Goldreport 2/19 – Turbulente Zeiten voraus
Zehn Jahre nach dem schlimmsten Konjunktureinbruch der Nachkriegsgeschichte ziehen erneut dunkle Wolken auf. Das Weltwirtschaftsforum in Davos sowie die Sicherheitskonferenz in München zeigen auf, wohin die Reise geht: in eine unsichere Zukunft. Gold dürfte daher weiterhin heiß diskutiert werden und gefragt bleiben.
Bargeld im Visier des IWF
Außerdem hat im Februar die Diskussion um die Zukunft von Bargeld wieder Fahrt aufgenommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlug nämlich vor, im Falle eines Konjunktureinbruchs Steuern auf Bargeld einzuführen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde auf wirtschaftliche Einbrüche stets mit Zinssenkungen reagiert, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. In einem Interview hat der ausgewiesene Bargeldgegner und Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff für den Krisenfall bereits Negativzinsen von bis zu sechs Prozent vorgeschlagen. Banken wären dann gezwungen, diese Kosten an ihre Kunden weiterzureichen. Ohne zusätzliche Maßnahmen würden diese aber wohl kaum ihr Erspartes auf den Bankkonten belassen, sobald dieses auch nominal systematisch und in einem signifikanten Ausmaß entwertet wird. Zur Erinnerung: Aufgrund von negativen Realzinsen (Inflation höher als Rendite) erfolgt bereits heute eine Vermögensvernichtung – allerdings in versteckter Form.
In Europa wurde angesichts von Leizinsen in Höhe von null Prozent und einem negativen EZB-Einlagenzins von aktuell 0,4 Prozent die geldpolitische Munition bereits größtenteils verschossen. In einer für den IWF durchgeführten Studie haben Ruchir Agarwal (IWF-Volkswirt) und Signe Krogstrup (IWF-Beraterin und ehemalige Mitarbeiterin der Schweizerischen Nationalbank) nun eine Lösung gefunden, wie man tief negative Zinsen realisieren könnte: über die Besteuerung von Bargeld. Und so könnte dieses „innovative Folterinstrument“ funktionieren. Der IWF-Vorschlag sieht vor, Bargeld als Parallelwährung zum sogenannten E-Geld, welches in elektronischer Form auf Konten verbucht wird, einzuführen. Während auf das elektronische Geld Strafzinsen erhoben würden, würde bei Bargeld ein Abschlag anfallen, wodurch es weniger wert wäre als E-Geld. Notenbanken könnten dann Bargeld gemäß dem jeweils gültigen Zinssatz für E-Geld abwerten. Dadurch bekäme man automatisch weniger Bargeld, sobald sich der Zinssatz für elektronisches Geld in negativem Terrain bewegte. Die Notenbanker würden dadurch gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen. Zum einen gäbe es keine Nulluntergrenze mehr und zum anderen könnte man die Geldentwertung – heutzutage vor allem als Inflation bekannt – einfacher steuern.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, räumt den Bargeldplänen des IWF jedoch eher geringe Erfolgsaussichten ein und weist darauf hin, dass Bargeld laut Bundesbankgesetz noch das gesetzliche Zahlungsmittel sei. Er sagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Bargeld in Deutschland so besteuert, wie von den Volkswirten des IWF vorgeschlagen. Es sei denn, wir bekommen in Deutschland eine existenzielle Krise – und ich meine wirklich existenziell.“ Da wäre seiner Meinung nach natürlich alles möglich. Für den erfahrenen Edelmetallexperten stellt die jüngste Bargeld-Diskussion allerdings ein weiteres Argument dar, einen Teil des liquiden Anlagevermögens in Gold und Silber zu halten. Für ihn ist dies nach wie vor „die ultimative Versicherung“.
Italiener diskutieren über Verkauf der Goldreserven
Auch in Europa ist die Liste der Probleme und Risiken extrem lang. Unter geopolitischen Aspekten sorgen vor allem die Ostukraine sowie die Kündigung des INF-Vertrags über atomare Mittelstreckenraketen für erhöhte Unsicherheit. Wirtschaftlich droht aufgrund des drohenden ungeordneten Brexit eine konjunkturelle Abschwächung und politisch sind die Perspektiven angesichts der Neuwahlen in Spanien, der Europawahlen im Mai und der Haushaltspolitik der Italiener auch nicht gerade rosig. In dem rezessionsgeplagten Land wird mittlerweile sogar über einen Verkauf der Goldreserven diskutiert, um die Haushaltsdefizite auszugleichen. Vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Matteo Salvini war zu hören, dass er diese Option für eine „interessante Idee“ hält. Laut World Gold Council belaufen sich die italienischen Goldreserven derzeit auf 2.451 Tonnen, was einem Marktwert von über 90 Milliarden Euro entspricht. Nur zur Info: Der Schuldenstand der Italiener ist mittlerweile bei 2,3 Billionen Euro angelangt.
