Marktbericht PRO AURUM: 04.05.2017
Die bekannte Aussage, dass „politische Börsen nur kurze Beine haben“ ist so nicht mehr zutreffend. Denn seit der Wahl Trumps, den Ergebnissen in Frankreich und der bevorstehenden Bundestagswahl im Oktober werden das Weltgeschehen und damit auch die Märkte durch nationale Politik und geopolitische Ereignisse mehr denn je bewegt und beeinflusst. Trump hat in den letzten Wochen deutlich gezeigt, dass auch er nun der Tradition vieler Politiker folgt. Getreu dem Motto „das Eine sagen und das Andere tun“, musste er bereits viele seiner im Wahlkampf getätigten Aussagen und Vorhaben relativieren oder ganz aufgeben. Denken wir hier nur an die Abschaffung von „Obama-Care“, den geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko oder gar die geforderte Verhaftung Hillary Clintons – alles vom Tisch!
Viel dramatischer aber stellt sich gerade die außenpolitische Situation dar, denn hier spitzt sich die Nordkorea-Krise weiter zu, auch wenn Beobachter noch davon ausgehen, dass die kriegerischen Wortgefechte den USA wohl eher dazu dienen, ein neues Raketenabwehrsystem in Südkorea aufzubauen, welches dann mit seiner Radartechnik „rein zufällig“ bis tief nach China hineinreicht. Aber auch der Konflikt mit Russland um Syrien lodert wieder auf. Zudem haben die USA gerade erst in Afghanistan – einem fast schon vergessenen Kriegsgebiet – ihre stärkste konventionelle Bombe abgeworfen. All das bereitet Sorge, denn die letzten 100 Tage Trump haben gezeigt, dass der Mann nur schwer einzuschätzen ist und seine Meinung jederzeit ändern kann. In diesem Umfeld sollten die Märkte eher in den „Risk-Off-Modus“ schalten und Anleger vorsichtiger agieren.
Aber genau das Gegenteil haben wir letzte Woche gesehen, als der erste Wahlgang in Frankreich die Standard-Märkte geradezu in Jubelstimmung versetzte. Der DAX schoss auf ein neues Allzeithoch und auch der französische CAC40 sowie der EuroStoxx50 legten kräftig zu. In den USA reagierten die großen Aktienindizes ebenfalls mit Kursgewinnen. Die Befürchtung, dass mit Le Pen und Mélenchon zwei Europagegner aus den extrem rechten und linken Lagern in die Stichwahl kommen, wurde verhindert. Der Markt nimmt nun vorweg, dass Le Pen wohl keine Chance gegen Macron in der zweiten Runde besitzt, denn die etablierten Parteien werden ihre Wähler eher dazu aufrufen, für Macron zu stimmen. Dementsprechend wurden an den Märkten bestehende Absicherungsmaßnahmen aufgelöst, was den dynamischen Anstieg der Standardmärkte und des Euro erklärt.
Gold und Silber sowie die Minen kamen hingegen zuletzt deutlich unter Druck. Die noch bis vor Kurzem vorherherrschende dynamische Aufwärtsbewegung wurde zerstört, so dass sich das Chartbild bei den Edelmetallen inzwischen wieder deutlicher eingetrübt hat.
Gold hatte sich bis zum 18. April schön nach oben gearbeitet und war gerade dabei die hartnäckige Widerstandzone um 1.300 USD anzugreifen. Hier prallte das gelbe Metall ab und konnte sich seither nicht mehr richtig erholen. Auf dem Weg nach unten wurden wichtige Unterstützungen im Bereich von 1.260 bis 1.260 USD schnell gebrochen, weshalb sich der Abwärtstrend hier weiter beschleunigte. Gestern ging es nach der FED-Sitzung sogar kurzfristig unter die nächste wichtige Haltelinie bei 1.240 USD. Hierzu trugen vor allem zwei Short-Attacken an der Futures-Börse Comex bei. In kürzester Zeit wurden hier um die 150.000 Gold-Kontrakte (rund 15 Mio. Unzen Papiergold) in den Markt hineingedrückt.
Dabei sackten die Notierungen schnell unter die 50- und 200-Tage-Linie und markierten ein Tagestief von 1.236 USD. Inzwischen konnten sich die Kurse aber schon wieder etwas erholen, dennoch hat sich das Chartbild eingetrübt und weitere Kursrücksetzer in den Bereich des März-Tiefs zwischen 1.180 und 1.200 USD sind in den nächsten Monaten nicht auszuschließen. Aktuell pendelt Gold aber noch über dem seit Anfang des Jahres etablierten kurzfristigen Aufwärtstrend, so dass noch Chancen auf eine Erholung bestehen. Die nächsten Tage werden den Richtungsentscheid bringen.
Silber hingegen hat es zuletzt noch stärker erwischt als Gold, denn auch hier wurde die Chance nicht genutzt, die zu Anfang des Jahres gestartete Aufwärtsbewegung weiter fortzusetzen. Am technischen Widerstand bei 18,50 USD ist es zu einer deutlichen Gegenbewegung mit 11 (!) negativen Handelstagen in Folge gekommen. Damit ist das positive Chartbild hinfällig. Kurzfristig ist Silber sogar überverkauft und man könnte mit einer kräftigeren Gegenreaktion rechnen.
Natürlich konnten sich die Minenaktien dem Druck der Edelmetalle nicht entziehen und liegen in Ihrer Performance aktuell zwischen Gold und Silber. Wird im HUI-Index die Unterstützung bei 180 Punkten nachhaltig gebrochen, liegt das nächste Ziel am Dezember Tief von 2016 bei 160 Punkten. Allerdings ist die Korrektur vom April-Hoch (216 Punkte) doch schon stark ausgeprägt und zudem aktuell bereits am März-Tief angekommen. Somit besteht noch die Chance auf eine Bodenbildung in diesem Bereich. Gestern jedenfalls konnten sich die Minen gegen den Rutsch beim Gold stemmen und verloren kaum noch. Das war das erste Stärkesignal der Goldaktien seit vielen Wochen. Es bleibt abzuwarten, ob damit eine Trendwende oder zumindest eine Stabilisierung in Sicht ist.
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Herzliche Grüße
Ihr
Dirk Müller & Cashkurs-Gold Team
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