Marktbericht von Robert Hartmann: Durchwachsenes Gold-Jahr geht zu Ende
Während der Goldpreis auf Dollarbasis seit Ende 2016 eine Performance von über zehn Prozent aufweist, musste er in Euro gerechnet eine Wertminderung in Höhe von 1,8 Prozent hinnehmen. Derzeit stehen andere Anlageklassen in der Gunst der Anleger höher.
Andere Anlageklassen bevorzugt
In der ersten Jahreshälfte profitierte der Krisenschutz vor allem von den Sorgen um Europa. Nachdem die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland jedoch einen Sieg europafreundlicher Kräfte mit sich brachte, war die Diskussion über den Zerfall Europas erst einmal vom Tisch. Auch der anstehende Brexit scheint eher für Großbritannien zum massiven Problem zu werden. Ablesbar wird dies an der schwachen Entwicklung des Pfunds und der gestiegenen Inflation auf der Insel. Während die Inflationsrate der Briten 2017 von 1,6 auf 3,1 Prozent p. a. (November) kräftig angestiegen ist, meldete die Eurozone lediglich einen Zuwachs von 1,1 auf 1,5 Prozent p. a.
Stark inflationäre Tendenzen gab es 2017 aber dennoch zu vermelden, schließlich haben sich Aktien, Immobilien und vor allem digitale Währungen – allen voran der Bitcoin – massiv verteuert. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel kommt der Bitcoin auf eine Performance von 1.520 Prozent und eine Marktkapitalisierung von 241 Milliarden Dollar. Die Kryptowährung wird aufgrund ihres dezentralen internet-basierten Konzepts und ihrer Unabhängigkeit gegenüber Banken und Notenbanken mittlerweile zwar als „digitales Gold“ bezeichnet, doch in einem Punkt hinkt dieser Vergleich besonders stark: Während die historische 250-Tage-Volatilität des Bitcoin bei fast 110 Prozent liegt, kommt der Vermögensschutz Gold mit zehn Prozent auf einen deutlich niedrigeren Wert und weist damit ein entsprechend geringeres Risiko aus. Wer Schutz vor Krisen und Inflation sucht, dürfte diese Eigenschaft als besonders vorteilhaft einstufen.
Meiner Meinung nach sollte man aber auf keinen Fall vergessen, dass die Aktienmärkte mittlerweile seit acht Jahren haussieren und an den Rentenmärkten recht stabile Anleiherenditen zu beobachten sind – und dies trotz der Tatsache, dass die amerikanische Notenbank seit über drei Jahren ihr Anleihekaufprogramm beendet hat. Nach wie vor dominiert jedoch bei den Edelmetallen der Papiermarkt das Geschehen. So kam es im Jahresverlauf zu heftigen Kurszuwächsen, die hauptsächlich durch spekulative Marktkräfte ausgelöst worden waren. Nachdem aber wichtige Chartmarken nicht überwunden werden konnten, setzte ein ähnlich steiler Absturz der Notierungen bei Gold und Silber ein. Für mich zeigt das ganz klar, dass die globale Nachfrage nach physischen Edelmetallen derzeit einfach nicht groß genug ist, um einen nachhaltigen Kursanstieg auf die historischen Höchststände aus dem Jahr 2011 zu bewirken. Nun darf man gespannt sein, ob sich daran im nächsten Jahr etwas ändern wird.
Robert Hartmann: Mein Ausblick für 2018
Traditionell haben Prognosen und Ausblicke im Dezember Hochkonjunktur. Tradition hat aber auch, dass die Edelmetallnotierungen im Dezember häufig am oder nahe den jeweiligen Jahrestiefstständen aus dem Handel gehen. Das war auch 2017 der Fall – zumindest, wenn man den Goldpreis in Euro betrachtet. Ich erwarte im ersten Quartal 2018 eine recht deutliche Erholung der Kurse. Saisonal wird es dann ab Ende März spannend. Können sich Gold und Silber in diesem Zeitraum behaupten, dann könnte sich der Kursanstieg fortsetzen. Dies müsste dann aber mit einer global betrachtet sehr guten physischen Nachfrage und einem besseren Sentiment einhergehen. Für mich ist offensichtlich, dass derzeit vor allem US-Investoren hinsichtlich der Aussichten von Edelmetallen sehr skeptisch sind, was pro aurum 2017 an den Aktivitäten der großen amerikanischen Handelshäuser erkennen konnte. Fast täglich gab es Anfragen, ob wir Interesse an Bullionmünzen (Krügerrand/Maple Leaf etc.) aus dem Sekundärmarkt hätten. Ich bin davon überzeugt, dass es sich dabei um Bestände handeln muss, die in den USA von Privatkunden an die Händler verkauft wurden.
Ungeachtet dessen gilt meiner Meinung nach aber weiterhin: Gold und Silber sind eine Art Vollkaskoversicherung für das angesparte Kapital. Unfälle wie geopolitische Krisen oder große Unruhen an den Finanzmärkten wären dann die Sternstunde der Edelmetalle. Solche Ereignisse sind jedoch kaum vorherzusehen bzw. genau zu terminieren. Eine Kfz-Versicherung schließt man ja auch nicht erst ein paar Tage vor einem Unfall ab. Grundsätzlich zahlt man die Versicherungsprämie und hofft, dass einem ein Unfall erspart bleibt. Sollte es aber dazu kommen, so ist zumindest der materielle Schaden abgedeckt.
