Goldreport 05/20: Gold mit Atempause im Mai
An der Börse greift „das Prinzip Hoffnung“ um sich. Gold und Silber zeigen sich davon relativ unbeeindruckt und haben im Wonnemonat Mai vor allem durch relative Stärke überzeugt, wobei dem gelben Edelmetall in Euro sogar ein neues Rekordhoch gelungen ist.
Relative Stärke trotz freundlicher Aktienmärkte
Trotz desaströser Konjunkturdaten rund um den Globus notieren wichtige Aktienindizes wie der DAX und der Dow-Jones rund 40 Prozent über ihren Mitte März markierten Tiefständen. Diese markante Erholung basiert im Wesentlichen auf der Hoffnung, dass man das Schlimmste überstanden habe und die Pandemie unter Kontrolle gebracht wird. Ohne wirksame Covid-19-Medikamente und ohne Impfstoffe dürfte diese Hoffnung aber auf extrem wackligen Beinen stehen. Wenn man bedenkt, dass seit dem Ausbruch der Corona-Krise fast 39 Millionen US-Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren haben, werden im Vergleich mit der Finanzkrise 2008/2009 die unterschiedlichen Folgen und Dimensionen der aktuellen Krise sehr deutlich aufgezeigt. Diesmal wird sowohl die Realwirtschaft als auch die Finanzwirtschaft mit voller Wucht getroffen.
Wie in den Monaten zuvor kann man die Widerstandsfähigkeit des Goldpreises vor allem auf den starken Goldappetit der ETF-Investoren zurückführen, während die Schmuckbranche und der Notenbanksektor eher durch tiefrote Vorzeichen aufgefallen ist. Im Schmucksektor drückte der Corona-Virus aus zwei Gründen auf die Gemüter der Marktakteure. Erstens: In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Social-Distancing gab es sicherlich wichtigeres zu tun, als Schmuck zu kaufen. Zweitens: Rezessionssorgen und hohe Goldpreise dürften innerhalb der Bevölkerung die Lust auf Gold stark gedämpft haben, insbesondere in goldhungrigen Nationen wie zum Beispiel China und Indien. Und auch unter den Notenbanken, die in der Vergangenheit als massive Goldkäufer in Erscheinung getreten sind, haben sich angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg die Prioritäten ganz klar verschoben. Obwohl ein Goldinvestment wahrscheinlich mehr denn je Sinn macht, müssen die Währungshüter die Diversifikation ihrer Währungsreserven erst einmal vernachlässigen.
Ein echter Boom kann derzeit lediglich physisch hinterlegten Gold-ETFs attestiert werden. Daten des World Gold Council belegen zum Beispiel, dass seit dem Jahreswechsel mehr als 600 Tonnen Gold in diese Form der Goldanlage geflossen ist. Die mit großem Abstand stärkste Nachfrage entstand in folgenden Ländern: USA (354,9 Tonnen), Großbritannien (142,7 Tonnen), Frankreich (28,1 Tonnen) und Deutschland (24,9 Tonnen). Hier drehte die Stimmung der Börsianer besonders dynamisch in den negativen Bereich und verursachte dadurch eine stark ausgeprägte Verunsicherung bzw. ein enormes Schutzbedürfnis.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, merkt an, dass sich ETF-Anteile dank Ihres enorm hohen Handelsvolumens vor allem für institutionelle Anleger eignen. Zugleich seien ETFs aber auch für Privatkunden eine sinnvolle Ergänzung. Dabei sei es aber wichtig, vor einem Kauf das Kleingedruckte zu lesen. Auf zwei Aspekte sollten goldinteressierte Investoren deshalb besonders stark achten. Erstens: Existiert eine physische Deckung der Anteile und wie erfolgt diese? Zweitens: Ist eine physische Auslieferung des Goldes möglich und falls ja, zu welchen Konditionen? Grundsätzlich erwartet Robert Hartmann im Marktsegment von physisch besichertem Papiergold weiterhin ein positives Umfeld und erklärt: „Ich gehe davon aus, dass der Trend der Zuflüsse in den nächsten ein bis zwei Jahren anhalten wird. Natürlich wird es auch immer wieder Monate geben, in denen Anleger Gewinne mitnehmen und Bestände verkaufen, aber das gehört zu ‚atmenden Märkten‘ nun einmal dazu.“
