Der Goldpreis entwickelte sich im Mai relativ „unaufgeregt“ in einer Tradingrange zwischen 1.267 und 1.312 Dollar. Zugleich rutschte der CBOE-Goldvolatilitätsindex auf neun Prozent ab. Ein sicherer Hafen mit geringen Kursschwankungen – Anlegerherz was willst du mehr?
ETFs und Notenbanken generieren Nachfrage
Im Wonnemonat Mai wurden gleich zwei für Goldanleger interessante Quartalsberichte veröffentlicht: die „Gold Demand Trends“ vom World Gold Council und die von der US-Wertpapieraufsicht Securities an Exchange Commission (SEC) gemeldeten aktuellen Besitzverhältnisse des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares. Beide zeigen Aspekte auf, die ein Goldinvestment – ungeachtet der wenig spektakulären Kursentwicklung – als ausgesprochen sinnvoll erscheinen lassen.
So zeigte zum Beispiel das Update der SEC auf, dass im ersten Quartal 2019 unter den 15 größten Einzelinvestoren mit kumulierten 8,7 Millionen Gold-ETFs mehr gekauft als verkauft (3,8 Millionen Anteile) wurde. Besonders interessant: Zwei große US-Investmentbanken spürten einen ausgesprochen starken Goldappetit. So hat zum Beispiel allein die Bank of America in den Monaten Januar bis März ihre ETF-Bestände um fast 3,5 Millionen auf 9,3 Millionen (+59,1 Prozent) aufgestockt und gilt nun als größter Einzelinvestor des Gold-ETFs. Außerdem hat die gemessen an der Börsenkapitalisierung größte US-Investmentbank JPMorgan Chase über 2,1 Millionen ETFs erworben und hält nunmehr fast 3,5 Millionen Anteile, was gegenüber Q4 einem Zuwachs um 165 Prozent entspricht. Fazit: In der Finanzwelt werden die Investments institutioneller Investoren häufig als „smart money“ also „schlaues Geld“ bezeichnet. Schlaue Privatanleger sollten aber die mit solchem Papiergold verbundenen Unwägbarkeiten stets im Hinterkopf behalten und bei langfristigem Anlagehorizont physisches Gold in Form von Barren oder Münzen bevorzugen.
Als ausgewiesene Geldexperten gelten neben US-Investmentbanken aber auch Notenbanken. Diese vertrauen ebenfalls auf die historisch gewachsene Schutzfunktion des gelben Edelmetalls. In bedeutenden Industrieländern geben die Zentralbanken zum Beispiel kaum Gold aus der Hand, während diverse Zentralbanken aufstrebender Länder in den vergangenen Jahren regelmäßig durch ihr massives Kaufinteresse in Erscheinung getreten sind. Ein wichtiger Beleg, dass sich daran auch im ersten Quartal nichts geändert hat, lieferte Mitte Mai der World Gold Council, ein internationaler Branchenverband der Goldminenindustrie. So wies der quartalsweise erscheinende Marktbericht für Q1 einen Anstieg der globalen Goldnachfrage von 984,2 auf 1.053,3 Tonnen (+7,0 Prozent p.a.) aus. Verantwortlich hierfür machten die Goldexperten vor allem das starke Interesse in den Marktsegmenten ETFs und Notenbanken. So verzeichneten zum Beispiel mit physischem Gold hinterlegte ETFs einen Anstieg der Zuflüsse von 27,1 Tonnen (Q1 2018) auf aktuell 40,3 Tonnen (+49 Prozent). Um ein Vielfaches höher fielen jedoch die Nettokäufe der Notenbanken aus, wo auf Jahressicht ein Zuwachs von 86,7 Tonnen auf 145,5 Tonnen (+68 Prozent) registriert worden war.
Beim jüngsten Update des World Gold Council haben Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, vor allem die Aktivitäten der Zentralbanken am Goldmarkt am stärksten überrascht. Diesbezüglich sagte er: „Russland, Kasachstan und die Türkei sind ja schon seit Jahren auf der Käuferseite anzutreffen, aber dass nunmehr aber auch die EU-Mitglieder Polen und Ungarn ihre Goldreserven offiziell aufstocken, ist für mich eine bemerkenswerte Geschichte. Selbiges trifft auch auf die Rückkehr Chinas nach dreijähriger Abstinenz zu.“ Für den erfahrenen Edelmetallexperten steht außer Frage, dass diese Länder ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren möchten. Und da sei das gelbe Edelmetall wohl die einzig sinnvolle Alternative.
Gold: Sicherer Hafen in ruhigem Fahrwasser
An den Goldmärkten blieben im Wonnemonat Mai signifikante Kursausschläge in die eine oder andere Richtung aus, obwohl an den Terminmärkten einige Turbulenzen zu beobachten waren. Mitte Mai verbuchte zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) mit einem Anstieg von 450.000 auf 518.000 Kontrakte (+15,1 Prozent) das höchste Wochenplus seit fast zehn Jahren. Auch der deutlich gestiegene Optimismus großer Terminspekulanten (Non-Commercials) vermochte den Goldpreis jedoch nicht dauerhaft über die Marke von 1.300 Dollar zu hieven. Zur Erinnerung: In der Spitze erhöhte sich deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) seit Ende April von 66.200 auf 124.500 Kontrakte (+88,0 Prozent) recht deutlich.
