Goldreport 10/19 – Goldpreis: in Seitwärtsmodus gewechselt
Der Goldhandel im Oktober war durch einen Seitwärtstrend in relativ enger Trading Range gekennzeichnet. Während sich das gelbe Edelmetall im September noch in einer Bandbreite von 92 Dollar bewegt hat, lag diese im Oktober bei 50 Dollar.
Hohes Maß an relativer Stärke im Oktober
Eines kann man dem altbewährten Krisenschutz aktuell auf jeden Fall attestieren: ein hohes Maß an relativer Stärke. Obwohl bei den „Dauerbrennern“ Brexit und chinesisch-amerikanischer Handelskrieg zeitweise ganz klar die Entspannungssignale das Marktgeschehen dominiert hatten, blieb der Goldpreis von markanten Gewinnmitnahmen bislang verschont. Beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares waren im Oktober jedoch leichte Kapitalabflüsse zu beobachten. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich seit Ende September um 2,35 Tonnen auf 918,48 Tonnen reduziert. Nur zur Erinnerung: In den Monaten zuvor beliefen sich die Zuflüsse auf 50,83 Tonnen (Juni), 29,38 Tonnen (Juli), 54,89 Tonnen (August) und 42,52 Tonnen (September). Auf Basis des aktuellen Goldpreises entsprechen die Zuflüsse dieser vier Monate einem Wert von ungefähr 7,8 Milliarden Euro.
Rekordverdächtige Goldkäufe kann man in diesem Jahr auch dem Notenbankensektor attestieren. Laut Daten des World Gold Council belaufen sich die in den ersten acht Monaten getätigten Goldkäufe der Notenbanken auf über 450 Tonnen. Ein besonders starkes Kaufinteresse kann man Russland (117,4 Tonnen), der Türkei (109,1 Tonnen), Polen (99,5 Tonnen) und China (89,9 Tonnen) bescheinigen. Insgesamt haben seit dem Jahresultimo 14 Zentralbanken ihre Goldbestände erhöht, während lediglich zwei Notenbanken ihre Goldreserven zurückgefahren haben. Sollte der generelle Goldappetit in den verbleibenden vier Monaten nicht nachlassen, ergäbe sich für das Gesamtjahr ein kumuliertes Kaufvolumen in Höhe von 675 Tonnen. Dies entspräche dann dem höchsten Wert seit Ende des Bretton-Woods-Abkommens. Damals endete die Preisbindung des Dollars an den Goldpreis. Mittlerweile bestehen alle Währungen dieser Welt lediglich auf dem Vertrauen, dass man sie dauerhaft gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. Während Edelmetalle in physischer Form durch ihren hohen Sachwert überzeugen, ist dieser bei Papiergeld vernachlässigbar.
Draghi geht – ändern wird sich bei der EZB wohl nichts
Beim jüngsten EU-Gipfel wurde Christine Lagarde offiziell zur neuen Chefin der Europäischen Zentralbank ernannt. Die 63-jährige Französin wird am 1. November ihr Amt antreten und kündigte via Twitter an, „die Preise in der Eurozone stabil und die Banken sicher zu halten“. Die ultralockere Geldpolitik dürfte sich unter ihrer Führung kaum ändern. Die ehemalige IWF-Chefin ist in der Vergangenheit vor allem durch „taubenhafte Töne“ und ihre Forderung nach niedrigeren Steuern und höheren Staatsausgaben in Erscheinung getreten. Mit einer Normalisierung bei den Zinsen ist daher kaum zu rechnen. Bleibt zu hoffen, dass die anderen Mitglieder im EZB-Direktorium zumindest ein bisschen gegensteuern. Mit dem Rücktritt von Sabine Lautenschläger und der Berufung der Wirtschaftsprofessorin Isabel Schnabel dürften die Kritiker jedoch eher an Einfluss verlieren.