Silber legt starkes Comeback hin
Im Wonnemonat Mai überzeugte vor allem ein Edelmetall: Silber. Mit einem Plus von fast 15 Prozent entwickelte es sich deutlich besser als Gold (-0,6 Prozent), Platin (+9,3 Prozent) und Palladium (-2,3 Prozent). Dabei profitierte das konjunktursensitive Edelmetall insbesondere von der Hoffnung, dass die Rezession dank der zahlreichen Rettungsmaßnahmen wichtiger Industrieländer weniger schlimm als ursprünglich befürchtet ausfallen könnte. Die starke Outperformance gegenüber Gold lässt sich vor allem durch das deutlich rückläufige Gold/Silber-Ratio ablesen, das sich im Mai von in der Spitze 115 auf 100 reduziert hat. Nur zur Erinnerung: Mitte März war – bedingt durch den Corona-Crash – kurzzeitig sogar ein Wert von über 125 registriert wurden. Das Gold/Silber-Ratio zeigt bekanntlich an, wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Ein hoher Wert deutet darauf hin, dass Silber (verglichen mit Gold) als relativ preisgünstig anzusehen ist. In den vergangen drei Jahrzehnten pendelte dieser Wert um die Marke von 60. Das heißt: Unter langfristigen Aspekten verfügt Silber trotz der jüngsten Rally über enormes Nachholpotenzial.
Edelmetallexperte Hartmann gibt zu, dass er das rekordhohe Gold/Silber-Ratio von über 125 nicht für möglich gehalten habe. Mittlerweile geht er davon aus, dass der Ausverkauf bei Silber nun ein Ende gefunden hat und sagt: „Der jüngste Rebound sollte aber erst der Anfang sein. Ich traue dem Silber in den nächsten Monaten Einiges zu und halte es sogar für möglich, dass es zur Lokomotive der nächsten Aufwärtswelle bei den Edelmetallen werden kann. Bis Ende des Jahres sollte das Gold/Silber-Ratio wieder Werte unter 80 erreichen.“ Auf Basis des aktuellen Goldpreises in Höhe von 1.700 Dollar entspräche dies dann einem Silberpreis von über 21 Dollar.
Aktuelle Forsa-Umfrage bestätigt die Qualität von Gold
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa führt im Auftrag von pro aurum mittlerweile seit zehn Jahren eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.000 Bundesbürgern zum Thema „Langfristige Geldanlagen“ durch. Erhoben wurden die jüngsten Erkenntnisse durch computergestützte Interviews in der Zeit vom 11. bis 13. Mai. Dabei erfolgte eine Einteilung in drei Themenkomplexe.
- Welcher Geldanlage räumen die Befragten bei einer Laufzeit von mindestens drei Jahren das höchste Gewinnpotenzial ein?Unter den fünf zur Auswahl gestellten Anlageklassen landete „Gold“ in diesem Jahr (31 Prozent) mit großem Abstand vor „Aktien“ (25 Prozent) auf der „Pole Position“. Ein Jahr zuvor hatten Aktien noch „die Nase vorn“. Regelrecht abgestraft wurde hingegen die Kategorie „Fondsanteile“, wo gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 16 auf 12 Prozent registriert worden war. Etwas überraschend fiel indes der Anstieg bei „Fest- bzw. Termingeld“ aus, welches sich von 3 auf 4 Prozent verbessert hat. Als wenig überraschend kann man hingegen das erneut schlechte Abschneiden von „Anleihen“ einordnen. Wieder einmal landete diese Form der Geldanlage auf dem letzten Platz, wobei gegenüber 2019 ein Minus von 3 auf ein Prozent zu Buche schlug. Ebenfalls interessant: Die Verunsicherung unter den Befragten hat in diesem Jahr von 24 auf 27 Prozent spürbar zugenommen. Somit hat sich mehr als ein Viertel der Befragten, aus welchen Gründen auch immer, für keine der fünf Anlagealternativen entschieden.
