Inflation steigt weiter an – Deutsche wehren sich mit Goldkäufen auf Rekordniveau
Vertreter der Europäischen Zentralbank werden nicht müde, gebetsmühlenartig zu betonen, dass es sich bei der hohen Inflation lediglich um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Inzwischen hat sich dieses Phänomen jedoch mit einer erstaunlichen Kontinuität fortgesetzt und verschärft sich von Monat zu Monat weiter. Auf Jahressicht ist die Teuerungsrate inzwischen auf 3,9 Prozent gestiegen und damit so hoch wie seit 28 Jahren nicht mehr.
Im August diesen Jahres waren Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum massiv im Preis gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, war eine noch stärkere Teuerung zuletzt kurz nach der Deutschen Wiedervereinigung zu beobachten. Und die Inflation ist im Vergleich zum Vormonat noch einmal leicht angestiegen, zuvor lag sie bei 3,8 Prozent. Experten befürchten, dass die Teuerung in den kommenden Monaten weiter ansteigen wird und einen Wert von bis zu fünf Prozent erreichen könnte.
In der öffentlichen Debatte um die hohe Inflation wird immer wieder betont, dass das hohe Niveau der Teuerungsrate teilweise aufgrund eines statistischen Effektes beruht und eigentlich nicht so dramatisch sei wie auf den ersten Blick zu vermuten. So sollen im vergangenen Jahr viele Güter in Folge der Corona-Krise äußerst günstig gewesen sein. Auch die Senkung der Mehrwertsteuer im vergangenen Jahr soll dazu geführt haben, dass nun die Preise im direkten Vergleich nominell stärker angezogen haben.
Die Menschen in Deutschland erleben jedoch seit Monaten eine andere Realität: Der Sprit an der Zapfsäule, Waren des täglichen Bedarfs, Immobilien und andere Sachwerte – sie alle haben massiv im Preis zugelegt.
Besonders ärgerlich ist die aktuelle Situation für Sparer und Beschäftigte, weil die Löhne nicht im gleichen Maße wie die Preise steigen. Das heißt: Die Menschen können sich für ihr Geld immer weniger leisten. Und sie werden durch die Nullzinsen auf dem Konto schleichend enteignet, weil die Inflation ihr Vermögen auffrisst. Viele Ökonomen weisen darauf hin, dass eine Erhöhung der Leitzinsen dringend überfällig wäre. Doch die EZB kann sich einen solchen Schritt nicht erlauben, weil sie sonst die südeuropäischen Krisenstaaten noch stärker unter Druck setzen würde.
Immer mehr Deutsche erkennen offenbar den Ernst der Lage für ihr Vermögen und machen das Ersparte fit für die Zukunft: Nach Angaben des World Gold Council haben die Bundesbürger in der ersten Jahreshälfte mehr als 90 Tonnen Gold in Barren und Münzen gekauft – so viel wie zuletzt im Jahr 2009. Die Deutschen sind in Europa weiterhin die Spitzenreiter beim Vermögensschutz mit Gold: Mehr als die Hälfte des in Europa verkauften Goldes zu Anlagezwecken ging nach Deutschland.
Die deutsche Bevölkerung ist seit vielen Jahren eine treue Zielgruppe für den Edelmetallhandel: Mehr als 9000 Tonnen Gold schlummern in Tresoren und Schließfächern in Deutschland, Privatpersonen besitzen somit etwa dreimal so viel Gold wie die Bundesbank. Rechnet man die Goldbestände in Privatbesitz und in Staatstresoren zusammen, entfallen sechs Prozent der weltweiten Goldvorräte auf Deutschland.
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