Robert Hartmann, Gründer und Gesellschafter von pro aurum, merkt an, dass Mario Draghi als erster Chef der EZB, der während seiner Amtszeit niemals die Zinsen erhöht hat, in die Geschichte eingehen wird. Außerdem habe er mit der jüngsten Zinssenkung und der Wiederaufnahme der Anleihekäufe seiner Nachfolgerin das Leben nicht gerade leichter gemacht. Edelmetallprofi Hartmann konstatiert: „Niemals in der Menschheitsgeschichte waren die Zinsen so niedrig wie heute. Und meines Wissens sind negative Nominalzinsen auch in keinem Lehrbuch der Betriebswirtschaft thematisiert.“ Hartmanns Fazit lautet daher: Die aktuelle Geldpolitik ist und bleibt ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Mit Blick auf den Edelmetallhandel sei die Stimmung unter den Anlegern nach wie vor gut. Angesichts der weltweit zu beobachtenden negativen Realzinsen sei dies auch kein Wunder. Zudem merkt Robert Hartmann an, dass laut diversen Statistiken private und institutionelle Anleger kaum einen nennenswerten Anteil von Edelmetallen in ihren Portfolios halten. Für ihn besteht mit Blick auf deren Preise daher noch ziemlich viel Luft nach oben.
Negativschlagzeilen durch PIM-Pleite
Wie wichtig bei Goldinvestments die Seriosität einer Gesellschaft ist, haben im Oktober Tausende von Investoren durch die Pleite der hessischen PIM Gold und deren Vertriebstochter leidvoll erfahren müssen. Bereits Anfang September wurden die Geschäftsräume der Firma durchsucht und Geschäftsführer Mesut P. wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft genommen. Im Zuge dieser Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft sämtliche PIM-Gold-Konten eingefroren und Gold beschlagnahmt. Anlegern wurde sogenanntes Bonusgold in Form von Zinsen versprochen, wenn sie das Edelmetall bei PIM einlagern. Ein großer Teil der Goldbestände ist nun verschwunden, was zu unwiederbringlichen Verlusten führen dürfte.
Robert Hartmann empfiehlt Goldinteressierten aus gegebenem Anlass folgende Vorgehensweise: „Vorsicht ist aus meiner Sicht immer geboten, wenn Firmen aus dem Graumarktsektor über undurchsichtige Geschäfts- bzw. Beteiligungsmodelle in einem Nullzinsumfeld drei Prozent und mehr Rendite bieten. Das kann seriös niemand versprechen und meistens werden die Anleger bei solchen Konstrukten auch betrogen.“ Statt gierig zu werden, sollten die Anleger nach Ansicht von Edelmetallexperte Hartmann erst einmal sauber recherchieren und hinterfragen, wie nachhaltig diese Firmen arbeiten und welche realistische Perspektive das Geschäftsmodell hat.
Handelsaktivitäten im Oktober leicht rückläufig
Im Oktober verlief das Geschäft bei pro aurum zwar ansprechend, aber etwas schwächer als im Juli, August und September. Unsere Ankäufe von Kunden gingen hingegen recht deutlich zurück, nachdem der Goldpreis gegen Euro zeitweise leicht bergab tendierte. Wieder einmal erwiesen sich die Unzenmünzen Krügerrand und Maple Leaf sowie Goldbarren im Feingewicht von einer Unze, 100 Gramm und 250 Gramm als die Bestseller. Auch Silber war weiterhin sehr gefragt. Die höchsten Umsätze wurden hier bei den differenzbesteuerten Unzenmünzen Krügerrand, Maple Leaf und Känguru verzeichnet. Uns ist zu Ohren gekommen, dass es für 5- und 15-Kilogramm-Silberbarren bei größeren Orders derzeit eine Wartezeit von mehreren Wochen gibt, da die Silbergranalien (Ausgangsmaterial für die Barrenproduktion) aktuell schwerer zu bekommen sind als in der Vergangenheit. Für den Silberpreis könnte sich dies durchaus als positive Nachricht für dessen weitere Entwicklung erweisen.