- Außerdem wurde ermittelt, welche Geldanlagen die Umfrageteilnehmer aktuell besitzen? Wieder einmal landete Gold und Silber unter diesem Aspekt nicht im Spitzenfeld, sondern eher im Mittelfeld. So gaben zum Beispiel lediglich 11 Prozent (2019: 13 Prozent) an, Gold bzw. Silber zu besitzen. Die Frage nach dem physischen Besitz von Goldbarren bzw. -münzen bejahten 8 Prozent der Befragten (Vorjahr: 11 Prozent), während bei Silberbarren bzw. -münzen ein leichter Anstieg von 4 auf 5 Prozent zu beobachten war. Deutlich höhere Besitzquoten gab es mit 28 Prozent bei Immobilien zu vermelden, gefolgt von Bausparverträgen und Lebensversicherungen mit jeweils 27 Prozent. Aber auch für Tagesgeldkonten (26 Prozent) und Fondsanteile (23 Prozent) wurden hohe Werte gemeldet. Trotz Corona-Crash kletterte die Aktienquote der Bundesbürger gegenüber 2019 von 15 auf 16 Prozent. Auch bei Fest- bzw. Termingeld, gab es trotz negativer Realzinsen, einen Zuwachs von 13 auf 15 Prozent zu beobachten.Kein gutes Omen stellt allerdings der Umstand dar, dass 27 Prozent der Bundesbürger keine der aufgeführten Geldanlagen besitzen.
- Wie wichtig finanzielle Polster in Krisenzeiten geworden sind, haben viele Bundesbürger in den vergangenen Monaten leidvoll erfahren müssen.Zu guter Letzt konnten die Befragten noch vier Aussagen zum Thema „Gold als Geldanlage“ bestätigen oder ablehnen.Die Ansicht, dass „Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen“ sei, wurde von 76 Prozent der Befragten (Vorjahr: 75 Prozent) geteilt. Auch die These „Gold ist eine sichere Geldanlage“ wurde mit 71 Prozent Zustimmung (2019: 70 Prozent) eindrucksvoll bestätigt. Einen empfindlichen Dämpfer gab es hingegen bei der Behauptung „Gold ist eine geeignete Geldanlage für risikoscheue Anleger“ zu beobachten. Hier schlug nämlich ein markantes Minus von 61 auf 54 Prozent zu Buche. Einen stark wachsenden Zuspruch erfuhr diesmal die Aussage: „Gold ist zur Zeit eine lohnende Anlage, weil die Kurse steigen werden“. Zum Ausdruck kam dies durch einen markanten Anstieg der Quote von 42 auf 50 Prozent. Fazit: Mit Zustimmungsquoten zwischen 50 und 76 Prozent werden die positiven Attribute des Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutzes von über der Hälfte der Bundesbürger auf eindrucksvolle Weise bestätigt.
Edelmetallprofi Hartmann weist in Zusammenhang mit den Ergebnissen der Forsa-Umfrage darauf hin, dass Edelmetalle seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie das getan haben, was sie in einer Krise tun sollten. Sie haben deutlich an Wert zugelegt und dank ihrer negativen Korrelation die Verluste anderer Anlageklassen signifikant aufgefangen. Angesichts des Nachfragebooms im ETF-Sektor und dank der weltweit rekordhohen Nachfrage nach Gold und Silber in Form von Münzen und Barren, zeigte sich Robert Hartmann allerdings überrascht, dass nur rund jeder zehnte befragte Anleger tatsächlich Edelmetalle besitzt. Hier bestehe also noch viel Potenzial.
