Leichter Rückgang beim Gold-Wiesnbier-Ratio 2023
Während die deutsche Inflationsrate im September bei „lediglich“ 4,5 Prozent p.a. lag, verteuerte sich das auf dem Münchner Oktoberfest ausgeschenkte „Wiesnbier“ deutlich stärker. Umgerechnet in Gold herrschte hingegen Preisstabilität.
Darauf deutet zumindest das von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG entwickelte „Gold/Wiesnbier-Ratio“ hin. Seit einigen Jahren veröffentlicht das Team um Ronald-Peter Stöferle und Mark J. Valek, den Autoren der weltweit angesehenen und jährlich erscheinenden Goldpreisstudie „In Gold We Trust“, diesen eher volkstümlichen Indikator für den Goldpreis. Anlässlich des größten Volksfestes der Welt und in Anlehnung an das Gold/Silber-Ratio bzw. den Big Mac-Index zeigt das Gold/Wiesnbier-Ratio die systematische Geldentwertung auf besonders populäre Art und leicht verständlich auf.
So hat sich der Preis für Wiesnbier entwickelt
Dieser etwas andere Indikator für Inflation gibt nämlich an, wieviel Maß Wiesnbier (ein Liter) man für eine Feinunze Gold erwerben kann. Beim diesjährigen Oktoberfest lag laut dem Datenanbieter Statista dessen Preis bei maximal 14,90 Euro, nachdem im Jahr zuvor hier noch ein Wert von 13,80 Euro verzeichnet worden war. Somit hat sich der Preis für den „goldenen Durstlöscher“ innerhalb eines Jahres um fast acht Prozent verteuert. Da in den Jahren 2020 und 2021 corona-bedingt das Oktoberfest ausgefallen war, bietet sich ein Vergleich mit dem Bierpreis des Jahres 2019 an, der bei 11,80 Euro lag. Innerhalb von vier Jahren errechnet sich somit ein Preisanstieg von über 26 Prozent. Anders ausgedrückt kann man die Entwicklung im Jahr 2023 dahingehend interpretieren, dass man heuer pro Euro eine um 20 Prozent geringere Biermenge als im Jahr 2019 erhalten hat. Nur zur Erinnerung: 1971 war die Maaß Wiesnbier noch für weniger als drei Euro zu haben.
Historischer Exkurs zum Thema „Bierflation“: Zu einer ausgesprochen heftigen Reaktion kam es in München im Jahr 1844, als der Bierpreis von fünf auf sechseinhalb Kreuzer (+30 Prozent) erhöht wurde. Dies führte zu schweren Unruhen. Weil das zu Hilfe gerufene Militär aber nicht gegen die Aufständischen vorgegangen war, sondern sich mit ihnen solidarisiert hatte, musste König Ludwig I. das Anheben des Bierpreises gezwungenermaßen wieder zurücknehmen – beim Bier verstehen die Bayern keinen Spaß!
So hat sich das Gold/Wiesnbier-Ratio entwickelt
Das Jahr 2023 war von einem leichten Rückgang des Gold/Wiesnbier-Ratio gekennzeichnet, was vor allem auf den schwächeren Goldpreis zurückzuführen war. Während man sich im Vorjahr für eine Feinunze Gold noch 120 Maß Bier gönnen könnte, sank die Biermenge in diesem Jahr auf „lediglich“ 119 Maß. Vor der Corona-Pause fiel der Indikator mit 115 Maß um einiges niedriger aus. Den Tiefpunkt einer mehrjährigen Durststrecke musste das Gold/Wiesnbier-Ratio mit 48 Maß pro Unze im Jahr 1971 hinnehmen (siehe Chart) – dem Jahr der Aufhebung des Goldstandards. Danach ging es mit der Kennzahl steil bergauf, was im Jahr 1980 zu einem Allzeithoch von 227 Maß geführt hat. In der Folge mussten sich Goldbesitzer mit geringeren Biermengen begnügen, bevor mit der Eurokrise (2004) die nächste Bergfahrt mit mehr als einer Verdopplung auf 136 zu Buche schlug. Seither bewegte sich die Kennzahl stets über dem seit 1950 gebildeten Durchschnittswert in Höhe von 89 Maß Bier.
„Bierflation“ für Goldbesitzer kein Problem
Dieser Sachverhalt liefert den besten Beweis, dass der Kaufkrafterhalt via Gold auf lange Sicht bestens funktioniert – nicht nur beim Umrechnen in Brotlaibe oder Maßanzüge, sondern auch mit Blick auf das bei Touristen aus aller Welt extrem beliebte Wiesnbier. Trotz traumhaftem Wetter und einer rekordhohen Besucherzahl von 7,2 Millionen lieferte die diesjährige Oktoberfest-Bilanz dennoch einen kleinen Wermutstropfen: Mit 6,5 Millionen Maß fiel der Bierabsatz geringer als 2019, also vor dem Ausbruch von Corona aus. Damals freuten sich die Bierbrauer und Wiesnwirte über den Verkauf von 7,3 Millionen Maß. Doch Letztere dürften diesen Rückgang problemlos verschmerzen, schließlich kletterte in diesem Jahr der Konsum alkoholfreier Getränke um 50 Prozent. Auch deren Preise tendierten inflationsbedingt in höhere Regionen. Selbst der Durchschnittspreis für eine Maß Tafelwasser überwand 2023 mit 10,04 Euro (2022: 9,67 Euro) die psychologisch wichtige Marke von zehn Euro.
Übrigens: Der auf lange Sicht funktionierende Kaufkrafterhalt von Gold kann nicht nur durch das oben beschriebene Gold/Wiesnbier-Ratio veranschaulicht werden. Im Grunde genommen konnte man in der Vergangenheit via Gold auch bei hochpreisigen Kultprodukten wie den iPhones von Apple deren enorme Preissteigerungen problemlos kompensieren. Das Gold/iPhone-Ratio – ebenfalls aus dem Hause Incrementum AG – liefert hierfür den besten Beweis. Für das erste iPhone musste man im Jahr 2007 noch 0,92 Feinunzen Gold „bezahlen“, während man für das aktuelle iPhone 15 Pro „lediglich“ 0,78 Feinunzen benötigt werden – und dies, obwohl sich das Kult-Handy seither von 599 auf 1.499 Dollar verteuert hat.
Hier können Sie ausführliche Informationen über das Gold/iPhone-Ratio bzw. Gold/Wiesnbier-Ratio abrufen.
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