Goldreport 7/19 – Goldpreis: höchster Stand seit über sechs Jahren
Im Juli kletterte der Goldpreis in der Spitze über 1.450 Dollar und markierte damit den höchsten Wert seit über sechs Jahren. Argumente zum Kauf des edlen Metalls sind derzeit in zahlreicher Form vorhanden.
US-Notenbank öffnet erneut Geldschleusen
Die starke Tendenz des Goldpreises ist vor allem auf die geldpolitische Kehrtwende der US-Notenbank Fed zurückzuführen. Nach neun Zinserhöhungen läutete Fed-Chef Jerome Powell bereits im Juni einen Wechsel vom restriktiven zu einem expansiven Kurs ein und vollzog damit schneller als erwartet eine geldpolitische Wende um 180 Grad. Am 31. Juli wurden die US-Leitzinsen – wie mehrheitlich erwartet – um 25 Basispunkte reduziert. Dies stellte die erste Zinssenkung seit über zehn Jahren dar. Der Forderung von US-Präsident Trump nach einer XXL-Reduktion um 50 Basispunkte sind die US-Notenbanker allerdings nicht nachgekommen. Im Vorfeld dieser Zinsentscheidung deutete die EZB auf ihrer Sitzung am 25. Juli ebenfalls Lockerungsmaßnahmen an.
In der Vergangenheit entwickelte sich der Goldpreis in Phasen einer expansiven Geldpolitik in der Regel relativ stark. In Zeiten billigen Geldes sinken zum Beispiel die bei Edelmetallinvestments vorhandenen Opportunitätskosten, da Goldbesitzern bei rückläufigen Renditen der Zinsverzicht besonders leichtfällt. Zehnjährige US-Renditen rutschten im Juni zeitweise unter die Marke von zwei Prozent ab. Deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit markierten sogar ein Tief bei minus 0,42 Prozent. Bereinigt um die Inflation fallen bei Staatsanleihen bester Bonität Realzinsen (Nominalrendite minus Inflation) sogar deutlich negativer aus.
Sinkende Zinsen mindern zum Beispiel die Attraktivität des Dollars und bescheren ihm häufig eine signifikante Kursschwäche. Diese erhöht aus zwei Gründen die Attraktivität eines Goldinvestments. Zum einen verbilligt eine schwache US-Währung außerhalb des Dollarraums den Goldpreis, denn schließlich wird das gelbe Edelmetall überwiegend in Dollar gehandelt. Zum anderen sehen US-Investoren einen schwachen Greenback aber auch als Argument zum Kauf von Gold, da es sich in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten durch seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel bewährt hat. Neigt eine Währung zur Schwäche, dürften sich Anleger verstärkt nach Alternativen umsehen. Übrigens: Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch der Internationale Währungsfonds stufen den Greenback derzeit als überbewertet ein. Zusammen mit der seit Jahren zu beobachtenden Tendenz zur Entdollarisierung spricht das nicht gerade für den Kauf der Noch-Weltleitwährung.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, merkt an, dass die Goldnachfrage auch in Nordamerika sprunghaft angestiegen ist. Seit mehr als zwei Jahren kauft pro aurum erhebliche Mengen an Goldmünzen aus dieser Region an, weil sich dort Privatinvestoren seit 2017 in großem Stil von Krügerrand und Co. getrennt haben, um mit den Erlösen in den Aktienmarkt einzusteigen. Der erfahrene Edelmetallprofi erklärt: „Jetzt zeigt sich, dass diese Rechnung wohl in Zukunft nicht mehr so aufgehen wird. Ich gehe davon aus, dass sich die Edelmetalle in den nächsten fünf Jahren besser entwickeln werden als der Dow Jones.“ Zudem werden die beiden Notenbanken Russlands und Chinas Gold weiterhin stark nachfragen. Ermutigend sieht Hartmann auch die Tatsache, dass einige Zentralbanken von Ländern wie Polen oder Ungarn erstmals seit Jahrzehnten am Markt als Käufer aufgetreten sind. Für ihn ist zudem klar: Andere werden es ihnen gleichtun.
Kauflaune bei ETFs und Gold-Futures
Der Handel von Goldbarren und -münzen verlief 2019 bislang in relativ „geordneten“ Bahnen und war für die diesjährige Goldrally eher nicht verantwortlich. Eine stark ausgeprägte Kauflaune konnte man hingegen in den Marktsegmenten physisch besicherter ETFs und an den Terminmärkten ausmachen. In diesem Zusammenhang positiv aufgefallen sind in den vergangenen Monaten vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials), die ihre Netto-Long-Position (per Saldo optimistische Markterwartung) massiv nach oben gefahren haben. In den vergangenen drei Monaten war hier ein Volumen von fast 214.000 Gold-Futures registriert worden, was zumindest auf dem Papier einer Goldmenge von über 665 Tonnen entspricht. Deren Transaktionen dürften für den markanten Sprung über die Marke von 1.400 Dollar hauptverantwortlich gewesen sein.
