Der 300. Geburtstag von Königin Maria Theresia in diesem Jahr ist ein willkommener Anlass, die numismatische Epoche rund um die Herrschaft von Maria Theresia zu entdecken. Und seit dem Frühjahr befindet sich die österreichische Hauptstadt Wien in einem regelrechten „Maria-Theresia-Fieber“: Anlässlich des 300. Geburtstags der Monarchin am 13. Mai 2017 finden unzählige Veranstaltungen statt – darunter ein Highlight für Münzenfreunde: Das Kunsthistorische Museum in Wien lässt unter dem Motto „Zuhanden Ihrer Majestät“ das Leben von Maria Theresia im Spiegel ihrer Medaillen Revue passieren. Die Ausstellung wurde am 28. März 2017 feierlich eröffnet und ist bis zum 18. Februar 2018 im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums zu sehen. Und die Münze Österreich begleitet das Jubiläum mit einer besonderen Münzprägereihe: Historische Prägestempel mit dem Bildnis der Monarchin wurden per Lasertechnik digitalisiert und in ein zeitgenössisches Antlitz übertragen. Gleich vier Silber-Gedenkmünzen zu je 20 Euro kommen im Jahr 2017 auf den Markt, bei denen sich die Münze Österreich der historischen Vorbilder bedient hat.
Die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien macht deutlich, dass die Herstellung von Münzen und Medaillen zur Zeit von Maria Theresia viel mehr war als nur eine staatliche Pflichtaufgabe: Die Prägungen galten in einer Zeit, in der an Hochglanz-Zeitschriften oder YouTube-Kanäle als Mittel zur staatstragenden Selbstdarstellung noch nicht zu denken war, als wichtige Massenmedien für die Verbreitung des Herrscherbildnisses. Medaillen waren somit nichts anderes als eine frühe „Public Relations“-Maßnahme. Sie waren mindestens genauso wichtig wie Gemälde für die standesgemäße Repräsentation und verkündeten beispielsweise die Geburten der Nachkommen oder die Grundzüge der höfischen Heiratspolitik. Medaillen, so erläutert das Kunsthistorische Museum im Einführungstext zur Ausstellung, dienten der „dynastischen Erinnerungskultur“ und seien wegen ihrer höheren Auflagenzahl, materialbedingten Langlebigkeit und dem handlichen Format „ein Stück Geschichtsschreibung für die Ewigkeit“ oder „Denkmäler en miniature“. Entsprechend galt die Gestaltung der Medaillenmotive als verantwortungsvolle Aufgabe – denn wer den König oder die Kaiserin auf eine Medaille brachte, bestimmte das Image der Herrscherfiguren für die folgenden Jahrhunderte. Es wurde sprichwörtlich „für die Ewigkeit“ geprägt. Die Medaille erreichte daher im Barock eine besondere Blüte. Und viele Medailleure bedienten sich für die Prägungen des 18. Jahrhunderts der Ikonografie antiker Münzen. Das Ziel der Mächtigen: Sie wollten sich in die Tradition der römischen Kaiserzeit stellen.
Auch Maria Theresia setzte zur Verbreitung ihrer politischen Agenda die zahlreichen Medaillen gekonnt als Marketing-Instrument ein und machte sich damit, wie das Kunsthistorische Museum pointiert formuliert, zu einem „Medienstar des 18. Jahrhunderts“. Und tatsächlich wurde kaum eine Herrscherin so oft und so unterschiedlich auf Gemälden, Kupferstichen und Medaillen dargestellt – ihr Antlitz ist wohl bis in die heutige Zeit einer breiten Bevölkerung bekannt. In der Ausstellung im Kunsthistorischen Museum sind die wichtigsten Themen im Leben und Herrschen Maria Theresias dargestellt, beispielsweise der Kinderreichtum, aber auch die vielen schmerzhaften Schicksalsschläge. Maria Theresia ist als Regentin und als sozialpolitische Erneuerin zu sehen. Es wurden während ihrer Regierungszeit unter anderem folgende Medaillentypen hergestellt, welche eine aussagekräftige Dokumentation von Leben und Wirken Maria Theresias darstellen:
Hochzeitsmedaillen waren nicht nur Werbemittel für die Liebe, sondern auch für die gekonnte Kuppelei, welche Maria Theresia höchstpersönlich verfolgte. Sie arrangierte politisch sinnvolle Ehen für ihre Kinder, um ein stabiles politisches Bündnissystem zu etablieren.