Steuernachteile für Fondsanleger ab 2018
Ab Januar 2018 kommt bei in Deutschland aufgelegten Publikumsfonds ein Systemwechsel zum Tragen, welcher das Besteuerungsprinzip dieser Anlageklasse grundsätzlich ändert. Bislang wurden lediglich Anleger, aber nicht der Fonds besteuert. Künftig müssen Fonds auf deutsche Dividenden, deutsche Mieterträge und Gewinne aus dem Verkauf deutscher Immobilien Steuern in Höhe von 15 Prozent entrichten. Dadurch soll ihre steuerliche Behandlung mit der von ausländischen Fonds und deren Einkünften aus Deutschland gleichgestellt werden. Der Deutsche Fondsverband BVI geht davon aus, dass es unter dem Strich, aufgrund von Teilfreistellungen zum Ausgleich für die Vorbelastung auf Fondsebene, für Anleger zu keiner Mehrbelastung kommen wird.
Ein klarer Steuernachteil für Fondsanleger entsteht aber aus einem anderen Grund. Eine steuerlich attraktive Regel fällt nämlich ab 2018 weg – die generelle Steuerfreiheit von Verkaufsgewinnen für vor 2009 erworbene Fondsanteile. Nur Gewinne aus Altbeständen, die bis zum Jahresende 2017 realisiert werden oder als Buchgewinne aufgelaufen sind, bleiben weiterhin steuerfrei. Richtig unangenehm kann es aber für Anleger, die ihre vor 2009 angeschafften Fonds in den kommenden Jahren veräußern möchten, aus zwei Gründen werden. Erstens: Sollten nämlich die erzielten Kursgewinne den Freibetrag von 100.000 Euro pro Anleger übersteigen, kassiert der Staat 25 Prozent Abgeltungssteuer zzgl. Solidarzuschlag. Auf den ersten Blick scheint der eingeräumte Freibetrag großzügig bemessen zu sein. Da sich aber einige Aktienindizes – wie zum Beispiel der DAX – seit Ende 2008 vervielfacht haben, kann der Freibetrag schneller als gedacht ausgeschöpft sein. Zweitens: Sollten Aktien weiterhin haussieren oder eine üppige Altersvorsorge via Fonds aufgebaut worden sein, kann die Investmentsteuerreform ebenfalls teuer werden.
Goldbarren und -münzen, ein Steuersparmodell?
Für Goldbesitzer bzw. Goldkäufer stellt sich das derzeit geltende Steuerrecht hingegen erheblich einfacher und deutlich vorteilhafter dar. Es greift nämlich nicht das Regelwerk zur Abgeltungssteuer, sondern die Regelung für private Veräußerungsgeschäfte. Und die sieht folgendermaßen aus: Wer Kapitalanlagegold in Form von Barren oder Münzen erst nach zwölf Monaten verkauft, darf die dabei erzielten Kursgewinne steuerfrei vereinnahmen. Sollten Gewinne nach einer Haltedauer von weniger als zwölf Monaten realisiert werden, fällt hingegen der persönliche Steuersatz an. Für sämtliche Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften hat der Gesetzgeber eine Freigrenze (kein Freibetrag) in Höhe von 600 Euro eingeräumt. Wird sie überschritten, müssen sämtliche Gewinne dem Finanzamt mitgeteilt und zum persönlichen Grenzsteuersatz versteuert werden.
Kauflaune bei Goldpreisen unter 1.100 Euro
In den vergangenen Monaten hat der World Gold Council mehrfach darauf hingewiesen, dass Deutschland beim Handel von Goldmünzen und -barren weltweit eine wichtige Rolle spielt – zuletzt in der quartalsweise erscheinenden Publikation „Gold Investor“. In diesem Jahr importierte Deutschland die meisten Goldmünzen aus zwei Ländern: Südafrika und den USA. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat haben sich in den ersten acht Monaten mit 640,9 Millionen Dollar (Südafrika) bzw. 206,3 Millionen Dollar (USA) Steigerungsraten von 102 bzw. 104 Prozent p. a. eingestellt. Markantes Wachstum in Höhe von 40 Prozent auf 200,2 Millionen Dollar war aber auch bei den Importen kanadischer Goldmünzen registriert worden.
Für mich stellte dies jedoch keine große Überraschung dar. Südafrika mit dem „Flaggschiff Krügerrand“ war schon immer der größte Importeur von Goldmünzen war, schließlich produziert das Land am Kap der guten Hoffnung seit Jahren bei den Unzenmünzen jeweils rund eine Million Stück. Allein aufgrund der Emission einer Krügerrandanleihe durch die BayernLB wurden in diesem Jahr rund 200.000 Münzen zusätzlich nach Deutschland eingeführt. Ein Teil der Steigerung der Importe aus Kanada ist meiner Meinung nach pro aurum zuzuschreiben. So fungiert pro aurum seit Mitte 2016 als offizieller Distributor der Royal Canadian Mint und kann deren Produkte dadurch zu besten Konditionen erwerben. Dies generierte viel Neugeschäft – insbesondere mit anderen Edelmetallhändlern in Europa.
Wie in den Jahren zuvor haben bei pro aurum die Umsätze im Dezember sehr stark zugelegt. Ich führe dies auf die Kursschwäche bei Gold und Silber zurück. Viele Investoren haben nur darauf gewartet, dass die Feinunze Gold wieder unter 1.100 Euro zu haben ist. An manchen Tagen waren wir in unserer Kassen- und Logistikabteilung regelrecht am Anschlag. Der Höhepunkt des Orderaufkommens sollte allerdings nunmehr überschritten sein.