Nüchterne Analyse: Was das Gold-Wiesnbier-Verhältnis über die Kaufkraft des Euro aussagt
Sie kennen sicher das “Gold-Silber-Ratio” als wichtigste Kennziffer zur Bestimmung einer möglichen Über- oder Unterbewertung der beiden wichtigsten Edelmetalle im Verhältnis zueinander? Vielleicht haben Sie auch schon vom “Big Mac Index”, mit dem der Preis des gleichnamigen Fast-Food-Produktes in diversen Währungen der Welt ermittelt wird, um die unterschiedliche Kaufkraft festzustellen? Solche Kennzahlen sind beliebt, weil sie auf einen Blick ein Problem greifbar machen. Doch oft wirken Ratios, Indizes und Co. einfach nur trocken.
Der österreichische Edelmetall-Experte Ronald Peter Stöferle stellt in einem lesenswertes Beitrag auf dem Nachrichtenportal “gold.de” einen Indikator vor, der alles andere als trocken ist – er ist feucht-fröhlich, flüssig und setzt Gold zu einem goldfarbenen Genussmittel in Verbindung: Stöferle hat das “Gold/Wiesnbier-Ratio” berechnet, also die Anzahl Maß Bier, die man mit einer Unze Gold kaufen kann.
Was auf den ersten Blick kurios anmutet, ist allerdings bei nüchterner (Vorsicht, Wortwitz) Betrachtung durchaus eine ernstzunehmende Kennziffer – denn inzwischen ist eine Feinunze Silber fast so teuer wie eine Maß Bier: Durchschnittlich 11,10 Euro kostet die traditionelle Maßeinheit in diesem Jahr, im Vorjahr waren es 10,80 Euro – auf der Wiesn ist also eine Inflationsrate von 2,8 Prozent zu beobachten, die über der Teuerungsrate außerhalb der Münchner Theresienwiese liegt. Stöferle, der für die “Incrementum AG” aus Liechtenstein auch den beliebten Report “In Gold We Trust” erstellt, rechnet vor: Nach einem Maß-Preis von nur 0,82 Euro im Jahr 1950 liegt die “Wiesnbierteuerungsrate” durchschnittlich bei 3,9 Prozent.
Mindestens genau so bedeutsam wie die Berechnung der Wiesn-Inflation ist die Analyse der Kaufkraft der Ersatzwährung “Gold” in der Ersatzwährung “Bier”. Langfristig liegt das Verhältnis von Bier zu Gold bei 89 und aktuell bei 93 Maß. Ein Spitzenwert wurde im Jahr 1980 mit 227 Maß für eine Unze beobachtet, im Jahr 2012 war der Wechselkurs zwischen Gold und Gerstensaft besonders attraktiv für trinkfreudige Edelmetall-Besitzer: Satte 114 Maß Bier bekam man damals (wenn man denn ernsthaft eine Goldunze auf den Bierzelttresen gelegt hat) für einen Krügerrand, Maple Leaf oder Philharmoniker.
Incrementum-Analyst Ronald Stöferle schlussfolgert aus der humorvollen Analyse allerdings völlig trocken den stetigen Kaufkraftverlust des Euro, während Gold unbeschadet einiger Schwankungen in den vergangenen sieben Jahrzehnten keine Kaufkraft eingebüßt habe. Stöferle hält eine Rückkehr zu früheren Höchstständen beim “Gold-Wiesnbier-Ratio” durchaus für möglich, doch wer sich jetzt um seine Gesundheit sorgt, wird beruhigt: “Das bedeutet klarerweise nicht, dass goldaffine Investoren deswegen dann mehr trinken müssen, auch wenn die Verlockungen eines hellen Blonden, denen des in ähnlicher Farbe glänzenden Edelmetalls um nichts nachstehen.”
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