Gedenkmedaillen anlässlich der Geburten der Söhne von Maria Theresia zählten zu den beliebtesten Prägungen, insbesondere bei Herstellern aus dem Ausland. Denn nicht wenige Untertanen hatten Zweifel daran, dass Maria Theresia ihrem Land einen Thronfolger schenken könnte. Erzherzog Joseph (II.) war der langersehnte erste männliche Nachkomme. Und bereits im Kindesalter wurde Joseph als potenzieller Thronfolger auf zahlreichen Gedenkmedaillen propagiert. Er ist wohl eines der wenigen Kinder in der Weltgeschichte, das gemeinsam mit einem Schlangen würgenden Herkules auf Medaillen gezeigt wurde. Doch der kleine Joseph bekam früh eine politische Agenda verpasst: die Abwehr der Feinde des Reiches.
Auswurfmünzen: Besonders gern inszenierten sich Herrscher wie Maria Theresia als freigiebige Gutmenschen. Sie warfen öffentlich bei Umzügen spezielle goldene und silberne Gedenkmünzen aus; besonders gern wurde diese PR-Maßnahme bei Huldigungen und Krönungszeremonien eingesetzt.
Es gab also offenbar reichlich Grund zum Feiern und Gedenken zu Zeiten von Königin Maria Theresia, sodass Hunderte von Preismünzen und Gnadenmedaillen, Gedenkmedaillen und Auswurfmünzen bis heute erhalten sind. Insbesondere die Medaillen rund um familiäre Ereignisse werden gelegentlich als eigenständiges und kontinuierliches Sammelgebiet verstanden und nehmen einen erheblichen Anteil am Gesamtprägeaufkommen während der Regentschaft Maria Theresias ein.
An die jahrhundertelange Tradition der barocken Medaillenkunst mit Maria Theresia als zentraler Identifikationsfigur knüpft die Münze Österreich im Jubiläumsjahr 2017 an. Anlässlich des 300. Geburtstags der Herrscherin wurden aus den Schätzen des Kunsthistorischen Museums historische Prägewerkzeuge ausgewählt, deren Herstellung unter Maria Theresia beauftragt wurde. Die Motive dienten als Inspiration für vier Sondermünzen aus Silber mit einem Nennwert von jeweils 20 Euro, die zur Serie „Maria Theresia – Schätze der Geschichte“ zusammengefasst werden. Die Münzen weisen ein unüblich hohes Relief auf und werden mit mattierten Oberflächen ausgeliefert. Auf der ersten Ausgabe zum Thema „Fortitudo“ (auf Deutsch: „Stärke“) ist ein Brustbild der jungen Maria Theresia mit der Umschrift „Maria Theresia Augusta“ zu sehen, als Vorlage dient ein Relief des Medailleurs Matthäus Donner aus dem Jahre 1741. Die Rückseite ziert eine Collage aus zwei Reliefelementen historischer Medaillen, auf denen die Königin in Gestalt der bewaffneten Minerva zu sehen war. Das Motiv soll Maria Theresia im Kampf gegen ihre Gegner symbolisieren. Die Auflage der vier Münzen liegt bei nur 30.000 Stück. Die erste Ausgabe ist am 19. April 2017 erschienen, das zweite Motiv unter dem Motto „Gerechtigkeit“ wird am 22. November 2017 auf den Markt kommen – und auch mit diesen Prägungen wird die Faszination, die seit 300 Jahren von der historischen Person Maria Theresia ausgeht, weitergetragen.
Neben der Ausstellung zu Ehren von Maria Theresia ist selbstverständlich auch der Rest des Wiener Münzkabinetts ein absolutes Highlight für jeden Münzfreund, der auf Reisen in Wien weilt. Das Kabinett zählt zu den schönsten Sammlungen weltweit. Es baut auf der kaiserlich-habsburgischen Münzsammlung auf und umfasst Münzen ab dem Jahr 1547. Es zählt mit rund 600.000 Objekten heute zu den fünf größten und bedeutendsten Münzsammlungen der Welt. Es befindet sich im Kunsthistorischen Museum in Wien und ist in drei Säle gegliedert: Nach einem Überblick zur Geschichte und Entwicklung der Medaille von ihren Anfängen um 1400 in Italien bis zum 20. Jahrhundert wird die Geschichte des Münz- und Papiergeldes behandelt. Im dritten Saal werden wechselnde Sonderausstellungen präsentiert.
Wer den Sommer für einen Trip zu unseren österreichischen Nachbarn nutzt, sollte übrigens auch einen Stopp im Münze Österreich-Shop in Wien einlegen. Direkt am Heumarkt zeigt die nationale Münzprägestätte, was sie kann, und bietet alle gängigen Sammler- und Investmentprägungen an.