Bezeichnend fand er aber auch den seit Jahren vorherrschenden Anlagenotstand, der vor allem durch die negative Erwartungshaltung gegenüber Anleihen zum Ausdruck kommt. Jeder wisse zwar, dass Anleihen die größten Handels- und Bestandsvolumen ausweisen, wenn jedoch Privatanleger hier nicht investieren, müssen sie auf andere Assetklassen ausweichen. In Zeiten von Corona ist dies für viele Menschen eine besonders schwierige Aufgabe. Hartmanns Tipp lautet daher: „Am besten übersteht man schwierige Phasen mit einem breit diversifizierten Portfolio, das möglichst alle Anlageklassen beinhaltet. Neben zinstragenden Wertpapieren, Aktien und Immobilien sind dies eben auch Gold und Silber.“
Weitere Details zur aktuellen Forsa-Umfrage können Sie hier abrufen.
Anzeichen von Normalisierung im Mai
Durch die Öffnung sämtlicher Filialen hat sich der Betrieb bei pro aurum allmählich wieder normalisiert. Die offenen Aufträge des Onlineshops sind mittlerweile weitestgehend abgearbeitet. Damit haben wir die „Monsterwelle“ erfolgreich überstanden. Auf der Angebotsseite ist allerdings noch keine vollständige Normalisierung eingetreten. Nach wie vor sind einige bekannte Bullion-Coins wie beispielsweise der Krügerrand nicht in nennenswerten Mengen zu bekommen. Solange sich dies nicht ändert, werden die Aufgelder weiterhin erhöht bleiben. Bei den Goldbarren entspannt sich die Lage auch nur schleppend. Von uns bestellte Barren werden weiterhin mit einigen Tagen Verzögerung geliefert.
Ein starkes Kundeninteresse nach weißen Edelmetallen verzeichnet übrigens das Schweizer Zollfreilager von pro aurum. Größere Kauforders kann man gegenwärtig insbesondere bei Silber- und Platinbarren ausmachen.
Hinweis in eigener Sache: Auch im Juni möchten wir unseren Kunden verkaufsoffene Samstage ermöglichen. Welche Filiale an welchem Samstag geöffnet wird, erfahren Sie hier.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im Mai beteiligten sich an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum mit 759 Personen deutlich weniger als im Monat zuvor (2.721 Teilnehmer). Lediglich leicht abgenommen hat dabei die Kauflaune der Anleger. Hier war nämlich gegenüber April ein leichter Rückgang von 44,5 auf 43,9 Prozent registriert worden. Nachdem im Monat zuvor noch 43,3 Prozent abwarten wollten, fiel dieser Wert mit 45,1 Prozent im ¬¬Mai etwas höher aus. Leicht bergab ging es im Berichtszeitraum jedoch mit der Verkaufsbereitschaft der Anleger. Hier stellte sich nämlich ein Minus von 12,2 auf 11,0 Prozent ein.
Keine sonderlich starken Veränderungen gab es bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise zu beobachten. Eine Unterbewertung sehen gegenwärtig 38,7 Prozent der Befragten, nachdem im Monat zuvor noch ein Wert von 40,2 Prozent registriert worden war. Bergauf ging es jedoch mit der Einschätzung, dass Edelmetalle derzeit fair bewertet seien. Hier hat sich die Quote gegenüber April von 36,8 auf 43,0 Prozent spürbar erhöht. Deutlich an Zuspruch verloren hat allerdings die Ansicht, dass Edelmetalle aktuell überbewertet seien. Hier war nämlich ein kräftiger Rückgang von 23,0 auf 18,3 Prozent registriert worden.
Bei der Frage nach der Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal war gegenüber dem Vormonat ein leicht nachlassender Optimismus zu beobachten. Steigende Edelmetallpreise erwartet weiterhin eine Mehrheit von 49,2 Prozent (April: 54,2 Prozent) der Befragten. Deutlich bergauf ging es mit der Quote derer, die einen Seitwärtstrend für wahrscheinlich halten. Gegenüber April stellte sich hier nämlich ein markanter Zuwachs von 28,1 auf 38,5 Prozent ein. Erheblich dezimiert wurde im Mai die Anzahl der Vertreter pessimistischer Preisprognosen, wo ein deutlicher Rückgang von 17,7 auf 12,3 Prozent zu Buche schlug.
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