Edelmetallprofi Hartmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in den vergangenen Jahrzehnten immer einmal Begehrlichkeiten der Politik gab, was die Goldreserven verschiedener Staaten betraf. Er kann sich diesbezüglich auch an mehrere Diskussionen in Deutschland erinnern, wo die Goldreserven sozusagen als Volksvermögen die größte Aktivposition in der Bilanz der Bundesbank darstellen. Hierüber hat allerdings die Bundesbank die Verfügungsgewalt. Mit Blick auf Italien sagt Robert Hartmann: „Ohne wirkliche Not werden sich die Italiener nicht von ihrem Gold trennen, auch wenn der prozentuale Anteil an den Reserven hier besonders ausgeprägt ist. Und falls es doch zu Verkäufen kommen sollte, wären bestimmt einige andere Zentralbanken gerne bereit, das Angebot zu absorbieren. Ich denke hierbei insbesondere an China und Russland.“
Grundsätzlich fühlt sich das aktuelle Marktgeschehen laut Hartmann anders an als in den Jahren zuvor. Er konstatiert: „Sämtliche Korrelationen, die seit 2012 einmal wichtig waren, scheinen derzeit ausgehebelt zu sein. Weder die Bewegungen des US-Dollars noch größere Zuckungen beim japanischen Yen oder chinesischen Yuan sorgen für signifikante Verluste beim Goldpreis.“ Für ihn sei das sehr ermutigend. Eine kurzfristige Korrektur sei beim gelben Metall zwar durchaus möglich, mittel- bis langfristig sähe es aber richtig gut aus.
Februar: überdurchschnittliches Verkaufsinteresse
Nachdem der Goldpreis im Februar mit 1.190 Euro pro Feinunze neue Zwölfmonatshochs erreichte, nahm die Anzahl der Verkaufstransaktionen bei pro aurum deutlich zu. An manchen Handelstagen entsprach sogar jede dritte Order einem Verkaufsauftrag. Angeboten wurden vor allem Goldbarren mit einem Gewicht von 1.000 Gramm und 500 Gramm. Bei den Käufern standen dagegen Goldbarren in den Kategorien 50 Gramm, 100 Gramm und 250 Gramm sowie Krügerrand- und Philharmoniker-Unzenmünzen auf dem Einkaufszettel. Die Umsätze bei Silber wurden von unserer laufenden Sonderaktion der Unzenmünze Krügerrand eindeutig dominiert.
Hinweis in eigener Sache: Im Münchner „Goldhaus“ von pro aurum findet am 16. März eine Führung (10.00 Uhr) statt. Im Anschluss daran hält Jürgen Birner, der Filialleiter von pro aurum München, noch einen 90-minütigen Vortrag zum Thema „Vermögens(ver)sicherung mit GOLD und SILBER“ (11.00 Uhr). Beide Veranstaltungen sind kostenlos und erfordern keine Anmeldung. Außerdem können Sie pro aurum am 30. März auf dem Münchner Börsentag besuchen, wo wir als Aussteller teilnehmen und uns am Vortragsprogramm beteiligen. Die Veranstaltung findet von 9.30 bis 17.30 Uhr im MOC München statt und ist kostenlos.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben im Februar rund 1.000 Anleger (Januar: 1.803) teilgenommen. Dabei fiel auf, dass gegenüber dem Vormonat der Anteil der Kaufwilligen von 49,4 auf 52,1 Prozent gestiegen ist. Dadurch hat sich auf der anderen Seite die Quote der Anleger mit abwartender Haltung von 50,6 auf 47,9 Prozent reduziert.
Befragt nach der Bewertung des aktuellen Preisniveaus, gab es keine signifikante Stimmungsveränderung zu beobachten. So stuft eine große Mehrheit der Befragten Edelmetalle weiterhin als unterbewertet ein. Verglichen mit Januar hat sich die Quote von 66,2 auf 65,6 Prozent leicht reduziert. Ein minimaler Rückgang war auch bei den Anlegern zu beobachten, die das aktuelle Preisniveau als „fair“ einstufen. Hier war nämlich ein Wert von 22,0 Prozent (Januar: 22,8 Prozent) registriert worden. Die Einschätzung, dass die Edelmetallpreise derzeit überbewertet seien, hat indes erneut zugenommen. Nachdem sich im Januar eine Quote von 11,0 Prozent eingestellt hatte, kletterte der Wert im Februar auf 12,4 Prozent.
Leicht verändert haben sich die „Mehrheitsverhältnisse“ bei der Einschätzung der Preisperspektiven. Für das kommende Quartal erwarten 49,8 Prozent der Umfrageteilnehmer steigende Edelmetallpreise (Januar: 48,0 Prozent). Spürbar reduziert haben sich gegenüber dem Vormonat die Prognosen für einen Seitwärtstrend. Hier kam es nämlich zu einem Rückgang von 39,5 auf 35,8 Prozent. Etwas nach oben ging es mit dem Anteil der Pessimisten, der sich im Berichtszeitraum von 12,5 auf 14,4 Prozent erhöht hat.
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