Platin: Mit Vollgas zum Turnaround?
Platin war in den vergangenen Jahren alles andere als gefragt. Auf Dreijahressicht weist es im Vergleich zu den anderen Edelmetallen mit minus 19 Prozent weiterhin die schwächste Performance aus. Doch in den vergangenen Wochen scheint Platin aus seinem „Dornröschenschlaf“ erwacht zu sein.
Platin wurde durch Autobranche ausgebremst
Platin genießt unter Finanzinvestoren eher ein Nischendasein, schließlich wird mehr als 90 Prozent des edlen Metalls in folgenden Sektoren verarbeitet: Autokatalysatoren (40 Prozent), andere Industrien (22 Prozent) sowie Schmuckbranche (34 Prozent). Lediglich vier Prozent landet über physisch besicherte ETFs oder Barren bzw. Münzen in den Depots der Anleger. Somit wird klar, dass Platin vor allem als Industriemetall und weniger als Währungsalternative anzusehen ist. Im vergangenen Jahrzehnt wurden auffällige Kursreaktionen häufig durch massive Verwerfungen innerhalb der Autobranche ausgelöst. So kollabierte der Platinpreis während der Finanzkriese 2008/2009 innerhalb weniger Monate von über 2.200 auf 800 Dollar, weil sich der Neuwagenverkauf weltweit auf einer rasanten Talfahrt befand. Seit 2015 drückten der VW-Dieselskandal, die Diskussion um Dieselfahrverbote und der generell schwächelnde Autosektor den Platinpreis in der Spitze von 1.200 auf 785 Dollar.
Wichtig zu wissen: Platin kommt vor allem in den Katalysatoren von Dieselfahrzeugen zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund kann man die in den vergangenen Jahren zu beobachtende Schwäche des Platinpreises durchaus nachvollziehen. Doch nach der von der Autoindustrie verursachten mehrjährigen Durststrecke, sehen einige Analysten wieder Licht am Ende des Tunnels. Weltweit dürften sich die Emissionsvorschriften künftig weiter verschärfen und dadurch die Platinnachfrage der Katalysatorenhersteller beleben. Aber auch unter Finanzinvestoren wird der Appetit auf Platin höchstwahrscheinlich eher zu- als abnehmen.
Finanzinvestoren greifen bei Platin kräftig zu
Im Jahr 2019 verzeichneten zum Beispiel physisch besicherte Platin-ETFs Nettozuflüsse in Höhe von 750.000 Feinunzen. Kräftigen Rückenwind lieferten aber auch die Terminmärkte. Hier stockten nämlich große und kleine Terminspekulanten ihre Netto-Long-Positionen (Optimismus überwiegt) seit Ende Dezember um fast 22.000 Futures auf. Da ein Platin-Future – zumindest auf dem Papier – den Gegenwert von 50 Feinunzen Platin repräsentiert, entspricht dies einer Menge von rund 1,1 Millionen Unzen. Grundsätzlich muss man den Markt für Platin-Futures aber als erheblich illiquider betrachten als den Handel mit Gold-Futures, wo sich ein Kontrakt sogar auf 100 Feinunzen bezieht.
Mit aktuell mehr als 634.000 offenen Gold-Futures (Open Interest) wird zum Beispiel der Vergleichswert bei Platin (aktuell: 88.700 Kontrakte) – trotz dessen geringerer Kontraktgröße – um mehr als das Siebenfache übertroffen. Und auch beim Umsatzvolumen hinkt der Handel von Platin-Futures seinem „übermächtigen“ Bruder Gold deutlich hinterher. Sein Umsatzvolumen entspricht derzeit weniger als einem Zehntel der Gold-Futures-Umsätze. Dies hat zur Folge, dass der Platinpreis auf Transaktionen der Terminmarktakteure erfahrungsgemäß besonders stark reagiert – nach oben, aber auch nach unten.
