden zu refinanzieren.
Regelmäßige Leser unserer Kommentare und Marktberichte wissen, dass niedrige Nominalzinsen und negative Realzinsen angesichts der globalen Schuldenorgie existenziell wichtig sind. Denn nur dann sind die immensen Defizite der Staaten und Unternehmen zu finanzieren. In diesem Zusammenhang erinnert Robert Hartmann an ein altes Sprichwort und sagt: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Wann das sein wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich denke aber noch länger, als sich das die meisten Marktteilnehmer vorstellen können.“ Grundsätzlich sollte jeder Anleger der Zerbrechlichkeit des Finanzsystems mit der Robustheit von Gold begegnen – obwohl einige Kryptowährungen und Aktien in der Vergangenheit deutlich höhere Renditen erzielt haben.
Charttechnische Lage bleibt angeschlagen
Wenig Freude bereitet derzeit auch der Blick auf die charttechnische Lage des Goldpreises. Diese bleibt nämlich angeschlagen und ausgesprochen spannend. Anfang des Jahres rutschte die Krisenwährung zum Beispiel unter die langfristige 200-Tage-Linie. In der Chartlehre wird dies als klares Verkaufssignal interpretiert. Ebenfalls beunruhigend: Aufgrund der jüngsten Goldpreisschwäche wechselte diese Durchschnittslinie vom Aufwärts- in den Seitwärtsmodus. Ein signifikantes Drehen nach unten wäre – zumindest unter charttechnischen Aspekten – als Trendwechselsignal anzusehen. Sorgen bereitet aber auch der Umstand, dass das gelbe Edelmetall – gemessen vom im August erzielten Rekordhoch – in der Spitze zeitweise fast 20 Prozent verloren hat. Bei Rückschlägen von mehr als 20 Prozent, ist an den Finanzmärkten häufig von einem Bärenmarkt die Rede. Robert Hartmann lässt sich von all diesen Molltönen allerdings nicht verunsichern. Er sagt: „Immer, wenn die Angst am größten ist, sind eigentlich alle negativen Faktoren eingepreist. Meine Charts und insbesondere meine Sentiment-Indikatoren zeigen ein baldiges Ende der Korrektur an.“
März: Sehr gute Geschäfte trotz Corona-Restriktionen
Obwohl einige Standorte im März zeitweise geschlossen waren, verliefen die Geschäfte bei pro aurum sehr gut. In den Filialen konnten corona-bedingt nur nach Terminvereinbarung eine eingeschränkte Kundenanzahl bedient werden, richtig rege verlief allerdings der Handel in unserem Online-Shop. Außerdem verzeichneten wir eine besonders starke Nachfrage von unseren Partnerbanken und anderen europäischen Edelmetallhändlern. Nach wie vor kann man die Aufgelder als überdurchschnittlich hoch bezeichnen und daran wird sich auch höchstwahrscheinlich wenig ändern. Mit Blick auf die Verfügbarkeit von Barren und Münzen gibt es dank hoher Tresorbestände derzeit zwar keinen Grund zur Klage, mit dem bestellten Nachschub klappt die Lieferung aber nicht immer so, wie wir uns das wünschen.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im März 1.287 Anleger (Februar: 1.008 Teilnehmer) beteiligt. Im Zuge des nachlassenden Goldpreises ging es mit der Kaufbereitschaft deutlich nach oben. Gegenüber dem Vormonat war ein kräftiger Anstieg von 44,6 Prozent auf 53,4 Prozent registriert worden. Signifikant nachgelassen hat indes der Anteil der Anleger mit einer abwartenden Haltung. Nachdem im Vormonat hier noch ein Wert von 48,8 Prozent gemeldet worden war, rutschte dieser auf 41,7 Prozent ab. Bei der Verkaufsbereitschaft gab es innerhalb eines Monats einen Rückgang von 6,6 auf 4,9 Prozent zu vermelden.
Starke Stimmungsveränderungen wurden bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise registriert. Nachdem im Februar noch 63,8 Prozent eine Unterbewertung konstatiert hatten, verzeichnete diese Quote einen markanten Einbruch auf 51,1 Prozent. Wachsenden Zuspruch erlangte die Meinung, dass Edelmetalle derzeit fair bewertet seien. Hier hat sich nämlich die Quote von 26,8 auf 30,9 Prozent signifikant erhöht. Zugleich ging es mit der Ansicht, dass bei Edelmetallen derzeit eine Überbewertung vorliegt, kräftig bergauf. Hier schlug nämlich im Berichtszeitraum ein Anstieg von 9,4 auf 18,0 Prozent zu Buche.
Befragt nach der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal rechnet weiterhin eine Mehrheit mit einer Seitwärtstendenz. Verglichen mit dem Vormonat stellte sich allerdings ein leichter Rückgang von 45,1 auf 42,0 Prozent ein. Bei den der Optimisten, die steigende Edelmetallpreise prognostizieren, gab es ebenfalls einen erheblichen Schwund zu beobachten. Deren Quote hat sich auf Monatssicht von 44,7 auf 38,6 Prozent reduziert. Deutlich zugenommen hat die Anzahl derer, die fallender Preise erwarten. Hier stellte sich im Berichtszeitraum ein markantes Plus von 10,2 auf 19,4 ein.
Den gesamten Goldreport als PDF downloaden
Bildrechte: ©Csaba Nagy auf Pixabay; ©pro aurum