Obwohl an den Aktienmärkten im Januar und Februar die Nervosität und Unsicherheit massiv zugenommen haben, profitierten Edelmetalle wie Gold und Silber bislang kaum davon. Für Robert Hartmann, Gründer und Geschäftsführer von pro aurum, bleiben Gold und Silber dennoch ein absolutes Must-have für jeden verantwortungsbewussten Anleger.
Herr Hartmann, sind Sie angesichts des relativ schwachen Jahresstarts von Gold und Silber sehr enttäuscht hinsichtlich der geschäftlichen Entwicklung?
Für pro aurum sind steigende Edelmetallpreise keine zwingenden Voraussetzungen für geschäftlichen Erfolg. Unser Geschäftsmodell basiert schließlich auf zahlreichen Säulen, bei denen das tägliche Auf und Ab der Edelmetallpreise keine große Rolle spielt. Mit unseren Schließfächern, Edelmetalldepots, Zollfreilagern sowie Sparplänen und als Dienstleister für Banken, Vermögensverwalter und Edelmetallhändler sind wir mittlerweile sehr breit aufgestellt. Selbst bei unserem originären Standbein – dem An- und Verkauf von Edelmetallen – spielt weniger die Preishöhe als vielmehr ein anhaltendes Kauf- bzw. Verkaufsinteresse eine wichtige Rolle. Und da gibt es derzeit keinen Grund zur Klage.
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An den internationalen Aktienmärkten erwies sich vor allem der Februar als extrem turbulent. Ist dadurch der Bedarf am sicheren Hafen Gold spürbar gestiegen?
Die Sorglosigkeit an den Aktien- und Rentenmärkten ist weiterhin sehr hoch. Die großen Adressen blieben ihren Aktieninvestments aber bislang treu, da sie offensichtlich an den ewigen Anstieg dieser Anlageklasse glauben. Außerdem existiert bei Gold eine starke Dominanz des Papiermarktes gegenüber dem physischen Markt. Dies dürfte sich erst dann ändern, wenn die globale Nachfrage nach physischem Gold über längere Zeit drastisch zunimmt. Aktuell testet der Goldpreis wichtige charttechnische Widerstandslinien. Das stimmt mich positiv, dass wir es dieses Mal mit einer nachhaltigen Trendumkehr zu tun haben könnten und die seit nunmehr knapp sieben Jahre andauernde Korrekturphase ein Ende findet. Wichtig wäre nun, dass Gold die Hürde von 1.300 Dollar dauerhaft hinter sich lässt. Ein Ausbruch über die Marke von rund 1.375 Dollar auf Basis des Wochenschlusskurses würde einen Anlauf auf die Allzeithochs in den kommenden fünf Jahren signalisieren. Aber das wird keine Einbahnstraße. Auf den Termin- und Futures-Märkten mischen viele große Spekulanten mit, die mit großem Volumen blitzschnell auf die Verkaufsseite wechseln können. Grundsätzlich sprechen die Zinsentwicklung und die vielen Finanzmarkt- und geopolitischen Risiken aber klar für Gold.
Was raten Sie Anlegern mit Blick auf den Anteil der Edelmetallkomponente am Gesamtvermögen?
Zunächst einmal sollte man sich bewusst sein, dass der Zeithorizont für ein physisches Investment in Edelmetalle mindestens fünf Jahre betragen sollte. In der gegenwärtigen Marktphase sollte das Edelmetallportfolio ungefähr 15 Prozent des Gesamtvermögens ausmachen, wobei eine Aufteilung von 80 Prozent Gold und 20 Prozent Silber angemessen erscheint. Wichtig zu wissen: Beim Weißmetall fällt die Kursschwankungsintensität zwar deutlich höher als bei Gold aus, aber das sollten Anleger in Kauf nehmen und durchstehen.
Und welches der beiden Edelmetalle gefällt Ihnen derzeit besser?
Das Gold-Silber-Ratio spricht derzeit eher für Silber. Diese Kennzahl zeigt nämlich an, wie viel Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Mit einem Wert von rund 80 bewegt sich der Timing-Indikator auf historisch hohem Niveau. In der Vergangenheit gab es nach solchen Extremphasen häufig eine Outperformance von Silber gegenüber Gold zu beobachten. Grundsätzlich sollten Anleger beim Kauf von physischem Silber wegen der Mehrwertsteuerpflicht vor allem differenzbesteuerte Silbermünzen oder steuerfreie Investments in unserem Zollfreilager in der Schweiz bevorzugen.
Und welche Strategie können Anleger mit dem Investmentfonds pro aurum ValueFlex umsetzen, der physisches Gold mit Minen und Expolorationsaktien mischt?
Ein Zehntel des Fondsvermögens basiert derzeit auf physischem Gold, welches in den Münchner Hochsicherheitstresoren von pro aurum gelagert wird. Rund 15 Prozent werden durch Aktien aus dem Bereich Industriemetalle mit Schwerpunkt Kupfer und Nickel abgebildet. Weitere 15 Prozent des Fondsvolumens sind dem Silberminensektor zuzurechnen. Der Rest wird über Goldminengesellschaften aus dem Large- und Mid-Cap-Bereich abgedeckt.
Ich gehe davon aus, dass die Minenwerte nach dem brutalen Ausverkauf seit 2011 einen tragfähigen Boden ausgebildet haben. Auf den Anfang 2016 erfolgten Ausbruch nach oben mit Kursgewinnen von in der Spitze mehr als 280 Prozent folgte dann eine heftige Korrektur mit Bodenbildungscharakter. Die Chance auf einen Trendwechsel nach oben ist nun ausgesprochen hoch.
Wie sollte das Vermögen von Unternehmern mit Blick auf die Edelmetallquote strukturiert sein und mit welchen Finanzinstrumenten sollte dies umgesetzt werden?
Bei Unternehmervermögen sollten Edelmetalle 15 Prozent des liquiden Vermögens ausmachen, also Firmenbeteiligungen bzw. Firmenimmobilien bei der Ermittlung der Quote unberücksichtigt bleiben. Weil Unternehmer in der Regel keine Einnahmen aus der staatlichen Rente haben, empfehlen wir dieser Klientel den Edelmetallanteil des Portfolios ausschließlich über Gold abzubilden. Sie sollten nämlich mit ihrer Altersvorsorge besonders risikobewusst umgehen. Empfehlenswert wäre hier ein Mix aus 70 Prozent Barren bzw. Münzen und 30 Prozent börsennotierte physisch hinterlegte Gold-ETFs.
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