Goldkäufe gab es aber auch in Marktsegmenten, deren Akteure über einen weniger stark ausgeprägten „Spekulationstrieb“ verfügen – nämlich bei ETFs. Beeindruckende Daten für den Monat Juni lieferte hier der World Gold Council. Demzufolge haben sich die weltweiten Zuflüsse in physisch hinterlegte Gold-ETFs um 127 auf 2.548 Tonnen erhöht. Ende Juni erhöhten sich deren Goldbestände um 15 Prozent auf 115,4 Milliarden Dollar. Dies stellte die höchste Wertsteigerung dieser Kategorie von Papiergold seit über sechs Jahren dar. So richtig vermag diese Zahl aber nicht zu beeindrucken, schließlich kommt derzeit allein Microsoft auf einen Börsenwert von mehr als 1.000 Milliarden Dollar.
Im Vergleich zu Mainstream-Anlageklassen wie internationale Staatsanleihen, Blue Chips und Immobilien kann man Investments in Gold weiterhin eher als Randerscheinung betrachten. Bei den ETF-Daten für den Monat Juni fiel auf, dass die Nachfrage vor allem aus zwei Regionen stammt: Europa und Nordamerika. 51,2 Prozent der globalen ETF-Zuflüsse gingen zum Beispiel auf das Konto nordamerikanischer ETFs, während 46,6 Prozent der Goldmenge in europäische ETFs floss. Keine Rolle spielen in diesem Segment die Regionen Asien sowie der Rest der Welt. Sie kamen nämlich auf verschwindend geringe Quoten von lediglich 1,9 Prozent bzw. 0,3 Prozent.
Geldvermögen in Goldvermögen tauschen
Seit der 2008 losgetretenen Finanzkrise hat die Geldpolitik der wichtigsten internationalen Notenbanken zu einer massiven Geldmengenexplosion geführt und dadurch eine regelrechte Vermögensinflation verursacht, die von einigen Marktexperten als „Everything Bubble“ bezeichnet wird. Besonders viel Geld wurde in Anlageklassen wie Anleihen, Aktien, Immobilien sowie Fonds investiert. Die von der Deutschen Bundesbank im Juli veröffentlichte Statistik zur Entwicklung der Vermögen deutscher Privathaushalte bestätigte diesen Trend. So kletterte im ersten Quartal das Geldvermögen der Bundesbürger – welches im Wesentlichen aus Bargeld & Einlagen, Schuldverschreibungen, Aktien, Investmentfonds und Versicherungen besteht – von 6,02 Billionen auf das Rekordniveau von 6,17 Billionen Euro. Wichtig zu wissen: Über 40 Prozent dieser Summe geht auf das Konto von Bargeld & Einlagen und über 37 Prozent sind Ansprüche gegenüber Versicherungen. Grundsätzlich bedeutet dies: Fast 4,8 Billionen Euro basieren auf dem Vertrauen, dass der Euro auf lange Sicht seine Werthaltigkeit bewahren wird. Strategisch und langfristig denkende Anleger setzen nicht alles auf diese Karte und vertrauen lieber auf „Altbewährtes“ wie zum Beispiel Gold.
Robert Hartmann attestiert den Deutschen, dass sie – verglichen mit anderen Nationen – viel mehr Cash oder Cash-ähnliche Anlagen wie beispielsweise Termingelder halten. Außerdem würden die Bundesbürger vergessen, dass sie über ihre Lebensversicherungen auch stark im Anleihemarkt engagiert sind. Wahrscheinlich sind sich die wenigsten Besitzer solcher Versicherungen über das damit verbundene Risiko bewusst. Nach dem Debakel am Neuen Markt oder bei der „Volksaktie“ Telekom ist die Aktienkultur hierzulande weniger stark ausgeprägt als beispielsweise in den USA oder England.