Nun darf man gespannt sein, ob sich die bei anonymen Edelmetallkäufen zum Jahreswechsel anstehende Absenkung der Bargeldgrenze von 9.999 auf 2.000 Euro positiv auf das Geschäft auswirken wird. Wer Wert auf Anonymität legt, kann noch bis Ende Dezember die alte Bargeldgrenze nutzen. Wichtig zu wissen: Auch nach dem 1. Januar 2020 kann man Gold & Co. weiterhin bar einkaufen. Man muss sich bei Käufen über 2.000 Euro lediglich durch einen gültigen Ausweis oder Reisepass legitimieren. Bei größeren Beträgen empfiehlt sich zudem ein Kontoauszug der Abhebung als Nachweis der Mittelherkunft. By the way: Wenn wir von unseren Kunden Gold angekauft haben, gab es schon immer eine Pflicht zur Identifizierung. Demnächst greift diese Identifizierungspflicht, wenn jemand Gold kauft. Bei Wertpapierinvestments ist dies übrigens bereits seit Jahrzehnten gängige Praxis.
Hinweis in eigener Sache:
pro aurum lädt zwei Kunden zu einem unvergesslichen numismatischen Abenteuer nach Wien ein: Wer beim Gewinnspiel erfolgreich ist, darf mit Begleitung nicht nur bei der Vorstellung der österreichischen Neujahrsmünze im Wiener Musikverein dabei sein, sondern auch hinter die Kulissen der Münze Österreich schauen – und die Anreise sowie Unterkunft übernehmen pro aurum sowie die Münze Österreich. Und für alle Daheimgebliebenen setzt pro aurum die erfolgreiche Ausstellung zur Münzgeschichte der DDR fort – die numismatische Retrospektive wanderte jüngst von der Niederlassung in Dresden weiter nach Berlin und ist bei pro aurum in der Hardenbergstraße zu bestaunen.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der internetbasierten Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben im Oktober 1.286 Anleger teilgenommen, nachdem im Monat zuvor ein Wert von 1.461 Personen registriert worden war. Das Kaufinteresse hat im Berichtszeitraum von 46,8 auf 47,9 Prozent leicht zugenommen. Nahezu unverändert indes blieb mit 45,8 Prozent (September: 45,4 Prozent) die Quote derer, die derzeit eine abwartende Haltung einnehmen. Nach wie vor kann das Verkaufsinteresse weiterhin als relativ bescheiden bezeichnet werden. Der Monat Oktober war hier durch einen leichten Rückgang von 7,8 auf 6,3 Prozent gekennzeichnet.
Mit aktuell 66,2 Prozent der Befragten stufen fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer die Edelmetallpreise als unterbewertet ein. Im September war hier noch ein etwas niedrigerer Wert von 64,4 Prozent registriert worden. Eine faire Bewertung sehen derzeit 26,0 Prozent (August: 25,3 Prozent) der Umfrageteilnehmer. Die Einschätzung, dass Edelmetalle aktuell als überbewertet anzusehen sind, hat erneut nachgelassen. Nachdem dieser Wert im September noch bei 10,3 Prozent gelegen hatte, sank er nun auf lediglich 7,8 Prozent.
Befragt nach den Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal war im Oktober ein leicht nachlassender Optimismus zu beobachten. Nachdem im September noch 47,2 Prozent der Anleger mit steigenden Preisen für Gold & Co. gerechnet hatten, stellte sich mit 45,1 Prozent ein etwas niedrigerer Wert ein. Seitwärts tendierende Edelmetallpreise prognostizieren derzeit 41,0 Prozent. Im September war hier ein Wert von 39,1 Prozent festgestellt worden. Pessimistische Prognosen blieben einmal mehr in der Minderheit. Im Berichtszeitraum stellte sich ein marginales Plus von 13,7 auf 13,9 Prozent ein.
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