Der Mit-Gründer von pro aurum spricht im Interview über das Auf und Ab an den Edelmetallmärkten und über die Zukunft des Gold-Business.
In den vergangenen 15 Jahren hat sich pro aurum im deutschsprachigen Raum zu einem der wichtigsten Player im Edelmetallhandel entwickelt. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Zu Zeiten der pro aurum Gründung war die physische Nachfrage vollends am Boden, niemand wollte mehr in Edelmetalle investieren. Die Banken stellten diese Dienstleistung für ihre Kunden reihenweise ein. Unser Anspruch war es, Privatkunden und Banken den An- und Verkauf sowie die Verwahrung von Edelmetallen einfacher, als dies bis 2003 der Fall war, zu machen. Rückblickend betrachtet haben wir schon sehr viele Dinge aus dem Businessplan umsetzen können. Neben dem Aufbau des Filialgeschäftes war die Änderung des Fernabsatzgesetzes im Jahr 2005 sicherlich ein wichtiger Meilenstein. Ab dem 1. April 2005 war es möglich, Gold, Silber, Platin und Palladium rechtsverbindlich über das Internet an Kunden zu verkaufen. Und just an diesem Tag war pro aurum mit einem Onlineshop für Barren und Münzen am Start. Damals wusste wirklich niemand, was daraus werden würde.
Heute sind Sie schlauer.
Ja, mittlerweile gibt es 160 Plattformen und ich schätze 2.000 bis 3.000 neue Arbeitsplätze, die in den vergangenen 15 Jahren in diesem Bereich entstanden sind. Ich bin mir sicher, dass die Gründung von pro aurum für diese Entwicklung ein positiver Faktor war.
Auf welche Zahlen sind Sie mit Blick auf die bisherige Firmengeschichte besonders stolz?
Bis heute haben wir mehr als 500 Tonnen Gold und 3.000 Tonnen Silber im deutschsprachigen Raum verkauft. Über 450.000 zufriedene Privatkunden haben die Vorzüge unserer starken Marke bereits erlebt, wir kooperieren zudem erfolgreich mit Vermögensberatern, mehr als 150 Banken und 50 Edelmetallhändlern. Das Wirtschaftsmagazin FOCUS Money hat uns in den vergangenen Jahren immer wieder als „Bester Edelmetallhändler in Deutschland“ ausgezeichnet. Besonders stolz bin ich zudem auf die 136 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von pro aurum, ohne die unser Erfolg nicht möglich gewesen wäre. pro aurum setzt auf ein professionelles Ausbildungskonzept und möchte damit das Know-how weitergeben, das in den vergangenen Jahren im Münchner Goldhaus und in den Niederlassungen gesammelt wurde.
Ihre Kundenbasis reicht vom „ganz normalen Privatanleger“ über den Multimillionär bis hin zu Banken, Vermögensverwaltern und anderen Edelmetallhändlern. Wie würden Sie deren aktuelle Stimmung beschreiben?
Die Mehrheit unserer Kunden investiert sicherlich einen Teil des Vermögens in Gold, da sie das Edelmetall als das bessere Geld betrachten, das Jahrtausende überdauert hat. Wenn in der Vergangenheit die Inflationsraten und die negative Realverzinsung deutlich gestiegen sind, war meistens auch physisches Gold bei den Anlegern gefragt. Und das ist auch jetzt so. Die Geschäftsbelebung, die wir bei pro aurum seit Mitte des Jahres gesehen haben, setzt sich im letzten Quartal des Jahres fort. Die Rücksetzer an den Aktienmärkten, die weiterhin negative Realverzinsung, das kritische geopolitische Umfeld und die deutlich ansteigende Inflation sind hierfür als Gründe zu nennen. Neun von zehn Kunden von pro aurum sind auf der Käuferseite. Auch die Zahl der Orders im fünfstelligen Bereich hat zuletzt deutlich zugenommen. Im November sind beispielsweise signifikant mehr 1-kg-Goldbarren verkauft worden. Der Goldpreis spiegelt dieses gestiegene Interesse an der physischen Ware Gold noch nicht in ausreichendem Maße wider. Vor allem der starke Dollar bremst die Goldpreisentwicklung. Wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass es nicht in erster Linie an den physischen Märkten liegt, dass der Goldmarkt nicht anspringt. Der Preisgeber ist die New York Commodities Exchange, also einige wenige Banken, die die Future-Märkte bestimmen. Dort werden die Anomalien an den Märkten schlussendlich erzeugt.
Sie beschäftigen sich bereits seit mehreren Jahrzehnten intensiv mit Gold & Co. Hat sich im Laufe der Zeit Ihre Meinung bezüglich Gold wesentlich verändert?
Nein, meine Einstellung zu Gold ist im Lauf der Jahrzehnte im Wesentlichen gleich geblieben. Ich bin seit jeher von der positiven Funktion des Goldes im Portfolio überzeugt. Es dient als Versicherung gegen Geldentwertung, zudem trägt Gold kein Zahlungsausfallrisiko. Vor diesem Hintergrund ist unsere pro aurum Hausmeinung entstanden, wonach mindestens zehn Prozent des Vermögens in Edelmetalle investiert werden sollten, davon 80 Prozent in Gold und 20 Prozent in Silber. Einen solchen Vermögensschutz sollte jeder Anleger besitzen, egal ob er den Schwerpunkt seines Investments auf Aktien, Immobilien oder andere Anlageklassen legt. pro aurum möchte mit Angeboten wie unserem Newsroom, pro aurum TV oder Vorträgen vor Ort einen Beitrag dazu leisten, Interessenten über die Funktion der Edelmetalle im Portfolio zu informieren.
In den vergangenen 15 Jahren hat sich der Edelmetallhandel in puncto Handels- und Servicequalität deutlich weiterentwickelt. Was könnte in der Goldbranche das „nächste große Ding“ werden und wo sehen Sie pro aurum in 15 Jahren?
Ich glaube, dass sich der physische Handel mit Edelmetallen im Umbruch befindet und es hier in zehn bis 15 Jahren zu großen Änderungen kommen wird. Die Technologie der Blockchain könnte eine entscheidende Rolle spielen. Vielleicht ist es dann für Kunden nicht mehr notwendig, sich die Edelmetalle zusenden zu lassen, da zweifelsfrei sichergestellt werden kann, dass sich die Edelmetalle physisch in einem Tresor befinden. Automatisierung und Digitalisierung werden die großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Aber der Faktor Mensch, also die persönliche Beratung vor Ort, wird für uns auch weiterhin zentral bleiben. Wir gehen auch künftig beide Wege: den Ausbau des Onlinegeschäftes und die Aufrechterhaltung eines hervorragendes Services in den Niederlassungen von pro aurum.
Zu guter Letzt noch eine Frage mit „philosophischem Touch“. Über Gold wurde von vielen schlauen Menschen schon so manche Weisheit generiert. Welchen Spruch würden Sie den Lesern derzeit besonders ans Herz legen?
Den Sinnspruch von Alan Greenspan, dem ehemaligen Chef der Fed. Er sagte einmal: „Wer Verstand hat, kauft Gold.“