Diese „Coolness“ und „Unaufgeregtheit“ des Goldpreises lässt sich besonders gut durch dessen rückläufige Volatilität belegen. So rutschte der CBOE-Goldvolatilitätsindex im Mai zeitweise sogar unter die Marke von acht Prozent ab, den niedrigsten Wert seit fast einem Jahr. Als erheblich riskanter kann man derzeit ein Investment in den S&P-500- bzw. Nasdaq-100-Index einstufen. Deren CBOE-Volatilitätsindizes zeigen Ende des Monats nämlich Werte von über 17 bzw. 21 Prozent an.
Edelmetallprofi Hartmann sieht bei großen Kapitalsammelstellen weiterhin ein ungebrochenes Vertrauen in die Allmacht der Notenbanken. Erst recht, seitdem in den USA wieder über Zinssenkungen laut nachgedacht wird. Mit Blick auf Aktieninvestments zieht Hartmann folgendes Fazit: „Egal, wie schlecht die Nachrichtenlage an den Börsen ist, die Anleger greifen zu Aktien. Angesichts der ultra-niedrigen Zinsen ist dies ja auch irgendwie verständlich.“ Robert Hartmann geht jedoch nicht davon aus, dass wir bei den führenden Aktienindizes in den nächsten Monaten einen geradlinigen Anstieg sehen werden. Vielmehr rechnet er mit einem weiteren Einbruch in der Größenordnung zwischen 15 und 20 Prozent und konstatiert: „Dies sollte den Anlegern erneut vor Augen führen, dass man sein Portfolio breiter aufstellen muss. Gold und Silber sollten von dieser Einsicht profitieren.“
Ruhiges Geschäft im Wonnemonat Mai
Die geringen Preisschwankungen bei Gold haben sich auch auf das Geschäft von pro aurum dämpfend ausgewirkt. Im Mai ist es vergleichsweise ruhig geworden. Für Robert Hartmann stellt dies angesichts der geringen Schwankungsbreite allerdings keine große Überraschung dar. An manchen Tagen hielten sich sogar Kauf- und Verkaufsaufträge in etwa die Waage. Normalerweise überwiegt mehr oder weniger stark das Kaufinteresse. Dadurch kommt nach Ansicht Hartmanns vor allem eines zum Ausdruck: die Unentschlossenheit der Kunden.
Trotz der relativ ruhigen Lage an den Edelmetallmärkten, sollten sich Anleger weiterhin für unruhigere Zeiten „wappnen“. So bietet pro aurum seit Kurzem zum Beispiel für Münzsammler eine Numismatik-App an, die im Apple Store und im Google Play Store kostenlos erhältlich ist. Für potenzielle Goldkäufer mit einem Faible für klassische Musik dürfte die Juni-Sonderaktion unserer Hamburger Filiale besonders interessant sein: Die ersten 100 Käufer der Goldmünze Wiener Philharmoniker (eine Unze) erhalten nämlich die Gratis-CD „Sommernachtskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker“. Außerdem finden im Juni in den pro aurum-Filialen Düsseldorf (4. Juni, 18:30 Uhr) und Dresden (13. Juni, 18:00 Uhr) sowie in der Münchner Firmenzentrale (29. Juni) interessante Vorträge zum Thema Edelmetalle statt. Vormerken sollten Sie sich auch den verkaufsoffenen Samstag, der am 29. Juni in allen deutschen pro aurum-Filialen sowie im Münchner „Goldhaus“ stattfinden wird. Detaillierte Informationen zu sämtlichen Veranstaltungen finden Sie hier.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im Mai beteiligten sich rund 800 Anleger (März: 2.400) an der von pro aurum durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage im Internet. Den dritten Monat in Folge hat sich der Anteil der Kaufwilligen reduziert. Diesmal war ein leichter Rückgang von 45,3 auf 43,8 Prozent registriert worden. Eine abwartende Haltung nahmen im Mai 56,2 Prozent der Anleger ein (April: 54,7 Prozent).
Bei der Frage nach der Bewertung des aktuellen Preisniveaus gab es im Berichtszeitraum markante Veränderungen zu beobachten. Eine Mehrheit der Befragten sieht Edelmetalle weiterhin als unterbewertet ein, allerdings hat sich deren Quote von 72,0 auf 64,3 Prozent signifikant reduziert. Kräftig verstärkt hat sich hingegen die Ansicht, dass Edelmetalle aktuell „fair“ bewertet seien. Hier kam es nämlich zu einem markanten Anstieg von 15,0 auf 22,6 Prozent. Eine unverändert kleine Minderheit sieht bei den Edelmetallpreisen derzeit eine Überbewertung. Mit aktuell 13,1 Prozent (Vormonat: 13,0 Prozent) hat sich hier im Berichtszeitraum praktisch nichts verändert.
Befragt nach den Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal hat der Optimismus der Anleger seine Talfahrt weiter fortgesetzt. Im April rechnete noch eine knappe Mehrheit von 50,5 Prozent der Umfrageteilnehmer mit steigenden Edelmetallpreisen. Diese Zuversicht musste einen kräftigen Rückgang auf 34,9 Prozent hinnehmen. Mittlerweile rechnet eine Mehrheit von 45,1 Prozent, dass wir bei Edelmetallen einen Seitwärtstrend sehen werden. Im April fiel die Quote mit 36,1 Prozent deutlich niedriger aus. Ein deutlicher Schub nach oben war bei der Ansicht auszumachen, dass die Edelmetallpreise fallen werden. Hier kam es gegenüber dem Vormonat zu einem Anstieg von 14,4 auf 20,0 Prozent. Dies stellte übrigens den höchsten Wert seit Oktober vergangenen Jahres dar.
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