In lediglich rund zehn Prozent der Portfolios befinden sich Edelmetalle wie Gold und Silber. Für Edelmetallprofi Hartman ist dies im internationalen Vergleich eine beachtliche Größenordnung. Anleger, die keine Versicherung in Form von Edelmetallen haben, vertrauen offensichtlich auf die Fähigkeit der Notenbanken, jede zukünftige Krise an den Finanzmärkten mit dem Drucken von neuem Geld im Keim ersticken zu können. Robert Hartmann sieht dies als problematisch an und warnt: „Ich halte das für eine sehr gefährliche Strategie. Jeder verfügt zwar über eine Versicherung für sein Auto, um im Ernstfall eine Schadensregulierung vornehmen zu können. Bei der Versicherung des erarbeiteten Kapitals handeln knapp 90 Prozent der Menschen aber grob fahrlässig. Dies ist nicht sinnvoll und für mich nur schwer zu verstehen.“
Signifikantes Verkaufsinteresse im Juli
Robert Hartmann merkt an, dass die Edelmetallhändler von pro aurum im Juli ein signifikantes Verkaufsinteresse registriert haben. Auf sechs Verkäufer kamen nämlich lediglich vier Käufer, was an den Edelmetallmärkten normalerweise relativ selten vorkommt. Verkauft wurden überwiegend Goldbarren in den Gewichtsklassen 250 Gramm, 500 Gramm und 1.000 Gramm. Im Zuge der Mitte des Monats zu beobachtenden Outperformance von Silber gegenüber Gold hat sich im Juli die Nachfrage nach dem mit großem Abstand günstigsten Edelmetall spürbar belebt. Vor allem die Krügerrand-Unzenmünzen aus Silber waren von unseren Kunden besonders stark nachgefragt worden. Mit Blick auf die kurzfristigen Perspektiven ist laut Edelmetallprofi Hartmann derzeit alles möglich. Mittel- bis langfristig erwartet er hingegen steigende Edelmetallpreise. Das wichtigste Argument für die Anlageklasse Edelmetalle ist seiner Meinung nach vor allem das aktuelle Umfeld negativer Nominal- und Realzinsen, welches sich erst einmal nicht ändern wird.
Hinweis in eigener Sache: Der nächste verkaufsoffene Samstag findet am 17. August in unseren Filialen in Bad Homburg, Berlin, Dresden, Hamburg sowie in unserer Firmenzentrale in München („Goldhaus“) statt. Gut zu wissen: In München können interessierte Kunden um 10.00 Uhr an einer Führung durch das Goldhaus teilnehmen und um 11.00 Uhr einen Expertenvortrag zum Thema “Vermögens(ver)sicherung mit Gold und Silber” besuchen. Übrigens: Wer in Hamburg eine Unzenmünze „Wiener Philharmoniker“ erwirbt, erhält als kostenlose Zugabe eine CD (Anzahl limitiert) des Sommernachtskonzertes der Wiener Philharmoniker (2018). Seit Kurzem bietet pro aurum für iPhones und Android-Smartphones zudem eine kostenlose Numismatik-App an, mit der Sie auf unseren Numismatik-Shop und dessen Preisliste zugreifen können.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Bei der von pro aurum durchgeführten internetbasierten Edelmetall-Stimmungsumfrage beteiligten sich im Juli 1.227 Anleger (Juni: 1.584). Im Zuge der markanten Rally bei Gold und Silber hat sich im Berichtszeitraum das Kaufinteresse deutlich verstärkt. Mit 49,4 Prozent waren die Kaufwilligen (Vormonat: 41,7 Prozent) ganz klar in der Überzahl. Eine abwartende Haltung war unter 45,5 Prozent der Befragten auszumachen, während die Quote der Verkäufer bei lediglich 5,1 Prozent lag.
Besonders interessant: Bei der Frage nach der Bewertung des aktuellen Preisniveaus war trotz des deutlich gestiegenen Preisniveaus eine große Mehrheit von 67,9 Prozent (Juni: 67,0 Prozent) der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass Edelmetalle gegenwärtig unterbewertet seien. Überraschenderweise signifikant gesunken ist auch die Quote derer, die Edelmetalle als überbewertet einstufen. Hier gab es gegenüber dem Vormonat einen Rückgang von 9,6 auf 6,9 Prozent zu vermelden. Eine „faire Bewertung“ sehen derzeit 25,2 Prozent der Anleger, nachdem im Juni ein Wert von 23,4 Prozent angezeigt worden war.
Hinsichtlich der Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal war im Juli von Skepsis keine Spur – ganz im Gegenteil. So erwarten mittlerweile lediglich 9,2 Prozent der Befragten fallende Notierungen. Im Monat zuvor war hier noch ein Wert von 10,7 Prozent registriert worden. Weiterhin prognostiziert eine große Mehrheit von 61,3 Prozent steigende Edelmetallpreise (Vormonat: 63,0 Prozent). Mit einem Seitwärtstrend rechnen hingegen 29,4 Prozent der Umfrageteilnehmer, nachdem vor einem Monat noch eine Quote von 26,3 Prozent gemeldet worden war. In unseren Filialen und in unserem Onlineshop überwog im Juli jedoch das Verkaufsinteresse, was folglich nicht mit den Ergebnissen unserer Umfrage korreliert. Möglicherweise nehmen an unserer Umfrage eher User teil, die den Markt noch beobachten und noch nicht engagiert sind?
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