Edelmetall mit enormem Nachholpotenzial
Dass der Platinpreis in den vergangenen Jahren eine rasante Talfahrt hingelegt hat und sich somit erhebliches Nachholpotenzial eröffnet, wird durch einen Blick auf den langfristigen Chart sehr schnell deutlich. Um das im Jahr 2008 markierte Allzeithoch zurückzuerobern, müsste das Edelmetall um mehr als 130 Prozent zulegen. Es existieren aber noch zwei andere Indikatoren, die den Schluss nahelegen, dass Platin aktuell relativ günstig zu haben ist. Denn der Platinpreis wird häufig mit seinem Schwestermetall Palladium sowie mit Gold verglichen. Vergleicht man den Platinpreis der vergangenen zehn Jahre mit diesen beiden Edelmetallen, wird das gegenwärtig hohe Nachholpotenzial besonders offensichtlich. Ein Blick auf das Gold/Platin-Ratio und das Platin/Palladium-Ratio liefert hierfür den besten Beweis.
Platin/Palladium-Ratio: Vor zehn Jahren musste man zum Kauf einer Feinunze Platin mehr als vier Unzen Palladium aufwenden. Heute benötigt man lediglich 0,61 Feinunzen. Dieser Umstand bringt in mathematischer Form die enorme Underperformance von Platin gegenüber Palladium innerhalb des Berichtszeitraums zum Ausdruck. Historisch betrachtet befindet sich das Platin/Palladium-Ratio aktuell auf Tuchfühlung mit seinem 2001 markierten Allzeittief. Zur Erinnerung: Damals legte der technische Indikator binnen weniger Jahre auf Werte von über vier zu – was in erster Linie durch eine regelrechte Explosion des Platinpreises verursacht worden war. Wichtig zu wissen: Ein steigendes Platin/Palladium-Ratio muss nicht zwingenderweise mit einem steigenden Platinpreis einhergehen, schließlich würde sich diese Kennzahl auch dann nach oben bewegen, wenn der Platinpreis im Falle einer Edelmetallbaisse weniger stark zurückfallen würde als Palladium. Das gegenwärtig niedrige Ratio sollte man jedoch folgendermaßen interpretieren: Verglichen mit Palladium kann man Platin als sehr preisgünstig einstufen.
Gold/Platin-Ratio: Auch dieser technische Indikator zeigt auf, dass Platin im Vergleich mit Gold derzeit ausgesprochen günstig bewertet wird. Hier fällt das Ausmaß der Unterbewertung allerdings deutlich geringer aus, schließlich hat sich im vergangenen Jahrzehnt das Gold/Platin-Ratio von 0,8 auf aktuell 1,6 „lediglich“ verdoppelt. Fazit: Grundsätzlich kann man Platin innerhalb des Edelmetallsektors als relativ günstig betrachten und ihm daher erhebliches Aufholpotenzial zugestehen.
Was Sie beim Kauf von Platin in physischer Form wissen sollten
Wer über ein Platininvestment nachdenkt, sollte sich jedoch über die beiden folgenden Aspekte im Klaren sein. Erstens: Platin weist gegenwärtig eine deutlich höhere Kursschwankungsintensität als Gold auf und gilt somit als riskanteres Investment. Während die historische 250-Tage-Volatilität von Gold unter zehn Prozent liegt, wird für Platin ein Wert von über 17 Prozent angezeigt. Zweitens: Der Kauf von Platinbarren bzw. Platinmünzen ist mehrwertsteuerpflichtig, wodurch sich die potenziellen Renditechancen entsprechend reduzieren. Dieser Nachteil lässt sich – selbstverständlich völlig legal – über das Schweizer Zollfreilager von pro aurum umgehen. Dort können Sie derzeit vier Platinbarren in den Gewichtsklassen von einer Feinunze bis 1.000 Gramm sowie zwei Unzenmünzen (Philharmoniker und Platypus) ohne Mehrwertsteuer handeln. Diese würde erst anfallen, wenn die Edelmetalle das Zollfreilager verlassen.
Hier finden Sie unser Platin-Münzenangebot (beispielsweise Platin Philharmoniker, Platin Maple Leaf) unsere Platin-Barren.
Bildrechte: ©NathalieVanBergen, Fotolia